Owa sorgt sich um verstopfte Pumpwerke

Verzopfung hat nichts mit Friseuren zu tun, sondern ist ein Fachbegriff auf der Abwasserwelt. Wenn sich nämlich diverse feste und fette Stoffe im Abwasser zusammenklumpen und lange Zöpfe bilden. Diese verstopfen in Coronazeiten die Pumpwerke deutschlandweit, darunter leidet auch die Owa, die Osthavelländische Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung GmbH Falkensee. Owa-Chef Günter Fredrich kann davon ein leidvolles Lied singen: „Eigentlich kommt jeden Tag eine Störmeldung.“ Die Sache mit dem Toilettenpapier: Normalerweise zermalmen die Pumpwerke gewisse Feststoffe grob, aber in den letzten Wochen sind sie überfordert. „Papiertaschentücher und Papier von Küchenrollen zersetzen sich nicht wie normales Toilettenpapier, sie verklumpen“, schildert Günter Fredrich das Problem. Katzenstreu im Klo: Hinzu kommen jede Menge Essensreste, Katzenstreu und sonstige Dinge, die nichts in der Toilette zu suchen haben. Alte Gurken, kaputte Matchboxautos – alles dazwischen. „Manche gebrauchen die Kanalisation als Müllhalde“, kritisiert der Owa-Chef. Das betrifft offensichtlich Privathaushalte wie Betriebe, in Velten landete bei einer Firma eine Tonne Fett im Abwassernetz. Da war die Leitung dann zugesetzt. Eklige Angelegenheit: So eine Verzopfung zu beseitigen ist eine ziemlich eklige Angelegenheit. Die Pumpe muss aus dem Wasser gezogen werden, die Männer müssen dann mit Haken und Händen den Ekelzopf herausziehen. Mehr Wasser verbraucht: Aber nicht nur in Sachen Abwasser hat die Owa-Firma in diesen Wochen mehr zu tun. „Der Trinkwasserbedarf ist sprunghaft angestiegen“, sagt Günter Fredrich. Das Wasserwerk Staaken liefert das Doppelte, Hennigsdorf fast 180 Prozent von der Menge, die im Februar oder März verbraucht worden sind. Hier kommen das trockene Wetter und Zeit für Gartenarbeit offenbar zusammen. „Der Aprilwert wurde sonst erst im Mai oder Juni erreicht“, sagt Günter Fredrich zu dem Trend. Auch das hat sich geändert, selbst wenn Fredrich dafür keine rechte Begründung weiß: Die Leute verbrauchen in der Nacht mehr Wasser als zuvor. Kundencenter geschlossen: Corona hat auch einige innere Abläufe in der Firma verändert. Der Besucherverkehr wurde eingestellt, Anfragen laufen derzeit übers Telefon. Das Telefon des Kundencenters ist besetzt, in den nächsten Tagen werden hier noch Schutzscheiben angebracht mit Blick auf die künftige Normalisierung des Besucherverkehrs. Wechsel der Wasserzähler: Um Kontakt zwischen Menschen zu minimieren, sind Kunden aufgefordert, die turnusmäßige Ablesung ihrer Wasseruhren selbst vorzunehmen. Sie können den Wert über Internet oder auf dem Postweg mit Karte melden. Wasserzähler müssen alle sechs Jahre gewechselt werden; wer Angst davor hat, dass Monteure einen Virus ins Haus bringen, kann auf einen späteren Termin setzen. „Aber solche Fälle sind die absolute Ausnahme“, sagt Fredrich. Auf Homeoffice hat die Firma weitestgehend verzichtet. „Die sensiblen Daten von 40000 Kunden sollen in unserem Firmengebäude bleiben“, sagt der Geschäftsführer. Im Haus hätten fast alle Mitarbeiter Einzelbüros. Es besteht ein rigides Reinigungsprogramm, etwa wenn es um das Desinfizieren von Türklinken und Treppengeländer geht. Im Wasserwerk werden die Kollegen nicht mehr in Gruppen, sondern meist einzeln eingewiesen, die Arbeit ist so organisiert, dass sie sich möglichst aus dem Weg gehen. Die Maschinisten sind einzeln in der Schicht, da läuft vieles automatisch. Die Transporter sind mit maximal zwei Leuten besetzt, und sie sind mit Mundschutz ausgestattet, falls die Männer etwa in Tankstellen zu tun haben. Angebote von Baufirmen: Wenn die Coronakrise auch etwas Gutes bringt, so verweist Günter Fredrich auf den Bereich Tiefbau. Hier lägen inzwischen wieder Angebote von den Baufirmen vor. Insgesamt hatte es auf den Baustellen bisher keine Materialengpässe gegeben. So wird planmäßig an der neuen Leitung zwischen Marwitz und Eichstädt gearbeitet. Bau am Kreisverkehr: Gut auch für Falkensees auffälligste Baustelle an der Kreuzung von Bahnhofstraße und Poststraße. Hier entsteht ein Kreisverkehr, die derzeitigen Bauarbeiten mit ihren Sperrungen nutzt die Owa, um auch drei Maßnahmen abzuarbeiten. Am Mittwoch wurde in der Poststraße ein Stück aufgegraben, um ein etwa einhundert Jahre altes Metallrohr zu ersetzen. Dafür müssen die Anwohner am Donnerstagvormittag etwa drei Stunden auf Wasser aus der Leitung verzichten. Im Herbst folgen zwei Bauabschnitte in der Bahnhofstraße. Von Marlies Schnaibel

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