Friesack: Sieger beim Architektenwettbewerb wurden geehrt

Ein Architektenwettbewerb ist für Friesack ein eher seltenes Ereignis, und das war die Aufgabe für die Büros: Auf einem länglichen, recht schmalen Grundstück am Sonnenweg in Friesack sollten sie einen neuen Hortbau konzipieren. Der Platz ist zudem dadurch eingeschränkt, dass zur Buswendeschleife hin ein Abwasserrohr im Boden liegt, das nicht überbaut werden darf. Und das neue Gebäude sollte unbedingt mit dem bestehenden Kita-Bau verbunden werden. Neun Architektenbüros machten sich gemeinsam mit Landschaftsplanern an die Arbeit. Am besten hatte diese Aufgabe am Ende das Büro Frölichschreiber Architekten aus Berlin gemeinsam mit hutterreimann Landschaftsarchitektur aus Berlin gelöst – so die Ansicht der Jury. Zur Eröffnung der Ausstellung mit allen Entwürfen im Rathaus Friesack wurden Vertreter des Gewinners mit einer Urkunde und einem Preisgeld von 8000 Euro geehrt. Kurzer Weg zum Bewegungsraum: „Vom Raumprogramm her hat sich der Sieger fast 1:1 an die Vorgaben gehalten. Und der Bewegungsraum ist zwischen den beiden Gebäuden angeordnet, so dass er auch für die Kinder der Kita auf kurzem Weg genutzt werden kann“, nannte Rainer Lehmann zwei der Aspekte, die die Jury überzeugt haben. Lehmann gehört zum Büro ews, hat gemeinsam mit Kollege Roland Schmuck den Wettbewerb koordiniert. Mit rund 4,5 Millionen Euro muss Friesack für den Bau rechnen, den man sich wegen dieser hohen Kosten gerne erspart hätte. Doch die Kommune ist im Zugzwang, sie muss so schnell wie möglich Horträume schaffen. Momentan nutzt sie für den Hort einen Bereich in der kreislichen Kooperationsschule, ist dort Mieter. „Der Landkreis hat jedoch signalisiert, dass wir das nicht mehr lange können“, sagt Amtsdirektor Christian Pust. Platz für 110 Hortkinder: Grund sind steigende Schülerzahlen, die Horträume werden deshalb in naher Zukunft für den Unterricht benötigt. So fiel die Entscheidung, einen Hortneubau anzugehen, der Platz für 110 Kinder bietet und den der Landkreis mit rund 250 000 Euro fördern will. Doch damit nicht genug: Weil abzusehen ist, dass auch der Bedarf an Kita-Plätzen wächst, soll ein Bereich für 40 Kinder geschaffen werden. Der Wettbewerb wurde als einphasiger Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren europaweit ausgelobt und für Architekten/bauvorlageberechtige Ingenieur – bindend mit einem Landschaftsarchitekten – ausgeschrieben. Zwölf Architektur- und Landschaftsplanungsbüros haben sich daraufhin beworben. Davon wurden sechs Büros ausgewählt, zudem benannte die Stadt vier weitere Büros. Letztlich nahmen am Wettbewerb neun Büros teil. Am 18. Februar fand von 9.30 bis 17.30 Uhr die Jurysitzung im Feuerwehrgerätehaus statt. Daran nahmen Fach- und Sachpreisrichter teil. Die Siegerentwürfe sowie auch alle anderen eingegangenen Entwürfe sind ab sofort für drei Wochen im Rathaus der Stadt Friesack ausgestellt. Sollte das Gebäude so umgesetzt werden, wie vorgestellt, dann hätten die Kita-Kinder im Erdgeschoss viel Platz zum Spielen und könnten auf direktem Weg in den Garten gelangen. Da die untere Etage teilweise eingerückt ist, entsteht dadurch eine überdachte Terrasse. Innen lädt eine großzügige Spieltreppe zum Toben ein samt einer Spielhöhle darunter. Verglaste Fenster sorgen in den Eckbereichen des Gebäudes für reichlich Licht. Fassade aus Holz: Für die Hortkinder steht im Obergeschoss ein breiter Spielflur zur Verfügung – mit Hausaufgaben- und Kreativräumen. Letzte sind zum Garten hin angeordnet. Über eine seitlich angeordnete Terrasse sowie großzügig ausgelegte Treppe kommen die Kinder gut in den Garten. Die Fassade des Gebäudes ist zudem mit Holz verkleidet. „Wir denken, dass das Gebäude dadurch von außen eine warme Anmutung hat“, sagt Architekt Henrik Frölich. Einen der beiden zweiten Plätze hat das Büro kleyer.koblitz.letzel.freivogel aus Berlin mit KUULA Landschaftsarchitekten aus Berlin belegt. Wie Vertreter Philipp Posth sagte, sei auch in dem Falle der Kita-Bereich unten angeordnet worden. Eine Pergola verbindet Alt- und Neubau. Für die Fassade wurde Sichtbeton ausgewählt. Besonders auffällig ist das so genannte Shed- oder auch Sägezahndach, das man sonst von Atelier- oder Industriebauten kennt. Über die Richtung Norden angeordneten Fensterbänder wird eine indirekte Beleuchtung ermöglicht. Sehr einladender Flur: Zu den Sachverständigen beim Architektenwettbewerb gehörte auch Sarah Napiralla, Leiterin der Kita „Rhinspatzen“. Am Siegerentwurf schätzt sie unter anderem den lichtdurchfluteten Flur im Obergeschoss des Hauses. „Das ist sehr einladend. Außerdem ist der Übergang vom Alt- zum Neubau mit dem Bewegungsraum perfekt gelöst. Und auch von der Treppe, die als Treffpunkt und zum Spielen dient, wurden wir positiv überrascht“, sagte sie. „Wir werden in den nächsten Wochen versuchen, mit den Siegern über einen Architektenvertrag zu verhandeln“, sagte Pust. Vorher muss aber noch etwas anderes geklärt werden, nämlich „ob sich der Erwerb eines anderen nahe gelegenen Objektes für den Hort anbietet“, verweist Pust auf einen Auftrag aus dem politischen Raum. Von Andreas Kaatz

Friesack - Ein neues Haus für 150 Kinder