Paulinenaue: Wald durch Klimawandel stark geschädigt

Carsten Engelmann hat gleich zwei Passionen. Zum einen ist er Kinderchirurg, praktiziert an drei Tagen am Klinikum in Brandenburg an der Havel. Zum anderen kümmert er sich den Rest der Woche um einen Wald in der Pessiner Heide bei Paulinenaue. 300 Hektar nennt die Familie dort seit 20 Jahren ihr eigen, zum großen Teil Eichen und Buchen. Doch was die trockene Witterung in den vergangenen Jahren aus ihrem Wald, aber auch aus den angrenzenden Forstflächen anderer Besitzer gemacht hat, das bereitet ihm große Sorgen. Denn ein Großteil der Bäume weist Schäden auf. Engelmann spricht von einem Massensterben. Betroffen seien mehr als 200 Jahre alte Eichen. „Die Fichte ist schon tot, jetzt sterben unsere Zukunftsbaumarten Eiche und Buche“, sagt er. Die Rinde reißt auf, fällt ab. Die Stämme färben sich rötlich. „Die Eiche blutet.“ Ein Stück Identität gehe verloren, sagt er. Dabei sei doch der Mischwald derjenige, „den man landläufig als Rettung aus der Klimakrise anpreist“. Nicht zuletzt gehe mit dieser Entwicklung auch eine Entwertung des Holzes einher. Auch starke Bäume sterben ab: „Die alten und schwachen Bäume sterben ab, aber auch die jungen und starken kommen nicht klar mit dem Klimawandel“, sagt Engelmann. „Ein Mittel, um den Hochwald zu erhalten, seien Pflanzungen.“ Sieben Hektar sollen in diesem Jahr in seinem Bereich neu mit Bäumen bestückt werden. Zu den Baumarten gehören neben der Eiche auch Esskastanie, Schwarzpappel, Schwarznuss oder Kiefer – darunter Arten, die mit Trockenheit und Hitze besser klar kommen als heimische. Für den Waldbesitzer steht fest: Wenn er nichts tun würde, dann wären eine Vergrasung und Verbuschung die Folge. Die Traubenkirsche würde immer mehr Besitz ergreifen. Das will er vermeiden. Er möchte den Waldumbau angehen und bezeichnet dies als „gewaltige Aufgabe“, um den Forst zu retten. Kurzer Weg ist notwendig: Allerdings gibt es ein Problem: Carsten Engelmann wohnt in Arneburg in Sachsen-Anhalt. Doch um den Wald retten zu können, benötige er unbedingt ein Betriebsgebäude vor Ort – am Eingang des Waldes –, um auf kurzem Wege die Arbeiten in Angriff nehmen zu können. Die Waldrettung könne nicht aus der Ferne gelingen, sagt er. Und mit Paulinenauern sei er schon im Gespräch, damit von einem solchen Forsthaus aus auch Waldpädagogik betrieben werden könne. Doch mit seinen Anträgen ist er bei den zuständigen Forstbehörden vorerst gescheitert. Dort sieht man keinen Grund, eine Genehmigung zu erteilen. Selbst an Ministerpräsident Woidke hatte Engelmann schon geschrieben deshalb. Doch auch das brachte bisher nichts. Jetzt überlegt er gar, mit einer Protestaktion vor das zuständige Landesministerium zu ziehen, um mit seinem Anliegen Gehör zu finden. „Einen Wald zu haben, war immer mein Traum“, sagt Engelmann, der als Kind auch in Ferch in der Gemeinde Schwielowsee lebte. Dass er, wie andere Waldbesitzer in der Vergangenheit, seinen kranken Forst verkauft, kommt für ihn – vorerst zumindest – nicht in Frage. Er hofft, dass es trotzdem noch klappt mit dem Betriebsgebäude: „Woanders beschweren sich die Leute über ortsferne Investoren. Ich bin nur hier, um den Wald zu retten.“ Von Andreas Kaatz