Zwei Paulinenauer wollen in ihrem Dorf investieren

Dass sie alte Bausubstanz retten und einer neuen Nutzung zuführen können, das haben die Brüder Matthias und Burkhard Kunkel bereits 2010 bewiesen. Sie kauften damals das leerstehende und marode alte Gutshaus von Paulinenaue, sanierten es und machten daraus eine Senioreneinrichtung. Damit bekam eines der ältesten Häuser eine neue Zukunft. Und die Kunkels ließen damals wissen: „Wir würden es wieder tun“. Nun ist die Gelegenheit dazu gekommen: Die beiden Paulinenauer, denen ihr Heimatort sehr am Herzen liegt, haben Gebäude und Flächen des ehemaligen Instituts für Futterproduktion erworben. Diese standen unlängst zum Verkauf, am 1. Juli dieses Jahres erfolgte der Eigentumswechsel. Mitscherlich-Haus erworben: Somit verfügen sie jetzt westlich der Professor-Mitscherlich-Allee über das Mitscherlich-Gebäude von 1954 sowie zwei Flachbauten, in denen sich unter anderem die Schülerspeisung und die Schänke befinden. Darüber hinaus gehört ihnen auf der anderen Straßenseite das Jugendhaus samt Saal. Warum sie die Gebäude und Flächen erworben haben? „Das ist der gleiche Beweggrund wie beim Schloss: Lokalpatriotismus. Wir wollen etwas Niveauvolles und Bleibendes für den Ort hinbekommen“, sagt Matthias Kunkel. Viel Entwicklungspotenzial: Und sein Bruder Burkhard ergänzt: „Die Objekte haben viel Entwicklungspotenzial. Wir wollen ein Ensemble schaffen, das etwas für den Ort bringt, für Groß und Klein, für Jüngere und Ältere.“ Dabei will man mit Partnern ins Gespräch kommen. Denn die Gebäude allein zu bewirtschaften, sei nicht möglich. Vorstellungen dazu, was daraus werden soll, haben sie schon. Manches ist erst noch eine Idee, anderes wird schon konkret. So soll beispielsweise aus dem Prof.-Mitscherlich-Haus, in dessen Dachgeschoss sich Wohnungen befinden, ein zweiter Standort für die Paulinenauer Grundschule werden. Bauantrag wird vorbereitet: Denn die platzt aus allen Nähten. Da das Haus nach der Wende im Erd- und Obergeschoss zu Seminarräumen für die Erwachsenenbildung umgebaut worden war, die zuletzt kaum noch genutzt wurden, existieren gute räumliche Bedingungen. Ab dem Schuljahr 2021/22 könnten dort der Hort sowie die Klassenstufen 1 und 2 unterkommen. „Einen Mietvertrag haben wir noch nicht, aber die Gemeindevertreter haben das Raumkonzept positiv beschieden“, sagt Matthias Kunkel. Nun solle ein Bauantrag vorbereitet werden. In dem einen Flachbau auf dem Gelände erfolgt seit Schuljahresbeginn wieder die Schülerspeisung. Mit im Haus ist die Schänke, die als Begegnungsstätte mit Gastronomie erhalten bleiben soll. Angebot an Mediziner: Aus dem anderen Flachbau gegenüber soll voraussichtlich ein kleines medizinisches Versorgungszentrum werden. Die Brüder hoffen, dass dort künftig Interessenten wie ein Allgemein- oder ein Kinderarzt sowie eine Physiotherapie zumindest tageweise Sprechstunden und somit eine medizinische Grundversorgung anbieten. Dass es sich für die Mediziner lohnen wird, davon sind sie überzeugt. Denn der Zuzug nach Paulinenaue hält an, kürzlich erst wurden Bebauungspläne für die Ortsmitte präsentiert. Das Haus soll nach den Wünschen der Mediziner umgebaut werden, heißt es. Jugendhaus mit 38 Zimmern: Denkbar wäre darüber hinaus noch ein Neubau – als östlicher Abschluss des Geländes, eventuell auch eingeschossig. Dort könnte ein Wohngruppe für ältere Menschen mit acht bis zehn Plätzen einziehen. Dies wäre nach Ansicht von Burkhard Kunkel eine gute Ergänzung zur benachbarten Senioreneinrichtung im Schloss sowie zur Tagespflege des Gemeinschaftswerkes im ehemaligen Kuhstall. Das Jugendhaus soll auch in Zukunft als Beherbergungseinrichtung geführt werden. 38 Zimmer – mit zwei bis fünf Betten – stehen zur Verfügung. Matthias Kunkel, Geschäftsführer der Jugendhaus Paulinenaue GmbH, ist optimistisch, dass das Angebot künftig gut angenommen werden, „denn es gibt wenig Übernachtungsmöglichkeiten in der Umgebung“. Die Ausstattung ist zwar einfach, aber die Zimmer verfügen alle über ein Bad. Die Vermietung läuft. Zusammenarbeit mit Flugplatz: Wenn erst die Corona-Zeit überstanden ist, dann hofft er auf ordentlichen Zuspruch. Denn in Verbindung mit dem Saal eigne sich das Haus gut, um etwa Familienfeiern oder Seminare durchzuführen. „Wie sind jetzt auch dabei, die Zusammenarbeit mit dem Flugplatz Bienenfarm auszubauen“, sagt Matthias Kunkel. So können in dem Haus Piloten, die ins Havelland kommen, übernachten. Nicht erwerben konnten Matthias und Burkhard Kunkel bisher das frühere Institutsgebäude links neben dem Mitscherlich-Haus. „Wir hoffen, dass wir das ebenfalls noch kaufen können. Dies wäre zur Komplettierung des Ensembles sehr schön und man könnte es in den Bildungsstandort einbeziehen“, sagt Burkhard Kunkel. Und ein gewisses persönliches Interesse daran haben die Beiden nebenbei auch. Denn ihre Mutter hat in dem Haus fast ihr gesamtes Berufsleben verbracht, war Direktionssekretärin – unter anderem bei Asmus Petersen, dem zweiten Institutsleiter. Ihr Vater arbeitete zudem als wissenschaftlicher Mitarbeiter auf dem Gelände. Von Andreas Kaatz