Havelland: Das waren Höhepunkte in 30 Dienstjahren von Hans-Jürgen Löwe

In seinem Büro hat Hans-Jürgen Löwe ein Flip-Chart aufgestellt. Zu Papier gebracht hat er eine Liste mit Dingen, die er noch erledigen muss. Ganz am Ende steht: „Büro aufräumen.“ Da will Löwe bis zum 31. Mai einen Haken dran setzen. Das ist sein letzter Arbeitstag in der havelländischen Kreisverwaltung. 30 Jahre und einen Monat war er dann in Diensten der Kreisverwaltungen Nauen und Havelland. Hans-Jürgen Löwe war der Mann hinter der ersten Reihe. Als Leiter des Amtes zur Regelung offener Vermögensfragen, als Leiter der Kreiskämmerei und später als Leiter der Kommunalaufsicht im Kreis belegte er stets wichtige Positionen. „Irgendwann hatte ich auch im Sinn, mich als Dezernent zu bewerben. Aber letztlich kam es, wie es kam“, erinnert sich Löwe. Von den drei großen Missionen, die er für die Kreisverwaltung zu erfüllen hatte, war ihm das Amt zur Regelung offener Vermögensfragen die liebste. Manchmal saßen sie an seinem Tisch – die Rückkehrer aus dem Westen und die Interessenvertreter aus dem Osten. „Das Ziel war immer eine Einigung“, sagt Löwe. Aber manchmal wurde eine Sache auch vor Gericht ausgefochten. Gern erinnert sich Löwe an die Rettung des Ketziner Kinderheimes. „Da lag ein Restitutionsanspruch drauf und wir haben es letztlich vor dem Bundesverwaltungsgericht durchgefochten“, erinnert er sich. Eigentlich wollte er gar nicht beim Landkreis Nauen anfangen. „Ich hatte da eher Anwaltskanzleien in Berlin und im Harz im Auge“, sagt Löwe. Dann habe ihn sein Studienkollege Burkhard Exner „überredet“. Exner, später war er Beigeordneter im Kreis Havelland, war damals schon beim Kreis Nauen. Exner geht, Löwe bleibt: Exner wechselte irgendwann zur Stadtverwaltung Potsdam. Löwe blieb. Sein geliebtes „Kampfamt“ musste er aber abgeben. Die neue Aufgabe wartete in der Kämmerei, wo Jörg Grigoleit bis dahin für die Finanzen des Kreises verantwortlich war. Grigoleit wurde Geschäftsführer der Havelland Klinik Nauen – aus der später ein kleiner Gesundheitskonzern erwuchs. Löwe wurde der Herr der Zahlen. „Die Herausforderung war die hohe Verschuldung, die aufgrund der Kreisfusion entstanden war“, sagt Löwe. Ein Haushaltssicherungskonzept und ein Doppelhaushalt waren Hürden. „Die haben wir im Team gemeistert. Egal in welchem Amt, ich hatte immer sehr gute Mitarbeiter“, so Löwe. Ohne sie sei das Arbeitspensum nicht zu schaffen gewesen. Nach zehn Jahren in der Kämmerei kam die doppische Haushaltsführung und das Angebot, als Leiter zur Kommunalaufsicht zu wechseln, kam für Hans-Jürgen Löwe gerade zur rechten Zeit. „Hier habe ich einen neuen Blick auf die Gemeinden bekommen“, sagt er. Natürlich habe es immer wieder Ärger gegeben – dennoch habe er sich immer als Begleiter von Bürgermeister und Amtsdirektoren gesehen. Und Löwe lobt die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker. „Was da geleistet wird, ist unglaublich.“ In den vergangenen Jahren sei es immer wieder gelungen, die kommunale Familie zusammenzuhalten. Als Beispiele nannte er die verschuldeten Gemeinden Kotzen und Kleßen-Görne. Urgestein in der Verwaltung: Eine Überraschung wartete auf Hans-Jürgen Löwe bei der Kreistagssitzung am vergangenen Montag in Paaren im Glien. Landrat Roger Lewandowski würdigte Löwe, als die Abberufung zum 1. Juni auf der Tagesordnung stand. „Man kann ihn nicht ohne etwas gesagt zu haben, gehen lassen“, so der Landrat. Löwe sei ein „Urgestein“ der havelländischen Kreisverwaltung. In Brieselang wird sich Löwe in Zukunft dem Garten („das muss getan werden“) widmen. Er möchte sein Geigenspiel wieder intensivieren und vielleicht Klavierunterricht nehmen. Ganz aufhören möchte Löwe nicht. „Ich bin dann noch im Aufsichtsrat der HAW und am Leitbildprozess der Verwaltung arbeite ich ebenso mit.“ Zeit hat Löwe dann auch für seinen alten Wohnwagen, mit dem man ganz frei und gelöst losfahren kann. „Die Unabhängigkeit ist toll“, sagt Löwe. Darum kommt ein kommunalpolitisches Mandat eher nicht infrage. „Höchstens als sachkundiger Bürger in einem Gemeindeausschuss“, sagt Löwe. An einigen Aufgaben, die auf der Liste am Flip-Chart stehen, hat Löwe bereits einen Haken gemacht. Er geht es akribisch an. So, wie man es von einem Mann gewohnt ist, der in der Verwaltung sehr viel mit Haushaltsfragen und Zahlen zu tun hat. Von Joachim Wilisch