Havelland: Trotz Corona-Pandemie funktioniert so der Autokauf

Sanft streicht die Hand über die Karosserie eines Autos. Es muss gefühlt und die Sitze aus Stoff oder Leder müssen berührt werden. Auch der Platz hinter dem Lenkrad wird getestet. Oft geht dem Kauf eines Autos eine lange persönliche Begutachtung durch den Kunden voraus. Für viele Menschen ist das fast wie ein Ritual. Doch in der aktuellen Corona-Zeit und vor allem während des Lockdowns ist dies nun nicht mehr möglich. Kunden können sich ihr Wunsch-Auto vorab nicht persönlich und in Ruhe anschauen. Auch eine Probefahrt ist gegenwärtig nicht erlaubt. Bestellungen müssen jetzt online oder telefonisch abgewickelt werden. Das frustriert nicht nur die Kunden selbst, sondern auch die Inhaber der Autohäuser. Die Nähe zu den Kunden wird vermisst: „Es ist absolut nicht zufriedenstellend“, sagt etwa Alexander Stach, Geschäftsführer von „Havelland Automobile“ in Nauen. Der persönliche Kontakt zu den Kunden fehle ihm und seinem rund 20-köpfigen Team sehr. Auch von vielen Kunden höre Alexander Stach, dass sie den Kontakt vermissen würden. „Oft haben die Kunden Fragen zum Navigationsgerät, zur Technik oder Sonstigem. Hier fehlt der persönliche Kontakt schon sehr“, sagt er. Und auch wirtschaftlich merke man das. Es gelinge zwar, Stammkunden, die ihn und seine Verkäufer seit Jahren gut kennen, zu halten, doch sei es ohne den persönlichen Kontakt unheimlich schwer, neue Kunden zu generieren. „Im persönlichen Gespräch schafft man auch Vertrauen“, sagt Alexander Stach. Zudem würden neue Kunden den gesamten Verkaufsprozess oft nicht kennen, was es zusätzlich schwer mache. „Auch deshalb ist der Verkauf von Autos stark zurückgegangen“, beschreibt Alexander Stach die Situation. Zwar biete „Havelland Automobile“ auch Service- und Werkstattleistungen an, doch würde der Verkauf einen Großteil des Umsatzes ausmachen. Die Perspektivlosigkeit des Lockdowns: Von den rund 20 Mitarbeitern habe er lediglich seine beiden Verkäufer in Kurzarbeit schicken müssen. Dabei „sind die beiden unglaublich kommunikative Menschen, welche die Action brauchen“, beschreibt er seine beiden Angestellten. Auch für sie würde ihm die Situation sehr leid tun. Vor allem auch die Perspektivlosigkeit mache Alexander Stach aktuell zu schaffen. „Wir haben kein Ziel und leben in Ungewissheit. Keiner kann sagen, wann das alles vorbei ist“, sagt er. Und sollten sich die Maßnahmen bis in den Sommer ziehen, befürchte er gar ein Sterben der Autohäuser. Zudem „die Menschen, sollte im Sommer wieder mehr möglich sein, vermutlich mehr reisen oder andere Dinge unternehmen, anstatt sich ein neues Auto anzuschaffen“, sagt er. Auch andere Autohäuser sind betroffen: Auch Sven Helterhoff spürt einen Rückgang der Autoverkäufe. Er ist Obermeister beim Premnitzer „Autohaus H & H“. Die Pandemie treffe die Menschen natürlich auch finanziell. Doch schon nach dem ersten Lockdown hätten viele Kunden den Kauf eines Autos nachgeholt. Darauf hofft Sven Helterhoff auch jetzt. „Aktuell sind die Kunden zurückhaltender. Viele Menschen wurden auch finanziell getroffen“, sagt er. Doch er glaubt, „dass die Menschen die Käufe erst einmal nur aufschieben, bis es für alle etwas mehr Sicherheit gibt“, sagt er. Auch würde der Verkauf von Autos zum Großteil physisch ablaufen, nun habe man den Kunden vor allem Online ein großes Angebot mit ausführlichen Informationen zu den einzelnen Fahrzeugen bereitgestellt. Dennoch sei der Zeitpunkt des Lockdowns denkbar schlecht. „In den ersten fünf Monaten eines Jahres machen wir den größten Umsatz“, sagt Sven Helterhoff. Dennoch habe er noch keine Existenzängste. Auch keinen seiner rund 60 Mitarbeitern aus dem Verkauf oder der Werkstatt, die ohnehin normal laufen würde, in Kurzarbeit schicken müssen. Es werden weniger Autos verkauft: Die Einbußen im Verkauf von Autos merkt auch Peter Przestacki, Geschäftsführer und Inhaber vom Haus „Autopunkt Falkensee“. Seit 30 Jahren hat er das Geschäft. Seine Existenz sehe er durch die Pandemie und den fehlenden persönlichen Verkauf der Autos aber nicht gefährdet. Von seinen rund 15 Mitarbeitern in den zwei Geschäften habe er auch noch niemanden in Kurzarbeit schicken muss. „Im Verkauf merkt man den Lockdown schon, im Service und in der Werkstatt läuft aber alles wie bisher“, sagt Peter Przestacki. Nun müsse der überwiegende Teil des Verkaufs eben online oder telefonisch funktionieren. Bisher scheint es zu gelingen. Doch er freue sich darauf, wenn die Kunden wieder zu ihm in die Läden kommen können und er ihnen die Autos im persönlichen Gespräch vermitteln kann. Von Steve Reutter