Badespaß im Ketziner Strandbad – mit Unterbrechungen

Drei Tage nach der erstmaligen Öffnung in diesem Jahr muss das Strandbad Ketzin schon wieder schließen. „Ohne Bademeister können wir aus versicherungstechnischen Gründen niemanden ins Wasser lassen“, sagte Franziska Leibnitz, die im Rathaus für Strandbad und Tourismus verantwortlich ist, am Samstag. Erst Mittwoch ist wieder Badetag, wenn Chris Peter, einziger Schwimmmeister im Strandbad, seine beiden freien Tage abgebummelt hat und wieder auf dem Steg Aufsicht führen kann. 800 Badegäste an drei Tagen: Mehr als 800 Gäste tummelten sich am ersten Saison-Wochenende im Strandbad. Kein Wunder bei Wassertemperaturen von 23 Grad. Viele machten es sich auf den drei neuen Holzliegen (Waldsofas) bequem, die mit Zuschüssen vom Landkreis angeschafft wurden, oder suchten sich einen Schattenplatz unter Bäumen. Bei Jeannette Offermann im Bad-Bistro gingen die Pommes am besten, wie immer. Die wegen der Corona-Krise festgelegte Obergrenze von 1000 Besuchern pro Tag wurde nicht angekratzt. Am Kassenhäuschen wechselte Geld nur im „Klingelbeutel“ den Besitzer – eine der Corona-Regeln. Dazu gehören auch: nur einer im WC, nur einer in der Umkleide und immer Abstand auf der Wiese und im Wasser halten. Auf der Wasserrutsche sind nur zwei Personen gleichzeitig erlaubt. Über die Zukunft des Bades diskutiert: Für Diskussionsstoff unter den Badegästen sorgten am Samstag die Überlegungen der Stadt Ketzin, das Strandbad ab nächstem Jahr in eine offene Badestelle umzuwidmen. „Wir haben einen jährliches Defizit von etwa 100 000 Euro, die aus der Stadtkasse zugeschossen werden müssen. Der durch Corona bedingte verspätete Start lässt die Einnahmen weiter sinken“, erklärte Franziska Leibnitz. Wenn aus dem Strandbad eine Badestelle ohne Eintrittsgeld und Bademeister wird, müssen aber wohl die Stege und die Rutsche verschwinden. „Alleine der Abbau der Stege kann in den fünfstelligen Bereich kommen,“ sagte Leibnitz, die nach Alternativplänen sucht, wie das Bad kostengünstiger betrieben werden kann. Die meisten Gäste am Samstag jedenfalls waren der Meinung, dass man alles so belassen sollte wie bisher. Ohne Aufsicht würde die Sauberkeit leiden, außerdem sei es sicherer, wenn ein Bademeister das Geschehen der Badenden beobachtet. Ob sich bei einer offenen Badestelle noch ein Bistro lohnen würde, bezweifelt Jeannette Offermann. Seit sieben Jahren sorgt sie für die Gastronomie im Naturbad. Der Fischerstadt würde etwas fehlen: „Die Eintrittspreise sind vielleicht zu niedrig“, sagten Gäste aus Potsdam. Nur 20 Prozent der Ketziner nutzen das Bad regelmäßig, die meisten kommen von außerhalb – das sehen die Mitarbeiter an der Kasse an den Kennzeichen der parkenden Autos. „Ich bin traurig, wenn das mit der Badestelle kommt“, sagte die Ketzinerin Inge Lamprecht, die oft im Strandbad schwimmt. Und sie ergänzt: „Dann fehlt was in der Fischerstadt.“ Auch Ketzins ehrenamtlicher Sportbeauftragter Burkhard Severon hat sich darüber seine Gedanken gemacht. „Das Bad könnte morgens und abends vom Campingplatz-Besitzer auf- und zugeschlossen werden, der Zaun muss erhalten bleiben“, sagte der Triathlon-Spezialist. „Wir müssen den Bad-Charakter erhalten, weil hier auch Schulen und Kinder ihre Schwimmkurse abhalten können“, so Severon, der sich in Bade-Ordnungen eingelesen und mit anderen Kommunen bereits Kontakt aufgenommen hat, um eine kostensparendes Modell auch für Ketzin zu entwerfen. Ehrenamtliche Rettungsschwimmer gesucht: Im Moment aber hat die Stadt das Problem, nur Chris Peter mit Rettungsschwimmer-Ausbildung zu haben. „Ehrenamtliche Bademeister, die Aufsicht machen können, werden gesucht“, sagte Franziska Leibnitz. Mit einem Bademeister in der Saison wird es wohl nur den Fünf-Tage-Badebetrieb pro Woche geben. Noch steht auf der Internetseite, dass das Bad durchgängig von 10 bis 19 Uhr in der Saison offen ist – wenn kein Schwimmmeister da ist, soll der Verleih von Kanus und Stand-up-Paddles weiter gehen. Von Ulrich Hansbuer