Freispruch für 32-jährigen Ketziner: Vergewaltigung war nicht beweisbar

Dreimal musste die Richterin die Aussage des vermeintlichen Opfers unterbrechen. Immer wieder brach die 31-jährige Franka Busch (Name geändert) in Tränen aus und schluchzte. Nur bruchstückhaft konnte sie sich an den Abend des 15. März 2020 erinnern, als sie in der Wohnung ihres damaligen Freundes in Ketzin/Havel war. Unterm Strich blieb sie bei ihrem Vorwurf, dass sie von ihrem Ex-Freund – dem Angeklagten Friedrich Stapler (Name geändert), in der gemeinsamen Wohnung an dem Abend festgehalten und dort vergewaltigt worden sei. Am Ende der dreistündigen Verhandlung kamen aber sowohl die Staatsanwältin als auch der Verteidiger zu der Einschätzung, dass die Tat dem Angeklagten nicht nachzuweisen ist, „weil zu viele Zweifel blieben“. Die Richterin des Schöffengerichtes sprach den Angeklagten schließlich frei. Sie wollte nur ihre Katzen besuchen: „In solchen Verfahren steht meist Aussage gegen Aussage, deshalb sind wir auf jedes Detail in den Aussagen angewiesen“, hatte die Staatsanwältin dem vermeintlichen Opfer immer wieder erklärt und damit ihre genauen und bohrenden Nachfragen zum Verlauf des Abends begründet. Franka Busch hatte den Angeklagten im Dezember 2019 kennengelernt und war im Februar 2020 zu ihm in einen Ketziner Ortsteil gezogen. Aber schon nach kurzer Zeit habe es Spannungen und Streit zwischen beiden gegeben. Schließlich hatte sie die Beziehung beendet. „Am Abend des 15. März wollte ich nach meinen Katzen gucken, die neben vielen meiner Sachen noch in der Wohnung waren. Außerdem hatte mich seine Mutter darum gebeten, ihm noch Zigaretten vorbeizubringen“, so Franka Busch. Aus dem geplanten Kurzbesuch wurden mehr als zwei Stunden. Der Angeklagte schilderte, dass sie sich zuerst wieder gestritten hätten und es dann aber zum „einvernehmlichen Geschlechtsverkehr“ im Schlafzimmer gekommen sei. Das bestritt die 31-Jährige. Erst fünf Tage nach der „Tat“ die Anzeige gestellt: Sie habe die Wohnung mehrfach verlassen wollen, aber: „Er hat sich vor die Tür gestellt und mich nicht rausgelassen.“ Auch, als sie mal zur Toilette musste, habe er sie sozusagen begleitet, damit sie nicht abhaue oder per Handy Hilfe hole. „Er hat mich später dann aufs Bett gedrückt, dort mit einem Arm irgendwie festgehalten und mich dann teilweise ausgezogen“, erklärte die 31-Jährige. An weitere Details, auch daran, wie sie in das Schlafzimmer in der Wohnung gekommen war, konnte sie sich nicht erinnern. Drei Tage nach der angeblichen Tat ging das vermeintliche Opfer noch mal in die Wohnung des Angeklagten, um von ihm Geld für „die Pille danach zu holen“. Auch das konnte die Staatsanwältin nur schwer nachvollziehen: „Sie wurden angeblich brutal vergewaltigt und gehen dann wieder zu dem Mann in die Wohnung?“ Angezeigt hatte Franka Busch die Vergewaltigung erst am 20. März. Zum Arzt ist sie auch erst einige Tage später gegangen. Sie begründete das:„Ich wollte das alles zunächst verdrängen und meine Ruhe haben.“ Von Jens Wegener