Ketzin: Der Machtkampf im Storchenhorst

„Es flogen Federn, es fielen kleine Äste aus dem Horst – der Kampf der beiden Störche in der Nähe der Ketziner Havelpromende dauerte fast 30 Minuten“, sagt Ines Beyersdorf und fügt hinzu:. „Sie flogen weg, kamen wieder und kämpften weiter. Am Ende hat der Verlierer den Horst verlassen.“ Dieses Naturschauspiel beobachteten Ines Beyersdorf und ihr Partner Eike Pritzkow Samstagnachmittag von ihrer Wohnung aus, denn der Horst steht auf ihrem Grundstück. „Es ist immer eine Freude, morgens zum Frühstück und abends nach der Arbeit die Störche zu beobachten. Im letzten Jahr gab es vier Junge, eines ist gestorben. Wir hoffen, dass es nun wieder eine erfolgreiche Brut gibt“, so Ines Beyersdorf. Kampf am Ostersamstag: Am 12. März hatte der erste Storch den Horst bezogen und begonnen, das Nest herzurichten. Der Vogel soll beringt gewesen sein, was darauf hindeutet, dass es das aus Süddeutschland stammende Tier aus dem Vorjahr war, wie die Storchenbeauftragte des Naturschutzbundes, Regionalverband Osthavelland, Claudia Jörg gegenüber der MAZ sagt. Der zweite Storch sei am 16. März eingeflogen. Beide Störche besetzten den Horst aber nicht ständig. „Ich vermute, sie haben in der Umgebung gefressen“, sagt Jörg. Zum Kampf kam es Ostersamstag. Laut Ines Beyersdorf habe der vertriebene Storch einen Ring getragen. Ob es sich dabei um das Weibchen aus dem letzten Jahr handelt, ist noch unklar. Man brauche ein Foto, um den Ring lesen zu können, erklärt die Storchenbeauftragte. Kämpfe auf dem Horst seien nicht selten. „Die Vögel sind dabei nicht zimperlich. Es geht meist blutig zu. Die Weibchen können genauso zulangen wie die Männchen“, weiß Claudia Jörg. Jungstörche sind oft aggressiv: Vor allem seien Jungstörche dafür bekannt, Brutstörche, die einen Horst besetzt haben, anzugreifen. Dann würde das Paar gemeinsam gegen die jungen Angreifer kämpfen. Im schlimmsten Fall würden die Eier oder Jungvögel in Mitleidenschaft gezogen. „Jungstörche sind offenbar hormonell stark erregt, wenn sie einen besetzten Horst sehen und wollen ihn regelrecht entern“, weiß Claudia Jörg. Es gibt in Ketzin noch einen neuen Dachhorst in der Fischerstraße (noch kein Brutpaar), einen Horst hinter dem Seniorenheim und einen an der Potsdamer Straße 25. Von Jens Wegener