Ein bisschen Fontanegefühl kommt auf in der aktuellen Ausstellung, die das Schloss Ribbeck in seiner Museumsetage zeigt. Ulrich Baehr stellt seine „Landschaft mit Unterholz“ vor.
Der Berliner Maler, der seit Jahren in einem alten Pfarrhaus zwischen Rheinsberg und Zernikow lebt, hat die Fontane’sche Stechlin-Landschaft auch malerisch erkundet. In der Ausstellung zeigt er nun eine Reihe von beeindruckenden Bildern, in denen er märkische Alleen und märkische Wälder einfängt.
Realistisch-kritische Malerei
Kuratorin Beatrice Stammer kennt den Maler seit drei Jahrzehnten, sie kennt seine realistisch-kritische Malerei. So seine Aquarelle, in denen sich der Maler, als er am Check Point Charlie lebte, mit der Wende auseinandersetzt, oder seine Serie von Schiffsuntergänge als Sinnbild für das 20. Jahrhundert.
Berliner Kunstrebellen
Baehr, der Ende des Monats seinen 80. Geburtstag feiert, ist stets ein kritischer Malgeist gewesen. Er war Mitbegründer der legendären Selbsthilfegalerie der Berliner Kunstrebellen der 60er-Jahre „Großgörschen 35”. Er studierte an der Hochschule der bildenden Künste in Berlin, hatte später mehrere Professuren für Malerei inne. Er erhielt viele Preise, so im Jahr 2006 den Deutschen Kritikerpreis.
Blick ins Unterholz
Den kritisch-wachen Blick auf die Welt beweist Ulrich Baehr auch in der Ribbecker Ausstellung. Seine Waldbilder sind keine Idyllen, denn da tut sich viel im Unterholz – nicht nur klassische Waldbewohner wie Hase und Reh huschen durchs Unterholz, auch Soldaten oder Leninbüste sind erkennbar und erzählen von der wenig friedlichen Geschichte der märkischen Wälder.
Kraftvoll, ja fast suggestiv, wirken seine Alleenbilder. „Sein furioses Farbflimmern und seine atmosphärischen Akzente sind mitreißend“, schwärmt Beatrice Stammer. Manches Bild erinnere im besten Sinn an märkische Landschaftsmalerei von Leistikow und Hagemeister. Beatrice Stammer freute sich, dass Ulrich Baehr seine Bilder im Schloss Ribbeck zeigen kann. Es ist der Auftakt einer Jubiläumsreise, nach dem Havelland werden die Bilder auf Schloss Lübben, im Kunstplatz Lychen und im Schloss Doberlug gezeigt.
Letzte Kunstausstellung im Museum
Im Schloss Ribbeck kommt bei der aktuellen Ausstellung aber nicht nur ein Fontanegefühl auf, sondern auch ein wenig Wehmut. Es ist nämlich die letzte Kunstausstellung im Schloss. Nach dieser Schau schließt das Museum, es wird komplett umgebaut und öffnet im Fontanejahr neu. Für eine Galerie und Wechselausstellungen ist dann kein Platz mehr. Zumindest nicht in der Museumsetage.
Von Marlies Schnaibel