Ein Dorf liebt Weihnachten: So bunt ist die Adventswelt von Vieritz

Weihnachten 2020 – keine Weihnachtsmärkte, kein Glühwein mit Freunden am Feuer, keine Feier mit den Kollegen und auch keine Geschenke shoppen in letzter Minute. Stattdessen Lockdown. Wie es angesichts der Krise dennoch gelingen kann, Adventsstimmung und Vorfreude auf das Fest aufkommen zu lassen, zeigt ein Blick ins Milower Land. Im 250-Seelen-Dorf Vieritz haben einige Bewohner ihrer Kreativität und Fantasie freien Lauf gelassen und die Straße Im Winkel in eine bunte Weihnachtswelt verwandelt. Sobald es draußen dunkel wird, funkeln hier bunte Lichter. An Hauswänden, in den Bäumen, an Zäunen, auf Treppen, in den Fenstern – überall gibt es etwas zu entdecken. Vor dem Haus der Ortsvorsteherin Anke Engeleiter steht sogar ein kleines Weihnachtshaus. Wer einen Blick hineinwirft, entdeckt eine faszinierende Winterwelt mit schneebedeckten Häusern, einem Tannenbaum, einem goldenen Hirsch und einem kuschligen Elch. Dazu ertönt eine Melodie aus der bunt beleuchteten Spieluhr. Es ist offensichtlich, die Vieritzer sind echte Weihnachtsfans und leben diesen Faible seit einigen Jahren mit viel Engagement und Liebe zum Detail aus. Natürlich ganz zur Freude der Kinder, die mit staunenden Blicken am frühen Abend durch die Straße laufen. Sogar von außerhalb kommen Besucher, um sich das weihnachtliche Spektakel anzuschauen. „Wir wollen einfach etwas Licht in die dunkle Jahreszeit bringen. Das fing 2015 klein an und hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert. Uns fällt immer wieder etwas Neues ein“, sagt Anke Engeleiter und fügt hinzu: „So ein Lichtblick ist ganz besonders in diesem Jahr wichtig.“ Sie und ihre kreativen Mitstreiter lassen sich weit mehr einfallen als nur die üblichen Lichterketten aufzuhängen und aufblasbare Schnee- und Weihnachtsmänner in den Vorgarten zu stellen – wobei auch diese hier nicht fehlen. Im Mittelpunkt steht dabei das alte Feuerwehrhaus, dass die Vieritzer Weihnachtshelfer seit 2018 in einen großen Adventskalender verwandeln. Auf einer Fläche von acht mal 2,50 Meter sind hier nicht 24 Türchen, sondern Kisten verteilt und dazu jede Menge weihnachtliche Motive. Jeden Abend sieht man hier Familien, die nach ihrem Türchen Ausschau halten und dabei das beleuchtete Kunstwerk bewundern. Mit der Winkelbahn durch Vieritz: Bestückt wird der Kalender von den Dorfbewohnern selbst. Dazu werden 24 Apfelsinenkisten verteilt, die die Vieritzer hübsch dekorieren – so erkennt auch jeder seine Kiste wieder. Gefüllt werden diese dann mit Geschenken, die der Ortsbeirat oder die Gruppe „Weihnachten im Winkel“ spendiert. Dabei wird an alle 35 Kinder des Dorfes gedacht. Die Ortsvorsteherin postet regelmäßig Bilder aus der Weihnachtsstraße auf Instagram und informiert täglich, wer seine gefüllte Kiste abholen kann. Ebenso beliebt wie der Kalender ist ein Ausflug mit der Winkelbahn – ein selbstgebauter Schlitten samt Rentieren, der von einem Traktor gezogen wird und die Kinder auf und ab durchs Dorf fährt. Am 25. Dezember soll es in Vieritz schneien: Ein Spaß, der nun ausfallen muss, genau wie das gemütliche Beisammensein. „Letztes Jahr haben wir uns bei Glühwein und Suppe getroffen und die Kinder hatten ein Konzert vorbereitet. Es war ein richtig schönes Weihnachtsfest und eine Gelegenheit, zusammen zu kommen. Denn in der dunklen Jahreszeit begegnet man sich ja sonst kaum“, erklärt Anke Engeleiter. Der Lohn für all die Mühe sind leuchtende Kinderaugen und das Feedback der Dorfbewohner. Sogar Einjährige haben in diesem Jahr beim Basteln geholfen. Die Senioren sind ebenfalls begeistert und fragen stets, ob noch etwas gebraucht wird. „Das stärkt das Gemeinschaftsgefühl“, weiß die Ortsvorsteherin. Natürlich macht das alles viel Arbeit, aber es mache vor allem unheimlich viel Spaß und sei insbesondere in diesem Jahr eine Ablenkung von der Krise. „Das Tolle ist, man kann für die Deko auch Plunder verarbeiten, im Dunkeln sieht es trotzdem schön aus“, verrät Anke Engeleiter mit einem Lächeln. Noch ein paar Türen müssen die Vieritzer öffnen bis zum Heiligabend. Am 25. Dezember wartet dann sogar noch eine Überraschung. Dann soll es Im Winkel schneien. Von Christin Schmidt