Ein Lebenszeichen von den Dandys – Milower Musiker meistern Krise mit Humor

Antje Hübener hat Sehnsucht nach der Bühne, nach ihrem Publikum und ihren Bandkollegen. Seit Monaten kann sie nur noch zu Hause singen. Immerhin kann sie das Leid mit ihrem Mann Hartmut teilen. Das Paar aus Milow, das die Party- und Schlagerband Dandys vor fast 25 Jahren gründete, steckt wie fast alle Kreativen in einer tiefen Krise. Die letzte gemeinsame Probe mit den Bandmitgliedern Michael Kortz, Alf Schulze und Klaus Beyer fand vor dem Corona bedingtem Lockdown Anfang des Jahres statt. Ihr letzter Auftritt ist eine gefühlte Ewigkeit her. „ Das war zum Karneval in Premitz “, erinnert sich Antje Hübener. Seither mussten sämtliche Auftritte abgesagt werden. Kein Discofox in Krisenzeiten: „All unsere Hoffnungen liegen jetzt auf September. Wenn alles klappt, sind wir dann bis zum Jahresende an acht Wochenenden bundesweit mit einer Unterhaltungsshow unterwegs, auch Auftritte in Holland sind geplant“, verrät Hartmut Hübener. Er verbringt gerade viel Zeit im Tonstudio und konzipiert ein neues Programm, denn auch das muss an die Krise angepasst werden. Auftritte, bei denen das Publikum wie bei den Dandys üblich tanzt, sind nicht erlaubt. „Eine Tanzfläche wird es leider nicht geben. Stattdessen sitzen die Gäste nun an Tischen und dürfen lediglich am Platz aufstehen und ein bisschen mitmachen. Wir müssen unser Programm entsprechend ändern und so wenig wie möglich Discofox spielen“, erklärt Hartmut Hübener. Dabei stellt er fest, wie seltsam das alles klingt. „Irgendwie ist das gruselig, aber es ist besser, als gar nicht spielen zu können“, bemerkt Hübener. Bisher feierten rund 800 Menschen bei den Showauftritten mit. Nun wird aus dem Partyabend ein Unterhaltungsabend mit maximal 300 Gästen. Auch alle Auftritte mit der Wolfgang Petry Show, die die Dandys deutschlandweit als Band begleiten, sind für dieses Jahr abgesagt und derzeit auf 2021 verschoben. „Das ist das Positive an dieser Krise, das Auftragsbuch für das nächste Jahr ist voll“, stellt Antje Hübener mit einem Lächeln fest. Soforthilfe vom Staat für Künstler in Not: Es sind harte Zeiten für sie und ihren Mann. Ohne ihren kleinen Postshop in Milow wüssten sie nicht, wie sie über die Runden kommen. Zwar haben sie Soforthilfe für drei Monate vom Staat bekommen, dennoch ist ungewiss, wie es weitergeht. Was bleibt ist die Hoffnung, dass bis zum Jahresende noch einige Konzerte möglich sind. Um für Zusammenhalt unter den Bandmitgliedern zu sorgen, die sich seit Monaten nicht gesehen haben, hat sich Hartmut Hübener nun etwas einfallen lassen. „Jeder hat von mir den Auftrag bekommen, im Homeoffice mit dem Handy ein paar Aufnahmen zu machen. Ich habe das Material gesammelt und daraus ein neues Musikvideo zusammengeschnitten“, erzählt der Keyboarder und Chef der Band, Hartmut Hübener. Ein Lebenszeichen auf Facebook: Das Ergebnis kann nun jeder auf Facebook sehen: Alf Schulze hinterm Bügelbrett statt hinterm Schlagzeug, Michael Kortz spielt Gitarre auf dem Schaukelpferd und Antje Hübener flirtet in Kittelschürze und mit Lockenwicklern vor der Kamera zu dem 2013 erschienen Lied „Meine Männer und ich“. Auch auf der Webseite www.streaminghavelland.de kann man sich das Video sowie weitere Aufnahmen von Künstlern aus der Region anschauen. „Wir haben dieses Video im Homeoffice angefertigt um zu sagen: ,Hallo, wir sind noch da’. Und wir haben die große Hoffnung, dass unsere Fans uns noch nicht vergessen haben und wir bald wieder live auftreten dürfen“, erklärt Antje Hübener. Das Lebenszeichen der Dandys kommt bei den Fans gut an und versprüht gute Laune in diesen schweren Zeiten. „Deine Männer und Du, ihr habt es einfach drauf. Tolles Video, stimmungsvoller, inspirierender fröhlicher Song“, kommentierte Monika Meyer das Video. Insgesamt gebe es viel positive Worte von Fans, Freunden und Bekannten, die den Musikern die Daumen drücken, dass sie bald wieder das tun können, was sie lieben. „Die Musik, das ist unser Leben, unser Hobby und unser Beruf“, betont Hartmut Hübener. Nicht die erste Krise für die Band: Er weiß, wie es ist, wenn von jetzt auf gleich alle Auftritte abgesagt werden. Als die Dandys 2013 mit großem Tamtam recht erfolgreich ein Album veröffentlichten, wurde kurz darauf die gesamte Tour wegen des Jahrhunderthochwasser abgesagt. „Wir dachten, das ist unser Durchbruch und standen dann plötzlich vor dem Nichts. Daraus haben wir gelernt. 2015 haben den Postshop als zweites Standbein eröffnet“, so Hübener. Trotz der Krise, das Paar hat seine Lebensfreude nicht verloren und mit etwas Glück dürfen sie diese auch bald wieder auf der Bühne versprühen. Von Christin Schmidt