Nabu-Landschaftsführer macht sich für Nutzpflanzen im Westhavelland stark

Sind Fische wirklich stumm? Warum färbt sich der Moorfrosch blau? Wie viel Haare hat ein Otter? Oder was ist ein Nadelwehr? Solche Fragen beantwortet Landschaftsführer Hans-Joachim König den Gästen im Besucher- und Informationszentrum des Naturparks Westhavelland in Milow oder bei seinen Touren durch das wunderschöne Havelland. Hans-Joachim König ist schon seit seiner Jugend eng mit der Natur verbunden. Mittlerweile blickt der 66-Jährige auf zwölf Jahre als Natur- und Landschaftsführer zurück. „Wenn ich mit meiner Familie in der Natur unterwegs war, übernahm ich meist die Rolle des Reiseführers. Auf Anraten meiner Frau ließ ich mich auf das Erlebnis Natur- und Landschaftsführer ein. In Parey wurden zu dieser Zeit gerade welche gesucht. Ich bewarb mich und machte die Ausbildung“, erzählt Hans-Joachim König. Führungen im Märkischen Luch: Die meisten seiner Führungen macht Hans-Joachim König im Märkischen Luch. Hier hat es dem Naturpark-Mitarbeiter besonders die Großtrappe angetan. „Besonders während der Balz kommen sehr viele Besucher, um die imposanten Vögel bei der Brautschau zu beobachten“, erzählt Hans-Joachim König. „Wie riesige Schneebälle plustern sich die Hähne auf. Die Flügel werden verdreht und der Schwanz wird auf den Rücken geklappt. Der Kopf geht nach hinten und der Kehlsack wird aufgeblasen. Ein wunderschönes Schauspiel.“ Die Teilnehmer an seinen Großtrappen-Führungen kommen aus ganz Europa. „Einige schwedische Touristen kamen, nachdem in Schweden eine Fernsehsendung über die Großtrappen ausgestrahlt wurde. Sie wollten den Vogel sehen, der in ihrer Südschwedischen Gegend ausgerottet wurde“, erinnert sich Hans-Joachim König. Schweden mögen Großtrappen: Nicht immer hat man Glück, die Großtrappe aus der Nähe zu sehen. Auf den Aussichtstürmen in Garlitz kann es aber doch schon mal passieren, dass die wunderschönen Vögel plötzlich auftauchen. „Einmal hatten wir großes Glück, da ist eine Gruppe von Großtrappen direkt auf den Beobachtungsturm zugeflogen und etwa 30 Meter vorher abgedreht. Da hat man die Kameras aber klicken hören“, erzählt Hans-Joachim König. Auch in Naturgeschichte kennt sich Hans-Joachim König gut aus. So erzählt er den Besuchern seiner Vorträge unter anderem, dass die Gemeine Feuerwanze, die uns an vielen Mauerecken in großer Anzahl begegnet, das Tier ist, bei dem Hermann Henking im Jahr 1891 das spätere sogenannte X-Chromosom entdeckte. Blühende Wiesen mit alten Obstbäumen, darauf viele Insekten und Vögel. So wünscht sich Hans-Joachim König die Natur in der Zukunft. „Damit das so werden kann, müssen wir umdenken. Das fängt schon im eigenen Garten an“, so Hans-Joachim König. Deshalb hat sich der Naturexperte auch dem Erhalt und der Verbreitung alter Obstbäume und gefährdete Kulturpflanzen verschrieben. Vielfalt erhalten bei Nutzpflanzen: „Mit dem Saatgut-Erhaltungsprojekt ‚Vielfalt in aller Munde!‘, sorgt der Nabu Westhavelland für Vielfalt in den Gärten und auf den Tellern. Im Rahmen dieses Projektes kooperieren wir verstärkt mit dem Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg. Er hält rund. 2.000 alte Nutzpflanzensorten für die Allgemeinheit zugänglich“, so Hans-Joachim König. Ganz besonderes Interesse hat Hans-Joachim König an den verschiedensten alten Tomatensorten. Auf der Streuobstwiese in Milow-Wolfsmühle an der Stremme betreibt der Nabu-Regionalverband Westhavelland eine Streuobstwiese mit Bauerngarten. „Hier werden neben den alten Obstbaumsorten auf der Streuobstwiese auch gefährdete Kulturpflanzen angebaut. Dazu gehören auch alte Tomatensorten sowie Kräuter- und Heilpflanzen. Mit meiner Kollegin Heike Rothe kümmere ich mich um den Schaugarten. Bei den Tomatenpflanzen können wir auf etwa 150 bis 200 alte Sorten zurückgreifen“, erzählt Hans-Joachim König. Fleischig und säuerlich oder süß: Die alten Tomatensorten sind in ihrer Abstammung auf die ursprünglichen Tomatensorten zurückzuführen. Jede Tomatensorte hat ihre ganz besonderen Eigenschaften. Egal ob fleischig, säuerlich, süß oder kräftig im Geschmack. da ist für jeden Tomatenfreund etwas dabei. Auch Form und Farbe sind unterschiedlich. Schließlich isst das Auge mit. Auch die Namen der alten Tomatensorten sind manchmal kurios. So ist die „Veni Vidi Vici“ eine alte robuste und ertragreiche deutsche Stabtomate mit einer Wuchshöhe von 180 Zentimetern und einer Fruchtgröße von vier bis fünf Zentimetern. Ihr Geschmack ist fruchtig und süß-säuerlich. Auch Sorten wie „Goldene König“, „Schwarze von der Krim“, „Violet Jasper“, „Purple Dragon“ oder „Roter Russe“ gehören zum Sortiment, das Hans-Joachim König auf den Pflanzen- und Samenbörsen anbietet. Interessierte können Samen bestellen: „Da durch Corona die Samenbörse im Februar nicht wie gewohnt durchgeführt werden kann, können Gartenfreunde zu den Öffnungszeiten von Mittwoch bis freitags von 10 bis 16 Uhr Samen gegen eine Spende bei uns bestellen. Am 27. Februar können die Bestellungen dann im Besucher- und Informationszentrum des Naturparks Westhavelland in Milow von 13 bis 16 Uhr abgeholt werden“, erzählt Hans-Joachim König. Vorbestellungen zur Abholung des Saatguts oder Fragen können telefonisch im Naturparkzentrum in Milow unter 03386/ 21 12 27 oder npz@nabu-westhavelland.de gestellt werden. Informationen zu den angebotenen Tomatensorten finden sich vor ab unter www.nabu-westhavelland.de/projekte/saatguterhaltung-im-vern-projekt/. Im Herbst ist im Besucher- und Informationszentrum des Naturparks Westhavelland ein ganz besonderer Vortrag für Tomatenfreunde geplant. „Im September halte ich einen Vortrag über alte Tomatensorten. Hier erfährt der Besucher alles über Anbau und Pflege der alten Tomatensorten. Aber nicht nur der Vortrag dürfte für die Liebhaber alter Tomatensorten interessant sein. Es gibt auch eine Verkostung verschiedener Tomatensorten“, so Hans-Joachim König. Natürlich er, dass sich die Lage rund um das Corona-Virus bald wieder normalisiert und das nicht fast alle Veranstaltungen wie im vorigen Jahr ausfallen müssen. Von Jürgen Ohlwein