Nach dem Tod eines Pferdes: Entsetzen und Unverständnis bei Tierhaltern im Havelland

Nach dem tragischen Brand auf einer Pferdekoppel in Dallgow-Döberitz, bei dem in der Nacht zu Dienstag ein Tier ums Leben kam, sind die Pferdebesitzer in der Region noch immer fassungslos. „Unsere Auszubildenden hatten richtig feuchte Augen, als sie davon erfahren haben. Niemand möchte, dass ein Pferd auf diese Weise stirbt“, sagt Detlef Schwolow. Der Dallgower betreibt selbst eine Reitanlage mit Pferdepension im Ort. „Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte“: Auch bei Reitsport Groß Picker wird zwei Tage nach dem Unglück viel darüber nachgedacht. „Pferde sind ja im Grunde Fluchttiere, die bei Gefahr sofort verschwinden würden. Selbst wenn sie festgemacht wären, hätten sie die Kraft, sich loszureißen. Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte“, sagt Chefin Elke Groß-Picker. Die Koppel, auf der sich das Unglück ereignete, gehört einer nicht ortsansässigen Pächterin. Der MAZ erzählte sie, dass sie schon seit Jahren immer wieder Angriffen ausgesetzt gewesen sei. Dass ein Mensch für das Feuer und den Tod des Tieres verantwortlich ist, steht für die Besitzerin außer Frage. Hofbetreiber sehen keine allgemeine Gefahr: Sorge, ein Pferdefeind könnte in der Region sein Unwesen treiben, haben die Dallgower Pferdebesitzer aber nicht. „Das glaube ich wirklich nicht. Und es müssen jetzt erst einmal die genauen Umstände geklärt werden. Dass ein Pferd gestorben ist, ist schrecklich, aber ich habe jetzt keine Angst“, sagt Corinna Rameil, die einen Reiterhof in Rohrbeck betreibt. Sie findet es dennoch ungewöhnlich, dass das Pferd bei einer Offenhaltung den Flammen zum Opfer fiel, habe es doch einen Fluchtin-stinkt. „Bei einer Freundin kamen einmal mehrere Pferde ums Leben, weil der Transport-Lkw Feuer fing. Die Tiere sind später an den Folgen des Feuers gestorben. Aber da hatten sie auch keine Möglichkeiten, zu flüchten“, erzählt die Pferdewirtschaftsmeisterin. Der aktuelle Fall werfe bei ihr viele Fragen auf. So geht es auch Detlef Schwolow. Sorge um seinen eigenen Hof hat er wegen des jüngsten Vorfalls aber nicht. Dennoch hat der Dallgower in der Vergangenheit in einige Sicherheitssysteme für seinen Hof investiert. „Ich habe mehrere Überwachungskameras auf dem Gelände installiert. Die gute Verkehrsanbindung, die wir in Dallgow haben, kann nämlich auch ein Negativpunkt sein“, sagt Schwolow. In den vergangenen drei Jahren sei es auf seinem Hof ruhig geblieben. Pferdehalterin berichtet von ähnlichen Fällen: Von ähnlichen Vorfällen, bei denen Pferdebesitzern das Leben schwer gemacht wird, weiß Anette Heinicke von der Pferdepension Waldhof in Falkensee zu berichten. „Man liest und hört sowas ja immer wieder. Da werden Koppeln aufgeschnitten und die Pferde freigelassen oder Tiere sogar verletzt oder abgestochen. Das hat es alles schon gegeben. Es ist mir unerklärlich, was in solchen Menschen vorgeht“, sagt sie. Seit Anfang der 1990er Jahre betreibt sie ihre Pferdepension am Falkenseer Stadtrand, besitzt neben den Pensionspferden auch eigene Tiere. „Wir wohnen selbst auf dem Hof und haben auch einen Hund. Da bekommt man im Zweifel mit, wenn etwas passiert“, sagt sie. In der Offenhaltung sei die Gefahr immer größer. „Aber ich kann meine Tiere ja auch nicht 24 Stunden im Stall lassen“, so Heinicke. Entsetzen beim Präsidenten des Pferdezuchtverbandes: Der Fall des toten Pferdes sorgte auch über die Grenzen von Dallgow und Falkensee hinaus für Bestürzung. Mit Entsetzen reagierte Pferdezüchter Wolfgang Jung aus Groß Behnitz auf die Tat. „Es ist furchtbar, wenn ein Tier auf diese qualvolle Art und Weise getötet wird. Ich weiß nicht, was Menschen bewegt, irgendwelche Probleme auf dem Rücken von Pferden oder anderen Tieren auszulassen“, sagt Jung zum Verdacht der Brandstiftung. Er selbst hat acht Pferde, die meistens auf Koppeln stehen. „Bei mir gab es zum Glück noch keine Vorfälle.“ Aber Wolfgang Jung, der Präsident des Pferdezuchtverbandes Brandenburg-Anhalt ist, will auf ein noch größeres Problem der Pferdezüchter hinweisen. „Die größte Angst haben wir momentan vor dem Wolf. Alle Weidetierhalter können nicht verstehen, wie lasch die Landesregierung Brandenburg mit dem Thema umgeht. Die Zahl der getöteten Tiere durch Wölfe wächst und wächst, aber es passiert nichts.“ Auf der Tagung der Verbandes am Donnerstag in Neustadt/Dosse werde es vor allem um den Wolf gehen. Von Danilo Hafer