Bauern zeigten in Nauen die rote Karte

Die Situation der Landwirte ist nach wie vor nicht einfach. Niedrige Erzeugerpreise machen ihnen zu schaffen. „Der Milchpreis ist weiterhin eine Katastrophe. Der Getreidepreis schwankt zwar, aber ist nach wie vor nicht ausreichend“, sagte Dirk Peters, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Havelland. Umso mehr kritisiert er jetzt die Werbekampagne einer Handelsfirma. Denn die Firma Edeka hatte in ihrem Absatzgebiet in Deutschland in 430 Kommunen eine Kampagne gestartet, in der sie mit dem niedrigsten Preis wirbt. In Niedersachsen sorgte dies bereits für teils heftige Proteste der Bauern. Und auch im Havelland regte sich jetzt Kritik. Spontane Aktion: An einem Werbeplakat an der B 5 in Berge zeigten die havelländischen Landwirte symbolisch die rote Karte. Die Aktion ist spontan zustande gekommen, über Whatsapp-Gruppen haben sich die Bauern organisiert. „Wir kommen gerade aus der Grünen Woche, auf der es darum ging, dass die Wertschätzung der Lebensmittel besser werden muss. Und jetzt sehen wir uns mit dieser Niedrigpreiskampagne konfrontiert“, sagte Johannes Funke, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes. Er wundert sich, dass die Werbeaktion, nachdem das Unternehmen in Niedersachsen bereits eingelenkt hatte, jetzt hierzulande fortgeführt wird. „Fatales Signal für regionale Wirtschaft“: Funke, der für die SPD im Landtag und dort im Agrarausschuss sitzt, sagte weiter: „Wir sehen uns der Stärkung der regionalen Lebensmittelwirtschaft verpflichtet und da ist so etwas ein fatales Signal.“ Denn das heute kaum noch in die Tierhaltung investiert werde, habe viel mit dem Niveau der Erzeugerpreise zu tun. Zudem hält der Trend an, dass Betriebe die Milchproduktion aufgeben, wie Landwirt Lars Schmidt sagt. Bei der Firma Edeka haben die Proteste in Niedersachsen Wirkung gezeigt. „Das hat uns schon aufgerüttelt“, sagte Pressereferentin Bettina Stolt am Freitag gegenüber der MAZ. Sie kündigte an, dass die Plakate Anfang nächster Woche wieder entfernt werden sollen, vorher ginge es aus technischen Gründen nicht. Unternehmen spricht von Missverständnis: In einer Pressemitteilung wird Vorstandssprecher Mark Rosenkranz zitiert, dass es mit der aktuellen Marketingkampagne nie die Absicht gewesen sei, Landwirte und Erzeuger zu verärgern. „Es ist in unserem ureigenen Interesse, eine gute Beziehung mit den regionalen Erzeugern und Produzenten zu pflegen“, heißt es, und: „Die derzeit sehr sensible Situation in der Landwirtschaft haben wir unterschätzt“, so Rosenkranz. Er entschuldigte sich für das Missverständnis. Annette Brockmann, Landwirtin aus Wutzetz, war es wichtig, Position zu beziehen. „Qualität hat ihren Preis und das ist nicht der niedrigste“, betonte sie. Von Andreas Kaatz

Nauen - Landwirte zeigten an der B 5 in Berge die rote Karte