Dem Handwerk im Havelland geht es weiterhin gut

Dem Handwerk geht es nach wie vor gut, die Auslastung der Betriebe ist hoch. Besonders trifft dies auf die Bereiche Bau und Ausbau zu. „In diesen Gewerken bestehen weiterhin kaum noch freie Kapazitäten. Entsprechend lang sind daher auch weiter die Wartezeiten auf Handwerker“, sagte Kreishandwerksmeister Michael Ziesecke am Donnerstag. Bis zu 13 Wochen müssten Kunden warten, bis die Handwerker in diesen Gewerken den Auftrag realisieren können – bezogen auf das Gesamthandwerk. Beim Ausblick auf 2020 fallen die Einschätzungen allerdings ein wenig verhaltener aus, sagte Ziesecke: „88 Prozent der Handwerker halten ihre derzeitige Geschäftslage für gut oder befriedigend, im Vorjahresherbst lag dieser Wert noch bei 94 Prozent.“ Auslastung bis Herbst: Die gute Auslastung kann auch Olaf Bubath bestätigen, der einen Baubetrieb in Falkensee hat. Der Innungsobermeister und Geschäftsführer des Baubetriebes Die Zwei sagte: „Wir haben eine Auslastung bis Anfang Herbst. Das ist dem geschuldet, dass wir ein enormes Zinstief haben.“ Bubath ist vor allem in Falkensee tätig. „Die Leute kaufen sich dort alte Häuser und bauen sie um.“ Bleibt es beim Zinstief, werde es auch künftig so weitergehen. Wie schon 2018 ist auch im Vorjahr die Zahl der Handwerksbetriebe im Havelland leicht zurückgegangen. 2337 Firmen im Jahre 2018 standen 2320 im Jahre 2019 gegenüber. Leichter Rückgang: Ist im zulassungspflichtigen Handwerk ein leichter Zuwachs zu verzeichnen, so gibt es bei den nichtzulassungspflichtigen Betrieben erneut einen leichten Rückgang. Immer weniger Firmen werden angemeldet. „Das könnte daran liegen, dass über die vergangenen Jahre immer weniger oder gar keine Lehrlinge in diesen Gewerken ausgebildet wurden“, mutmaßte Michael Ziesecke. Wie er weiter sagt, begrüßen die Handwerksbetriebe die Rückkehr zur Meisterpflicht in zwölf Berufen „und hoffen, dass für noch mehr Gewerke die Meisterpflicht wieder eingeführt wird“. Dies könnte dazu beitragen, dass es künftig mehr Lehrlinge gibt. „Mehr Meister werden wieder mehr junge Menschen ausbilden", so Ziesecke. Ein Schritt, um das drängende Nachwuchsproblem zu lösen. Weiterhin Nachwuchssorgen: Die Suche nach Fachkräften beziehungsweise nach geeigneten Lehrlingen ist nämlich weiterhin aktuell. „Die Nachwuchssorgen blieben auch 2019 das bestimmende Thema", sagte der Kreishandwerksmeister. Doch leider seien viele Ausbildungsplätze unbesetzt, da es an geeigneten Bewerbern fehlte. „Es nutzt uns nichts, wenn wir sehr leistungsschwache Schüler einstellen, die den Anforderungen der Ausbildung nicht gerecht werden.“ Davon hätten weder die Schülern noch die Betriebe etwas. Doch Nachhilfen würden sowohl von den Azubis als auch von Betrieben zu wenig angenommen. Interesse am Handwerk gering: Wie sich zunehmend zeigt, sinkt auch der Leistungsdurchschnitt bei den Kfz-Mechatronikern, die als einziger Beruf noch von der Kreishandwerkerschaft Havelland geprüft werden. Mit in der Prüfungskommission sitzt René Haase, Obermeister der Kfz-Innung Osthavelland, der auf die Winterprüfung verweist. „Das ist jetzt das erste Jahr, in dem es keine Auszeichnung für gute Leistung gibt. Wenn der Jahrgangsbeste eine 3 hat, dann ist das zu wenig.“ Doch die Anforderungen herunterzuschrauben gehe auch nicht, da sie zu komplex seien. Haase glaubt, dass die Einstiegshürde zum Abitur zu niedrig ist. „Solche Leute fehlen im Handwerk.“ Dass das Interesse an Handwerksberufen gering ist, kann auch Elektromeister Norman Krumnow aus Falkensee bestätigen: „Vor zwei Jahren hatte ich die letzte Bewerbung für ein Praktikum.“ Werbung um Lehrlinge: Auch künftig will sich die Kreishandwerkerschaft mit ihren Mitgliedern auf Ausbildungsmessen präsentieren. Besonders gut kommen Aktionsstände bei den Jugendlichen an, wie die Erfahrung zeigt. „Zum Thema Aktionsstände werden wir einen Workshop für Betriebe durchführen“, sagte Geschäftsführer Rainer Deutschmann. Von Andreas Kaatz

Nauen - Gute Auftragslage, aber Azubi-Situation ist mau