Der Zweckverband WAH muss im Osthavelland Millionen Euro investieren

Um die Havelländer weiter stabil mit Trinkwasser versorgen und das Schmutzwasser der Haushalte auch perspektivisch sicher entsorgen zu können, muss der Wasser- und Abwasserverband Havelland (WAH) in den nächsten vier Jahren viel Geld ausgeben. Im Zeitraum bis 2024 sind Investitionen im Bereich Trinkwasser von 30,1 Millionen Euro und im Bereich Schmutzwasser von 37,1 Millionen Euro geplant. Verbandsvorsteher Thomas Seelbinder erklärt: „Die Lage unseres Verbandes, nahe der Metropole Berlin, hat zur Folge, dass sich die Einwohnerzahl im Verbandsgebiet in der Vergangenheit stetig erhöht hat. Dies ist grundsätzlich positiv und führt zur Steigerung der Umsatzerlöse und damit zur Verbesserung der wirtschaftlichen Stabilität des Verbandes. Aber aus jetziger Sicht ist davon auszugehen, dass die Bevölkerung insbesondere in Brieselang, Wustermark, Nauen und Ketzin/Havel in den nächsten Jahren um etwa 15 000 Einwohner zunehmen wird. Hinzu kommen weitere gewerbliche Ansiedlungen. Darauf müssen wir reagieren.“ Kapazität der Wasserwerke wird erhöht: Der Bedarf an Investitionen in die Anlagen des WAH sei in Konzepten erfasst. So stehen im Bereich Schmutzwasser die Errichtung der vierten Ausbaustufe der Kläranlage Roskow und die Verlegung einer zusätzlichen Abwasserleitung von der Kläranlage Roskow nach Brieselang auf dem Plan. Beim Trinkwasser wird in den nächsten Tagen das Wasserwerk Radelandberg in Elstal in Betrieb gehen. Bis zum Ende des Jahres 2021 werde der Verband dafür 3,2 Millionen Euro ausgegeben haben, sagt der Vorsteher und ergänzt: „Dieses Wasserwerk ist wesentliche Voraussetzung für die Trinkwasserversorgung im östlichen Verbandsgebiet, insbesondere für das ehemalige Olympische Dorf. Wir werden damit in der Lage sein, täglich 2000 Kubikmeter Trinkwasser zu produzieren und können ein zusätzliches Speichervolumen von 2000 Kubikmeter nutzen.“ Des Weiteren sei die Erhöhung der Förderkapazität der Wasserwerke Nauen und Börnicke vorgesehen. Wenn diese Vorhaben umgesetzt sind, sei die Versorgung und Entsorgung der nächsten zehn Jahre im Verbandsgebiet sichergestellt. Aufgrund der Rechtsprechung des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg erhebt der Verband WAH gesplittete Gebühren. Grundstückseigentümer, die einen Anschlussbeitrag bezahlt haben, zahlen eine geringere Verbrauchsgebühr. Die Grundgebühren sind für alle Grundstückseigentümer gleich hoch. Im Bereich Trinkwasser zahlen 269 von 17 500 Kunden insgesamt nicht die verminderte Trinkwassergebühr. Im Bereich Schmutzwasser sind es 597 Kunden. Im gleichen Zeitraum ist laut Thomas Seelbinder „von einem erheblichen Anstieg der Umsätze des Verbandes auszugehen, was sich positiv auf die Entwicklung der Gebührensätze auswirken wird“. Da jedoch ein Kalkulationszeitraum von zwei Jahren vorgeschrieben ist, würden die kostendeckenden Gebühren steigen. Energiekosten sind rasant gestiegen: Gerade zu Beginn des neuen Jahres hatte der WAH, nach einem Beschluss der Verbandsversammlung von November 2020, die Gebühren für Trink- und Abwasser erhöht. Zehn Cent pro Kubikmeter teurer ist Trinkwasser (1,99 Euro). Die ermäßigte Trinkwassergebühr liegt pro Kubikmeter bei 1,69 Euro. Das betrifft 90 Prozent aller Kunden im Verbandsgebiet. Für Schmutzwasser sind nun 4,19 Euro pro Kubikmeter zu zahlen, die ermäßigte Schmutzwassergebühr steht bei 3,59 Euro. Um vier Cent auf 5,74 Euro pro Kubikmeter angehoben wurde die Gebühr für die mobile Fäkalienentsorgung. Wesentliche Ursachen für die Erhöhungen der Gebühren sind die Erhöhung der Energiekosten, der Kosten für die Entsorgung von Klärschlamm und Investitionsaufwendungen. Als Flächenverband betreibt der WAH neben drei Kläranlagen und sieben Wasserwerken auch 260 Pumpwerke, um das Schmutzwasser zu den Kläranlagen zu transportieren. „Dafür fallen Energiekosten an, die in den letzten fünf Jahren um 245 000 Euro pro Jahr gestiegen sind“, so Seelbinder. Aufgrund einer Novellierung der Klärschlammverordnung betrage die Kostensteigerung für diese Entsorgung im gleichen Zeitraum 395 000 Euro im Jahr. Von Jens Wegener