Familie Zoll aus Nauen: Hier dreht sich alles um die Feuerwehr

Wenn es lichterloh brennt, dunkler Rauch aufsteigt und Menschen in gefährlichen Situationen sind, dann rückt Martin Zoll gemeinsam mit seinen Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Nauen binnen weniger Minuten zum Einsatzgeschehen aus. Egal zu welcher Uhrzeit, ob am hellerlichten Tag oder tief in der Nacht – die Freiwillige Feuerwehr Nauen ist mit rund 50 aktiven Mitarbeiten stets im Dienst der Sicherheit ihrer Stadt unterwegs. Martin Zoll gehört zu einer echten Feuerwehrfamilie. Ehefrau Stefanie unterstützt ihren Mann und engagiert sich als stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins der Feuerwehr auch selbst für die Wehr. Schon ihr Großvater Karl Zoll war ehrenamtlich als Wehrführer tätig und entfachte offenbar die Leidenschaft für die Löschtrupparbeit in der Familie. Sohn Niclas wurde bereits ebenfalls in frühen Kindheitstagen in den Bann der Brandwache gezogen. Oft lauschte er gespannt den Erzählungen des Uropas, wenn der über vergangene Einsätze erzählte und bestaunte jedes Feuerwehrfahrzeug bis in das kleinste Detail. Auch Niclas nahm Uropa und Vater als Vorbild und träumt davon, einst selbst aktives Mitglied der Feuerwehr zu sein. Seit zwei Jahren ist der Zwölfjährige inzwischen eifrig bei der Jugendfeuerwehr dabei. Besonders von der Technik ist er angetan und über Fachtermini der Gerätschaften so informiert, dass selbst Mutter, Stefanie immer wieder staunt. Auch Tochter Sophie steht bereits in den Startlöchern und möchte die Tradition der Familie weiterleben. Sie fiebert mit den spannenden Einsätzen und Erlebnissen der Feuerwehrkameraden mit und möchte selbst Teil der Gemeinschaft werden, wenn sie das zehnte Lebensjahr erreicht hat, berichtet Stefanie Zoll stolz. Einige Monate fehlen noch, dann kann auch der jüngste Familienspross in die Jugendfeuerwehr aufgenommen werden. Schon jetzt ist auch Martin Zoll stolz auf seine waschechte Feuerwehrfamilie und freut sich, diese Leidenschaft gemeinsam ausleben zu können. Seit 2011 ist er selbst aktives Mitglied in Nauen und hat bereits so einiges erlebt. Sobald der Pieper ertönt, steigt sein Adrenalinspiegel in die Höhe. Kurze Schlagwörter auf dem Gerät geben grob Auskunft, welche Art von Einsatz die Einsatzkräfte erwartet. Doch die Lage vor Ort ist immer einzigartig und neu, sagt er. Zu einem seiner spektakulärsten Einsätze gehört ein Gebäudebrand in Schwanebeck, der sich vor zwei Jahren ereignete. „Dieser Vorfall war sehr zeitintensiv. Allein zwei Tage benötigten wir für die Löscharbeiten“, erinnert er sich. Bei großen Einsätzen wie diesem würden enorm viele Helfer benötigt, da seien auch schon mal 60, 70 Feuerwehrleute vor Ort. Geht ein Notruf bei der Einsatzzentrale raus und werden die Kameraden angefunkt, beginnt auch für Stefanie Zoll und ihre Kinder eine aufregende und nervenaufreibende Zeit. Sie hoffen, dass alles gut geht, Ehemann und Vater sowie alle Einsatzkräfte wieder gesund nach Hause kommen. Für ihren Mann ist Stefanie Zoll ist eine große Stütze. Sie ermöglicht ihm die aktive Mitarbeit auf der Brandwache, indem sie ihm den Rücken freihält und sich um die Kinder kümmert, wenn der Pieper los geht. Dafür ist Martin Zoll sehr dankbar, denn: „Ich bin mit Leib und Seele dabei. Für mich ist die Feuerwehr eine Lebenseinstellung und nicht mehr wegzudenken.“ Hauptberuflich ist der 32-Jährige als Busfahrer bei der Havelbus Verkehrsgesellschaft tätig. Und hat Glück, dass sein Arbeitgeber seine Leidenschaft unterstützt und ihm freie Zeiten einräumt. Denn im Stadtgebiet Nauen und den angrenzenden Dörfern gibt es ein hohes Einsatzgeschehen, bei dem engagierte Feuerwehrmann immer wieder mit anpackt. Für sein Ehrenamt wünscht sich Martin Zoll „mehr Respekt und Anerkennung. Leider kam es schon in anderen Einheiten dazu, dass Kameraden bespuckt und beleidigt wurden.“ Um Nachwuchs muss sich die Freiwillige Feuerwehr Nauen jedoch keine Sorgen machen. Durch Brandschutzschulungen in Kindergärten sowie Werbung an Fahrzeugen und der Wache finden viele Kinder schön in frühem Alter ihren Weg in die Jugendfeuerwehr. Derzeit zählen 33 Jungen und Mädchen zum Nachwuchsteam. Pandemiebedingt fallen jedoch momentan alle praktischen Übungen und Unterrichtsstunden aus. Martin Zoll, der seit fünf Jahren auch als Ausbilder bei der Jugendfeuerwehr tätig ist, bedauert das sehr. Auch auf der Feuerwehrwache kann nach Einsätzen kaum noch gemeinsam Zeit verbracht werden, damit die Ansteckungsgefahr minimiert wird. Dabei zeichnet vor allem der Zusammenhalt die Feuerwehrgemeinschaft aus, ist sich Familie Zoll einig. Von Viktoria Kratz