Bei Anruf Kunst: Maler Martin Heinig will endlich seine Bilder in Groß Behnitz zeigen

Bevor Maler Martin Heinig aus Senzke zum Pinsel greift, setzt er sich morgens nach dem Aufstehen zwischen 7 und 8 Uhr erst mal ans Rudergerät. „Beim Rudern kommt mein Körper richtig in Schwung“, sagt der 62-Jährige. „Rund 80 Prozent der Muskelpartien sollen ja beim Rudern beansprucht werden – und das tut echt gut.“ Seit 2019 wohnt der Künstler in Senzke. Aktuell hat er in Groß Behnitz in der Kreativ-Galerie im Kornspeicher vom Landgut Stober eine Ausstellung zu laufen. Doch kaum einer hat die 36 Bilder bisher gesehen – Corona hält die Besucher fern. Aber es gibt einen Trick für Kunstinteressierte. „Wer mich anruft, kann die Ausstellung gerne nach Terminvereinbarung besichtigen“, sagt der Maler. „Ich habe einen Schlüssel für die Galerie.“ Nicht nur morgens beim Rudern geht es bei dem gebürtigem Husumer sportlich zu – auch beim Malen kommt der Künstler oft mächtig ins Schwitzen. Eine Trittleiter ist der Grund, die er ständig rauf und runter klettert. Denn viele seiner Bilder sind um 1,80 mal 2,50 Meter groß. Am Fuß der Leiter steht der Rollwagen samt Töpfen mit den verschiedenen Farbtönen. „Ich empfinde die Malerei als eine Art Urkraft, wie sie bei der Entstehung der Erde geherrscht haben muss. Mal ist es ganz hell, mal orange, mal gelb, mal schlammfarben, mal alles durcheinander“, sagt der Maler, der übrigens Mal-Paletten mega unpraktisch findet, weil da so wenig Farbe raufpasst. Schon als Knirps habe er gerne gemalt. „Ich war wohl ein schwieriges Kind“, sagt Martin Heinig heute rückblickend. Oft habe er darum die Schule wechseln müssen. Warum der Weg seiner Kindheit steinig war, vermag er heute schwer zu sagen. „Ich war ein Scheidungskind. Meine Eltern trennten sich, als ich dreieinhalb Jahre alt war.“ Früh zog der junge Martin Heinig von zu Hause aus, erst 16 Jahre alt war er damals. „Ab da war ich auf mich gestellt. Aber ich wollte auch beweisen, dass ich mein Abitur schaffen kann.“ Also ging er weiter zur Schule und jobbte für seinen Unterhalt bei einem Bekannten, der an Künstler Farben, Leinwände und Pinsel verkaufte. „Ich war fasziniert von den Materialien und begann, erste Bilder auf Öl zu malen.“ Dass er Talent hat, schwante ihm schon damals. Sein Kunstlehrer bestärkte ihn, sich an einer Kunsthochschule zu bewerben. 21-jährig, zog es Martin Heinig nach (West-)Berlin. „Ich war geflasht von der Stadt mit dem damaligen Insel-Charakter, in der Leute aus aller Herren Länder Fuß fassten.“ Da er damals aus seiner Sicht aber noch nicht genügend Arbeiten für eine Bewerbung an der Hochschule der Künste zusammenhatte, studierte er erst in Berlin Philosophie und Englisch und malte nebenbei: Ein bisschen Landschaft hier, ein paar Porträts da und auch mal andere Motive. „Menschen aber haben mich schon immer besonders fasziniert.“ Schließlich bewarb er sich an der Hochschule der Künste – ein Volltreffer. Von 1979 bis 1986 studierte er dort, wurde schließlich Meisterschüler von Georg Baselitz, weltweite Ausstellungen wie in China und Kanada folgten. 2019 stellte er seine Bilder in der Kunsthalle Brennabor in Brandenburg aus, wo er auch auf Landgut-Inhaber Michael Stober traf – der Weg für die Ausstellung in Groß Behnitz war geebnet: „Vom glücklichen Verweilen im Zustand der Zeitlosigkeit“ hat Martin Heinig die Ausstellung genannt. Ein Titel, der auch im übertragenen Sinne passt, „wie die Faust aufs Auge“. Denn zeitlos scheint die Lage an sich derzeit zu sein, weil keiner weiß, wie lange der Corona-Lockdown noch anhält. Und auch „Verweilen“ werden darum wohl auch noch die Malereien auf dem Landgut. Nur glücklich ist Martin Heinig über den Zustand derzeit nicht, weil keiner die Bilder sehen kann. „Ich würde mich freuen, wenn mich Kunstinter-essierte kontaktieren, damit wir gemeinsam die Ausstellung besichtigen können“, sagt der Künstler, der am liebsten bei Sonnenlicht und einem speziellen LED-Licht malt, welches das Sonnenlicht imitiert. In seinem Atelier in Senzke malt er immer an fünf oder mehr Bildern gleichzeitig, weil die Ölfarbe mindestens zwei Tage braucht, um zu trocknen. Manchmal ist er beim Malen so vertieft, dass er das Essen und Trinken vergisst. Seine Motive findet er auch in seinen Begegnungen mit anderen Menschen. Oft seien die Augen die Eintrittskarte und der Beginn für ein neues Gemälde. „Es ist wie im wirklichen Leben. Wenn man Augenkontakt hat und den Menschen interessant findet, will man ihn näher kennenlernen. Und in meinen Bildern geht dann die wilde Fahrt los.“ Farbschicht für Farbschicht schaue er dann, was auf ihn zukommt. Mehrere Zentimeter dick sind manche Farbschichten, gemalt von hell auf dunkel und von dunkel auf hell, um die verschiedenen Höhen und Tiefen darzustellen. „Für mich ist Malerei kein Zauberkasten, sondern eine Ausdrucksform tief aus dem Herzen. Und wenn diese in der Lage ist, den Betrachter zu berühren, dann ist sie gelungen.“ Kontakt zum Künstler über Telefon: 0177 500 3 500 oder per E-Mail: martinheinig@web.de www.martinheinig.de Von Jeannette Hix

Groß-Behnitz: Bei Anruf Kunst - Maler Heinig zeigt seine Bilder