Havelland: Getreideernte leicht über dem Durchschnitt

„Es sieht so aus, dass die Ernte 2020 gar nicht so schlecht ausgefallen ist“, sagte Dörte Wernecke, Leiterin des Amtes für Landwirtschaft, Veterinär- und Lebensmittelüberwachung im Landkreis Havelland, am Montag. Bei dieser Aussage stützte sie sich auf die vorläufige Ernteeinschätzung für Sommer- und Wintergetreide. Diese liegt insgesamt über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre, wobei das Wintergetreide in diesem Jahr besonders gut abgeschnitten hat. Teils große Unterschiede: „Das Sommergetreide hat wegen der trockenen Witterung verloren.“ Zudem könne man nicht sagen, dass der konventionelle oder der ökologische Anbau besonders profitiert hätten. „In beiden Richtungen gab es Ertragssteigerungen und Ertragsverluste.“ Dirk Peters, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes kann die Einschätzung nach den drei schlechten Jahren 2017 bis 2019 grundsätzlich teilen, aber: „Man muss differenzieren. Es gibt doch deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westhavelland. Im Osthavelland war es eine leicht überdurchschnittliche Ernte im Vergleich zu den letzten fünf Jahren.“ Finanzielle Verluste: Allerdings sieht Peters Probleme bei der Qualität. „Wir haben gerade beim Nahrungsweizen ein Problem, das Protein in das Korn zu kriegen.“ Damit verbunden seien finanzielle Verluste, denn der Weizen sei oft zurückgestuft worden. Die Ursache sieht Peters in der Düngeverordnung. Denn man dürfe den Pflanzen nicht mehr ausreichend Stickstoff geben. So werde sich wohl das Land Brandenburg zum reinen Futterproduzenten entwickeln, befürchtet der Vorsitzende. Dass die Ernte nicht besser ausgefallen ist, liege laut Peters auch an zu wenig Regen. „Wir hatten im Frühjahr Probleme mit dem Wasser gerade in den für die Landwirte wichtigen Monaten März, April und Mai, da hat uns Wasser gefehlt. Wir hatten am Standort Nauen im März 20 Liter und im April 12 Liter. Das ist einfach nicht ausreichend.“ Sein Fazit: „Es reicht zum Durchatmen. Aber die Erzeugerpreise sind nicht die, die wir uns wünschen.“ Teils deutlich niedriger liegen die Erträge im Westhavelland. Davon konnte Enrico Voigt von der Agrargenossenschaft Gülpe berichten. „Das Westhavelland ist durch die Böden und durch die Umzingelung mit Naturschutzgebieten nicht ganz so reich gesegnet mit Erträgen.“ Nur 32 Dezitonnen: Da hilft es auch nicht, dass sich die Niederschläge nicht groß unterscheiden vom Osthavelland. Der durchschnittliche Gesamtertrag seines Betriebes bei Getreide liege nur bei 32 Dezitonnen pro Hektar. Rund 1700 Hektar Ackerland bewirtschaftet Thomas Große Rüschkamp in seinem Betrieb in Markee. „Alles in allem sind wir mit der Ernte zufrieden, weil wir leicht steigende Erträge haben“, sagt er. Zwar fehlte auch ihm Regen im Frühjahr, aber bei der Gerste etwa konnte der Niederschlag, der in der zweiten Maihälfte kam, noch in dicke Körner umgesetzt werden, wie er sagt. Maisernte läuft derzeit: Große Rüschkamp baut auch in Zukunft Raps an – ganz anders als Dirk Peters in seinem Betrieb. Da das Saatgut nicht mehr gebeizt werden darf, hatten sich die Schädlinge über die Pflanzen hergemacht. „Der Raps ist deshalb bei mir rausgeflogen“, sagt er. Beim Mais rechnet er zumindest für seinen Betrieb, der Agro Farm Nauen, in diesem Jahr mit einer durchschnittlichen Ernte. Von Andreas Kaatz