Da staunte Familie Schwalbe nicht schlecht, als sich am Sonntag eine bunte Gesellschaft in der sonst so ruhigen Scheune in Klein Behnitz einfand. Munter piepsend flogen sie über die Köpfe der Besucher des agrarpolitischen Frühstücks hinweg, zu dem die Landwirte Henning und Mathias Jung anlässlich der diesjährigen Landpartie im Havelland eingeladen hatten.
Nachhaltig, vielfältig, regional
Nachhaltig, vielfältig und regional zu wirtschaften haben sich die Brüder, die das Unternehmen vor fünf Jahren von ihrem Vater übernommen haben, zum Ziel gesetzt. Auf insgesamt 1450 Hektar bauen sie unter anderem Weizen, Raps, Erbsen, Mais und Roggen an und versorgen insgesamt 80 Mutterkühe. „Auch unsere Kinder interessieren sich bereits für die Landwirtschaft und sind technikinteressiert. Wir hoffen, dass sie das Unternehmen eines Tages übernehmen“, so Mathias Jung.
Dass ein Hof jedoch Generationen überdauert, ist längst nicht mehr an der Tagesordnung. „Viele Menschen haben den Bezug zur Landwirtschaft verloren, die Vorstellungen gehen weit auseinander. Fachkräftemangel ist ein großes Thema geworden“, weiß Dirk Peters, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes. „Die Preisentwicklung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse ist derzeit mehr als bedenklich und gibt wenig Anlass für Investitionen“, so Peters. Ohne eine Investition in die Entwicklung alternativer Pflanzenschutzmittel beispielsweise, die im Zuge des Insektizid-Verbots versprochen wurde, sei zudem Mais wohl das Einzige, was noch nach geltendem Recht angebaut werden könne, so Dirk Peters über ein großes Thema. „Die Landpartie bringt Transparenz und bietet den Besuchern einen Einblick in unsere Arbeit und die Themen, die uns Landwirte beschäftigen “, sagte Peters, dessen Betrieb, Agro Farm in Neukammer, ebenfalls eine Station auf der rund 30 Kilometer langen Radtour durch das Nauener Dreieck war.
Mit dem Rad durchs Nauener Dreieck
Erstmalig waren die Besucher eingeladen von Hof zu Hof zu radeln und mit dem Fahrrad teilnehmenden Betriebe zu erkunden. Für Kurzentschlossene standen in Klein Behnitz zusätzlich Leihräder bereit. Die brauchten Carola Hoxbergen und Tochter Karin Gemballa aus Friesack nicht. „Wir haben unsere eigenen Räder dabei und wollen die gesamte Tour mitmachen. Es wird so viel über Tierhaltung und Lebensmittelanbau diskutiert, heute haben alle die Chance sich zu informieren“, so Carola Hoxbergen, die selber Landwirtin ist und knapp 30 Jahre Rinder gehalten hat.
Eine Kutsche für den Jugendhof in Berge
Neben Klein Behnitz und Neukammer lagen außerdem die Baumschule Nauen, der Landfrauenverein in Lietzow, Schäfermeister Helmut Biermann in Berge, der Havellandhof in Ribbeck sowie der Jugendhof in Berge auf der Tour. Hier führten die Jugendlichen Interessierte durch ihr Zuhause auf Zeit und präsentierten die neue Therapiekutsche, die der Hof dank spendierfreudiger MAZ-Leser anschaffen konnte. „Die Kutsche soll zur Entschleunigung der Jugendlichen beitragen. Wir planen künftig viele Ausflüge“, so Betreuer Marek Kühn. „Zunächst musste ich jedoch Pferde ausbilden, die die Kutsche ziehen. Das ist nicht ganz einfach und ein langer Prozess“, sagte der Betreuer weiter. Der sei nun abgeschlossen und die schöne Kutsche künftig regelmäßig im Einsatz.
Von Laura Sander