Neue DDR-Ausstellung in Nauen: Wo die Magdfrau mit dem Grenzer flirtet

Die DDR-Grenzuniform liegt bereit, ein Stück vom Grenzzaun steht neben Aufstellern, Plakaten und Protest-Bannern – im Heimatstübchen über dem Gasthaus „Nauener Hof“ am Rathausplatz 2A soll die neue DDR-Sonderausstellung „Wendezeiten 1989/1990“ eröffnet werden. Noch liegen die Ausstellungsstücke im „Lockdown-Schlaf“. „Sobald die Lage es zulässt, wollen wir mit der neuen Sonderausstellung starten“, sagt Norbert Freyer, der sich für den Verein „Nauener Heimatfreunde“ engagiert. Die Ausstellungsstücke sind eine Leihgabe von der „Museumsfabrik Pritzwalk“. Ein Jahr soll die Leihgabe in Nauen bleiben. „Menschen aus Ost und West berichten auf den Tafeln von ihren ganz persönlichen Wendeerlebnissen“, sagt Norbert Freyer. Wer noch Utensilien aus dieser Zeit hat, kann sie gerne mit ausstellen. Künftige Besucher erwartet ein Ausflug in die Geschichte. Denn die Nauener wissen, dass sich in den Räumen auch die Dauerausstellung befindet, die Einblick in Nauens Vergangenheit gibt. „Viele Ausstellungsstücke haben die Nauener selbst gestiftet“, sagt Sylvia Duschek (68) vom Verein „Nauener Heimatfreunde“. Eines der Highlights ist eine Küche, die wohl um 1920 einer Einwohnerin gehörte. Auch ein Wohnzimmer wohl aus den 50er-Jahren samt Kinderwagen aus dem 18. Jahrhundert sind zu sehen. Historische Arbeitsgeräte zeigen, wie einst der Schuhmacher, Metzger und Bauer die Brötchen verdient hat. „Unsere alten Nähmaschinen von etwa 1920 funktionieren sogar noch“, sagt Bärbel Schultz (76) aus Nauen. Wie Sylvia Duschek gehören die zwei der Trachtengruppe vom Verein der „Nauener Heimatfreunde“ an, die zu Festen in der Funkenstadt unterwegs sind. Auch Führungen durch die Dauerausstellung bieten die Frauen in ihren Kostümen an. Alle sind selbst genäht. Wie die Kleidung von damals aussah, hatten die Frauen direkt vor der Nase. Denn Bestandteil der Dauerausstellung ist auch eine Ecke mit historischer Kleidung. Die Ausstellungsstücke hat der Verein einst gerettet, als das Nauener Stadtmuseum 2001 aufgelöst wurde. Heute befindet sich in den einstigen Museumräumen das Bürgerbüro. Ausstellungsstücke aus dem ehemaligen Museum landeten auch in den Heimatstuben in Wachow und Groß-Behnitz. Heimatfreunde Nauen wünschen sich Stadtmuseum zurück: Auch Teile der neuen DDR-Ausstellung sollen dort nach dem Lockdown ausgestellt werden. „Ziel ist das aufgelöste Stadtmuseum zu revitalisieren“, wünscht sich Norbert Freyer. Die geschichtlichen Aktivitäten in Nauen hätten seit der Museumsauflösung erhebliche Rückschläge erlitten. „Dank der Heimatfreunde war es aber möglich, einen wesentlichen Bestand der Sammlung, des Archivs und der musealen Bibliothek zu bewahren“, sagt Norbert Freyer. Ginge es nach den Nauener Heimatfreunden würde das Stadtmuseum wieder auferstehen. Wäre es nicht „abgewickelt worden“, würde es in diesem Jahr 120 Jahre alt. „Im Theater der Freundschaft wäre doch ein guter Platz für ein neues Museum“, findet Norbert Freyer. Allerdings befinde sich die Immobilie in privater Hand. Pritzwalk zeige, wie ein Erfolgsfall aussehe. Das Areal der heutigen Museumsfabrik war einst eine bedeutende Tuchfabrik in Besitz einer einflussreichen Unternehmerfamilie. Jahrzehnte lag die Fabrik in einem Dämmerschlaf, bis sie zum Museum umgebaut wurde. Auch Nauen als Funkenstadt könne sich in einem neuen Museum präsentieren. Junge Leute könnten mit ins Boot geholt werden. „Die Nauener Heimatfreunde weisen einen hohen Altersdurchschnitt auf und es ist das Ziel, junge engagierte Nauener zu gewinnen“, sagt Norbert Freyer. Der junge Mann würde sich auch wünschen, dass die einzelnen Heimatvereine rund um Nauen mehr zusammenarbeiten. Der erste Schritt ist gemacht. Von Jeannette Hix