Osthavelland: 2020 ist ein gutes Storchenjahr

2020 ist ein gutes Storchenjahr im Osthavelland. Während in zahlreichen Gegenden Brandenburgs die Trockenheit für weniger Brutpaare und Nachwuchs gesorgt hat, sieht dies hierzulande ganz anders aus. So konnten die Alttiere 72 Jungvögel aufziehen – 19 mehr als im Vorjahr. Claudia Jörg freut sich darüber. „Das ist eine sehr gute Zahl. Unter den Bedingungen der anhaltenden Trockenheit und dem Verlust von extensiv genutzten Wiesen kann man zufrieden sein“, sagte die Nabu-Storchenbeauftragte fürs Osthavelland. Mit zu diesem Erfolg beigetragen habe, dass es weniger trocken war, als die Küken noch klein waren. Außerdem blieb in dieser Zeit Starkregen aus, der sonst zu Verklammungen bei den Küken führen kann. Zweimal vier Jungstörche: Immerhin: Gleich zwei der 29 Brutpaare dieses Jahres sorgten dafür, dass jeweils vier Jungvögel flügge wurden. So geschehen in Ribbeck auf dem Brennerei-Schornstein und in Lietzow auf dem Hof der Familie Pavan. In Ribbeck wurde es dadurch besonders eng auf dem sich nach oben verjüngenden Horst. Insgesamt 29 Horstpaare zogen in diesem Jahr erfolgreich Jungstörche auf. 2019 waren es 22 und 2018 23 Paare. Zwei Horstpaare hatten jeweils vier Jungstörche, 13 Paare verzeichneten dreimal Nachwuchs und elf Horstpaare waren jeweils zweimal erfolgreich. Drei Paare zogen einen Jungstorch auf. Im vergangenen Jahr wurden 51 Jungtiere flügge, im Jahr davor waren es 67. 32 Horstpaare wurden Insgesamt gesichtet. Drei davon besetzten den Horst für mindestens vier Wochen in der Brutzeit, hatten aber keinen Nachwuchs. „Da hatten die Altvögel kaum Platz zum Füttern“, sagt Claudia Jörg, die zudem von einer Kuriosität berichten konnte. Denn unter der „Storchenwohnung“ haben sich Turmfalken eine Etage tiefer eine Höhle in dem mehr als einen Meter hohen Horst gebaut und ihrerseits Nachwuchs aufgezogen. Offenbar kamen die sehr unterschiedlichen Bewohner mit dieser Nachbarschaft klar. Beim Flugübungen gestorben: Eigentlich waren es sogar vier Paare im Osthavelland, die ein Quartett im Nest hatten. Doch in Ketzin/Havel an der Baustraße spielte sich ein Drama ab. Anwohner fanden den vierten Jungvogel unweit vom Nest tot auf. Offenbar war er bei seinen ersten Flugübungen ums Leben gekommen. Und in Niebede fiel ein kleiner Storch schon recht zeitig aus dem Nest. Eine Anwohnerin informierte die Tierrettung in Wensickendorf und die päppelte ihn auf. Mittlerweile ist er auf dem Zug nach Süden. Es gab genug Futter: Dass gerade in Ribbeck und Lietzow vier Jungvögel flügge wurden, dafür hat Claudia Jörg durchaus eine Erklärung. Sie denkt, dass die Futtersituation beidseits der B 5 in diesem Jahr recht gut war. „Dort gibt es offenbar noch genügend Wiesen und Wasser im Umkreis von drei Kilometern um die Nester.“ Dafür spricht auch, dass es im benachbarten Berge nach 2010 wieder eine erfolgreiche Brut gab. Ein Trio wurde dort aufgezogen. Zwölf weitere Paare hatten im Osthavelland ebenfalls drei Jungtiere und damit fünf mehr als im Vorjahr. Wie haben in diesem Jahr sehr wenige Paare, die ohne Nachwuchs blieben“, sagt Claudia Jörg. Diesmal waren es drei, im Vorjahr zehn. „Möglicherweise sind die Paare, die letztes Jahr nicht brüteten, dieses Jahr geschlechtsreif und/oder in einem besseren Ernährungszustand als im letzten Jahr“, vermutet sie. Grundsätzlich kann sie feststellen, dass sonst erfolgreiche Horste, die 2019 ohne Nachwuchs blieben, diesmal wieder erfolgreich waren – so beispielsweise in Paulinenaue, Niebede, Hoppenrade, Wansdorf und Börnicke. In Nauen blieb der Horst leer: Umgekehrt blieben andere erfolgreiche Horste in diesem Jahr leer, wie der in Nauen in der Hertefelder Straße. Dort konnten sogar schon mal vier Jungvögel verbucht werden. Warum die Störche diesmal ausblieben, ist nur zu vermuten. Möglicherweise leben sie nicht mehr. Im Gegensatz dazu bleibt Pessin eine guter Standort für Störche. Dort wurden diesmal zwei Eier erfolgreich ausgebrütet. Und damit nicht genug: Die Gemeinde erweist sich auch als Sammelplatz für die Vögel, die sich dann von dort aus auf den Weg nach Süden machen. „20 bis 25 Störche habe ich dort gesehen“, sagt Claudia Jörg. In Ketzin gab es übrigens einen Gast aus Süddeutschland, wie der Ring am Bein zeigte. Das Weibchen stammt aus Gerhardshofen in Mittelfranken und ist sieben Jahre alt. Es ist für Claudia Jörg der erste ihr bekannte Vogel, der so weit aus dem Süden seinen Weg ins Osthavelland gefunden hat. Von Andreas Kaatz