Ribbeck: Kein Hitzefrei im Schloss

„Ausverkauft. Komplett ausverkauft“, sagt Frank Wasser, Geschäftsführer der Schloss Ribbeck GmbH. Natürlich hört sich das gut auf, das Jazz-Barbecue am Sonntag war ausverkauft. Das Lombardi-Quartett spielte, die Besucher saßen mit einigem Abstand verteilt im Garten des Hauses, die Schlossküche grillte. Wasser hätte wohl doppelt so viele Karten verkaufen können, wie unter den aktuellen Bedingungen Plätze erlaubt sind. Die Situation erfordert kaufmännische Überlegungen und lässt mit reduzierter Besucherzahl eben längst nicht alle geplanten Veranstaltungen zu. Konzerte mit den Popgrößen von Smokie oder den Klassikgrößen wie dem Streichquartett des Gewandhausorchesters wurden auf 2021 verschoben, und das in der Hoffnung auf irgendwie normale Arbeitsbedingungen. Sonderführung zu Heisigs Bildern: Auf die jetzigen Bedingungen haben sich die Ribbecker und die Schlossbesucher gut eingestellt. Am Sonntag hatte die Galeristin Petra Lange zu einer Sonderführung durch die aktuelle Ausstellung mit Malerei von Johannes Heisig eingeladen. Zwei Dutzend interessierte Besucher kamen, alle bewegten sich mit Mund-Nasen-Schutz im Gebäude, hielten räumlichen Abstand, nutzen aber die Nähe zur Kunst und zum Künstler. Auch der Maler Johannes Heisig war an diesem Tag in Ribbeck, gerade hat er den Brandenburgischen Kunstpreis auf dem Gebiet der Malerei bekommen. Eingereicht hatte er für diesen landesweiten Wettbewerb ein Porträt, das er von dem Dichter und Dramatiker Volker Braun gemalt hatte. Malerei und Leben: Ein zweites Porträt des Schriftstellers zeigt Heisig in der Ribbecker Ausstellung, die jetzt noch bis zum 22. August gezeigt wird. Bis auf ein Landschaftsbild, das verließ Ribbeck bereits am Sonntag in Richtung Seoul und wird dort gezeigt. Aber trotzdem bietet die Ausstellung Gelegenheit für einen Spaziergang der anderen Art, der führt zur Malerei und zum Leben selbst. Expressive Kraft: Die expressive malerische Kraft von Johannes Heisig, der aus einer bekannten Malerfamilie stammt, überzeugt. Und das sowohl in den Bildern, in denen er ein großes gesellschaftliches Panorama festhält, als auch in den Bildern, in denen er den scheinbar kleinen Dingen des Lebens Aufmerksamkeit schenkt. So ist die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und mit dem Vater ebenso Thema wie der Tod einer Hornisse. Alles kann Kunst sein, und ist hier großartige Malkunst. Göschels Arbeiten im Herbst: Die Malerei von Johannes Heisig hat die Reihe der Ausstellungen im Schloss Ribbeck unter Corona-Bedingungen fortgesetzt. Die Berliner Galeristin Petra Lange arbeitet dabei eng mit dem Schloss zusammen und kündigt schon die kommenden Ausstellungen an: Im September folgen grafische Blätter, im Oktober werden Arbeiten von Gerhard Göschel gezeigt werden. Chat Noir Berlin, 23. August, 15 Uhr, Eintritt frei, Musik mit Vibraphon, Gitarre und Bass. The Swingin Hermlins, 29. August, 16 Uhr, Band und Bandleader Andrej Hermlin am Klavier, es singen sein Sohn David und seine Tochter Rachel. Poetry-Slam, 30. August, 12 Uhr, mit dabei Deutschrapper Kesh. Für den Herbst sind Wildbrunch, Krimidinner und Martinsgansessen im Schloss angekündigt. Daneben wird es in den nächsten Wochen noch manche Open-Air-Gelegenheit geben, sich Musik um die Ohren wehen zu lassen. Für den kommenden Sonntag laden die Havelländischen Musikfestspiele ein, das Swing-Trio Chat Noir Berlin ist zu Gast. Ende August kommen The Swingin’ Hermlins. Nach all der Swing-Übermacht sorgt Deutschrapper Kesh dann für ganz andere Töne. Ribbeck versteht sich schließlich als Ort der Tradition, der daneben immer wieder überraschen will. Von Marlies Schnaibel