Nun also doch: Havelland bekommt ein Impfzentrum

Nun also doch: Auch im Havelland soll ein Impfzentrum eingerichtet werden. Das ist das Ergebnis eines „Impf-Gipfels“ der Landesregierung mit der kommunalen Ebene am Mittwochabend. An der Videokonferenz nahmen auch Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sowie Vertreter von DRK, Kassenärztlicher Vereinigung, Landeskrankenhausgesellschaft und Landesärztekammer teil. Zuvor war von vielen Seiten der schleppende Start der Coronaimpfungen im Land kritisiert worden. Auch Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) hatte sich am Mittwoch im Gesundheitsausschuss unzufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Impfkampagne gezeigt. Statt elf nun 18 Impfzentren in Brandenburg geplant: Geplant ist nun, die Zahl der bislang landesweit geplanten elf Impfzentren auf 18 zu erhöhen. Damit würde auch im Havelland solch ein Zentrum entstehen. Der Landkreis war bei der ersten Planung der Impfkampagne nicht für ein Impfzentrum vorgesehen worden. Die Standorte hatten das Gesundheitsministerium und die Kassenärztliche Vereinigung mit dem Städte- und Gemeindebund sowie dem Landkreistag unter Beachtung verschiedener Faktoren vereinbart. Dazu würden unter anderem die Verfügbarkeit von ärztlichem und medizinischem Personal aus dem Bereich der ambulanten Versorgung sowie Logistik, Infrastruktur, Erreichbarkeit und auch die Wirtschaftlichkeit zählen, hieß es Anfang Dezember 2020. Eine Antwort auf die Frage, warum das Havelland bei der Standortvergabe zunächst außen vor blieb, gab es seitens des Gesundheitsministeriums auf MAZ-Nachfrage nicht. Erleichterung im Havelland über Neuentwicklung: „Ich begrüße diese Entscheidung“, sagte Landrat Roger Lewandowski (CDU) zu den nun getroffenen Anpassungen. „Wir haben uns von Anfang an für ein Impfzentrum im Landkreis Havelland eingesetzt und werden nun schnellstmöglich einen geeigneten Standort finden.“ Eine eigene Projektgruppe sei dafür ins Leben gerufen worden, teilte er am Donnerstag mit. Am 7. Dezember 2020 hatte Lewandowski im Rahmen der Kreistagssitzung noch erklärt, das MAFZ in Paaren im Glien als Standort für das Impfzentrum vorzuschlagen. Das scheint nun jedoch vom Tisch zu sein. Auch beim MAFZ selbst weiß man von diesem Vorschlag nichts. „Dazu ist uns nichts bekannt“, sagte dazu Geschäftsführer Steffen Krebs auf MAZ-Nachfrage. Die Projektgruppe der Kreisverwaltung werde alle in Frage kommenden, geeigneten Standorte unter die Lupe nehmen, um schnellstmöglich die beste Lösung zu finden, erklärte Kreissprecher Norman Giese am Donnerstag auf MAZ-Nachfrage. Kaum erreichbare Impfhotline und lange Wege sorgen für Unmut: Nach dem Katastrophenstart der Impfkampagne in den vergangenen drei Wochen ist die Gesundheitsministerin nun sichtlich um Nachbesserung bemüht. Nicht nur die kaum erreichbare Telefonnummer zur Terminvereinbarung 116 117 erzürnte zahllose Bürger. Auch die teils weiten Wege zum nächsten Impfzentrum insbesondere in den Landkreisen, die zunächst bei der Vergabe leer ausgegangen waren, sorgten für Unmut. Mit der Einrichtung sieben zusätzlicher Zentren folgt das Gesundheitsministerium nun dem Wunsch vieler Bürger, in den ländlichen Räumen das Impfen deutlich zu erleichtern. Ursula Nonnemacher hatte bereits beim Impfstart im Havelland im Seniorenpflegezentrum der Havelland Kliniken in Nauen am 4. Januar durchklingen lassen, auch den Wunsch der Havelländer nach einem Impfzentrum vor Ort im Kreis deutlich vernommen zu haben. Ebenfalls außen vor geblieben bei der Versorgung mit einem Impfzentrum waren eingangs die Prignitz und Spree-Neiße. Zukünftig sollen nun alle Landkreise mit Impfzentren ausgestattet werden, möglicherweise gar in Regie der Kommunen. Kreisseniorenbeirat fordert wechselnde Standorte für Impfungen: Zufrieden mit der Neuentwicklung zeigte sich Ulf Hoffmeyer-Zlotnik, Vorsitzender des Kreisseniorenbeirats Havelland. Er weist gleichzeitig darauf hin, dass „für uns weiterhin wichtig ist, dass die Impfungen dezentral erfolgen“. Der Beirat schlage wechselnde Standorte für die Impfungen vor, „zum Beispiel ein System, nach dem in einem wöchentlichen Wechsel die Impfungen in Rathenow, Nauen und Falkensee stattfinden, wobei als vierter Ort noch die Stadt Premnitz dazu kommen könnte, da dort sehr viele alte Menschen leben“. So würden sich „die Wege zu einer Impfstelle auch sehr verkürzen“, eine Unterstützung beim Transport der Mitbürger zum Impfen wäre so sehr viel einfacher zu organisieren. Laut Staatskanzlei Errichtung zusätzlicher Zentren bis Ende Februar: Wie die Staatskanzlei des Landes Brandenburg am Donnerstagnachmittag mitteilte, soll die Errichtung der zusätzlichen Impfzentren – und damit auch jenes im Havelland – „möglichst bis Ende Februar“ erfolgen. Landrat Lewandowksi appellierte unterdessen: „Ich möchte alle Havelländerinnen und Havelländer, die bereits jetzt zu den Impfberechtigten gehören, ermuntern die Möglichkeit der Impfung wahrzunehmen“. Von Nadine Bieneck