EEW Premnitz bereitet Inbetriebnahme vor

Das größte Investitionsvorhaben im Westhavelland tritt in seine entscheidende Phase ein. Bei der EEW Premnitz GmbH, die für 60 Millionen Euro an ihrem Müllheizkraftwerk im Industriepark eine zweite Linie bauen lässt, steht die Inbetriebnahme bevor. Das wiederum steht in engem Zusammenhang mit zwei anderen wichtigen Vorhaben in der Region. Die zweite Verbrennungslinie mit einer Kapazität von 150.000 Tonnen im Jahr wird errichtet, weil das Premnitzer Unternehmen damit die Wirbelschichtverbrennungsanlage ersetzen will, die es vor vielen Jahren aus der Insolvenzmasse der Polyamid 2000 GmbH übernommen hat. Die Wirbelschichtanlage, die eine Kapazität von 120.000 Tonnen aufbereiteten Abfällen pro Jahr hat, hatte sich als sehr wartungsintensiv heraus gestellt. Wie Klaus Piefke, Geschäftsführer der EEW Premnitz GmbH, jetzt noch einmal bestätigt hat, soll die Wirbelschichtverbrennung nun zeitnah außer Betrieb genommen werden, wenn die zweite Linie des Müllheizkraftwerks den Betrieb aufgenommen hat. Das hatten die Verantwortlichen des Unternehmen immer betont, als sie im Zuge des Planverfahrens die Investition vorgestellt hatten. Kritische Bürger hatten und haben aber immer wieder angezweifelt, dass die Wirbelschichtanlage wirklich außer Betrieb genommen wird. Sie äußerten Sorgen, das Unternehmen würde auch diese Anlage weiter betreiben und damit die Menge des im Industriepark verbrannten Mülls noch weiter erhöhen. Demnächst soll in der EEW-Gruppe entschieden werden, ob die Wirbelschichtanlage an Interessenten verkauft, demontiert und woanders wieder aufgebaut wird oder ob sie verschrottet wird. EEW-Geschäftsführer Rüdiger Bösing hat am Freitag bei einem Besuch von Landrat Roger Lewandowski im Unternehmen gesagt, dass die Investitionssumme in Premnitz genau genommen sogar bei 70 Millionen Euro liegt. Bislang war die Rede von 60 Millionen Euro gewesen. Das Unternehmen plant außerdem, einen neuen und sehr leistungsfähigen Turbinensatz in Premnitz zu installieren. Das soll zeitlich etwa parallel zur Inbetriebnahme der 2. Linie erfolgen. Dieser neue Turbinensatz soll weitere 10 Millionen Euro kosten. Die neue Turbine wiederum schafft das Unternehmen jetzt an, weil von ihr sehr wirtschaftlich die Wärme ausgekoppelt werden soll, die EEW Premnitz bald an die Stadtwerke Brandenburg liefern will. Die Stadtwerke planen den Bau einer Fernwärmeleitung von Premnitz nach Brandenburg, für die eine Investitionssumme von 35 Millionen Euro vorgesehen ist. Weil die Stadtwerke dann künftig kein Gas mehr für die Wärmeproduktion verwenden, sondern die Energie vom Müllheizkraftwerk Premnitz beziehen, können pro Jahr 70.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Wegen dieser Klimafreundlichkeit fördert das Land den Bau der Fernwärmeleitung mit 20 Millionen Euro. Die Planfeststellungsunterlagen dafür haben einen Monat lang bis zum 15. Juli in den Rathäusern der beteiligten Kommunen, so auch Premnitz, ausgelegen. Bis zum 15. August können noch Stellungnahmen dazu abgegeben werden. Bislang ist vorgesehen, dass der Baubeginn für die Fernwärmeleitung 2021 sein soll. Die Fertigstellung ist für Ende 2022 vorgesehen. 2023 soll die Wärmelieferung aus Premnitz beginnen. Bis dahin soll die zweite Verbrennungslinie in Premnitz nach der kalten und der warmen Inbetriebnahme den kommerziellen Betrieb mit der Verbrennung von Hausmüll aufgenommen haben. Zwei Grad kälter nach 20 Kilometern: Auf Nachfrage von Landrat Lewandowski, wie denn die Energiebilanz einer so langen Fernwärmeleitung bis Brandenburg sei, hat EEW-Chef Rüdiger Bösing erklärt, dass das Wasser als Trägermedium auf den gesamten 20 Kilometern nur etwa 2 Grad Temperatur verliert. Es werde von Premnitz mit 90 bis 100 Grad nach Brandenburg gepumpt, komme von dort mit rund 60 Grad zurück und fleiße in einem Kreislauf. Bei bis zu 40 Kilometer Entfernung könne das wirtschaftlich sein. Rüdiger Bösing hat auch mitgeteilt, dass es schon viele Anfragen gibt von Interessenten, die sich auf dem Wege nach Brandenburg an die Leitung anschließen und ebenfalls Wärme von EEW Premnitz darüber beziehen wollen. Diese Wünsche könne das Unternehmen nicht erfüllen, sagt er, mit noch weiteren Abnehmern wäre die Leitung nicht wirtschaftlich. Von Bernd Geske