Enkeltrickbetrug in Döberitz: Polizei fasst Täterin

Die Siedlung in Döberitz ist eigentlich eine ruhige Ecke. Aufregung kennen die Bewohner hier nicht. Das änderte sich am späten Mittwochnachmittag. Die Polizei stand gegen 16 Uhr mit einem Einsatzwagen auf der Straße und nach und nach kamen auch Anwohner dazu, um zu schauen, was da gerade vor ihrer Haustür passiert. „Ich stand gerade am Fenster, als ich plötzlich die Aufregung da draußen sah“, berichtet eine Anwohnerin. Wie sie von ihrem Nachbarn erfuhr, soll ein Taxifahrer aus Magdeburg eine junge Frau in die Siedlung gefahren haben, die ihm verdächtig vorkam. Mann hörte verdächtiges Gespräch: Der Taxifahrer hörte, wie die Frau mit einem Komplizen telefonierte und offenbar einen Betrug vorbereiten wollte. Daraufhin verständigte er geistesgegenwärtig die Polizei, die mit zwei Beamten in der Siedlung eintraf und die vermeintliche Betrügerin stellte. Wie die Polizei mitteilte, hatte sich zum gleichen Zeitpunkt auch eine 71-jährige Frau aus Döberitz gemeldet, die beinahe Opfer einer Enkeltrickbetrügerin geworden wäre. Gefälschte Papiere in der Tasche: Die Polizisten nahmen die Personalien der verdächtigen Frau auf und stellten fest, dass diese einen gefälschte Ausweis bei sich trug. „Die Polizei musste unsere Nachbarin regelrecht beruhigen, denn die Frau war natürlich nach all dem sehr aufgeregt“, so eine Anwohnerin. Einige Nachbarn hatten auch die mutmaßliche Betrügerin gesehen und meinten, sie würde sehr gut auf die Beschreibung jener Frau passen, der am Montag ein Ehepaar in Rathenow auf den Leim gegangen ist. Eine fünfstellige Summe hat die Frau ergaunert. Täterin letztes Glied in Kette: „Man rechnet ja gar nicht damit, dass hier bei uns so etwas passiert. Das war immer eine ganz ruhe Ecke“, so die Anwohnerin. Der Täterin gilt nach MAZ-Recherchen nur als Abholerin, das letzte Glied der Kette. Enkeltrick-Betrug zählt zum organisierten Verbrechen. Die kriminelle Masche wird bandenmäßig begangen. Oft sind die Hintermänner für die Ermittler nur schwer zu greifen. Nach Polizeiangaben sitzen die Haupttäter nicht selten im Ausland. Sie denken sich ausgeklügelte Geschichten aus, um ihren Opfern beispielsweise vorzuspielen, dass Verwandte von ihnen in Not seien. Kein Haftbefehl erlassen: Die mutmaßliche Betrügerin wurde vorläufig festgenommen. Die Kripo nahm sie mit zur Wache, um ihre Identität zu klären. Es erging jedoch kein Haftbefehl gegen die Verdächtige. Die Frau ist daher wieder auf freiem Fuß. Sie sollte von der Rentnerin einen fünfstelligen Betrag ab holen. Erst im Dezember hatte ein Unbekannter versucht, eine Havelländerin um ihr Erspartes zu bringen. Er gab sich am Telefon als Sohn der Frau aus und spielte ihr vor, in größter Not zu sein. Eine Frau gab sich anschließend als Polizistin aus und appellierte an die Rentnerin, Geld auf ein bestimmtes Konto zu überweisen. Immer wieder weist die Polizei auf die Enkelmasche in. Nie würde die Polizei am Telefon bitten, Geld zu überweisen. Von Christin Schmidt und Marion von Imhoff