Grünausgleich für 27 Hektar abgeholzten Wald

Als vor wenigen Tagen die Planunterlagen für den Bau der B102-Ortsumgehung von Premnitz und Rathenow ausgelegen haben, hat eine Zahl die Runde gemacht: Damit die rund zehn Kilometer lange neue Straße entstehen kann, müssen 27 Hektar Wald abgeholzt werden. Der Premnitzer Bürgermeister Ralf Tebling hat in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass es für alle Eingriffe in die Natur die entsprechenden Ausgleichsmaßnahmen geben wird. Diese seien so angelegt, dass die Eingriffe „mindestens ausgeglichen“ würden, hat er gesagt. Alle Festlegungen dieser Art sind unter der Rubrik „landschaftspflegerische Maßnahmen“ ein Bestandteil der Planunterlagen. Sie füllen hierbei einen von acht Ordnern, in denen die gesamte Planung abgeheftet wird. Marco Kapfer vom Sachgebiet Tiefbau der Stadt Premnitz hat darüber berichtet, welche größeren Grünausgleichsmaßmaßnahmen für die 27 Hektar abgeholzten Wald vorgesehen sind. Die landschaftspflegerischen Maßnahmen, schickt er vorweg, seinen dargelegt auf Landkarten, Darstellungen in fotografischer Form und als Textteil mit Erläuterungen zu Flurstücken und Festlegungen. Grünausgleichsmaßnahmen können nahe an der Trasse oder fernab der Trasse stattfinden, vieles ist in der Nähe vorgesehen. Ein Schwerpunkt sind Aufforstungen im Bereich der Waldwege, die künftig nicht mehr genutzt werden können, weil sie von der Umgehungsstraße abgeschnitten werden. Hierfür sollen auf 9100 Quadratmetern standortgerechte Laubgehölze angepflanzt werden. Es sind Sträucher und Bäume vorgesehen, häufig werden es Eichen sein. Als typischer Fall von Trassenferne sind die Bereiche der ehemaligen Mot-Schützen-Kasernen in Rathenow-Nord als Ausgleichsfläche dabei. Auf 5,7 Hektar sollen vorhandene Waldflächen durch Hinzupflanzen weiterer standortgerechter Baumarten entwickelt werden. Vorgesehen ist außerdem, dass an beiden Seiten der künftig dann „alten B102“ von Premnitz bis einschließlich Mögelin neue Alleebäume gepflanzt werden. Die stattliche Zahl von 413 Bäumen ist geplant, sie werden größtenteils auf beiden Seiten der Straße stehen und untereinander einen Abstand von zehn Metern haben. Die Pflanzen müssen zertifizierte Straßenbäume sein, natürlich Hochstamm. In der Nähe der künftigen B102-Ortsumgehung, also trassennah, sollen außerdem auf 2,6 Hektar „naturnahe Waldbereiche mit bedeutender Lebensraumfunktion“ durch Bepflanzungen wieder hergestellt werden. Das soll eine Kompensation für Verluste von „sehr hoch und hoch bedeutenden Waldbeständen“ sein. Als Ausgleichsmaßnahme gilt auch im Bereich des früheren Rathenower Betonwerks die Entsiegelung von brachliegenden Gewerbeflächen einschließlich Wiederherstellung der Bodenfruchtbarkeit, hier knapp 3500 Quadratmeter. Vorgesehen ist hier außerdem auf gut 2700 Quadratmetern die Aufwertung bislang nicht attraktiver Gebiete zum Zweck der landschaftsbezogenen Erholung. Nicht zuletzt gibt es noch zwei interessante Bereiche an der Havel, die zusammen 17,5 Hektar groß sind. Auf der Havelinsel „Carritz“ bei Döberitz und der Halbinsel zwischen Herrenlanke und Havel in Rathenow-Süd sollen durch Anpflanzungen verschiedenster Arten wieder Auenwälder geschaffen werden, die der ursprünglichen Form dieser Gegend nahekommen. Die Teilmaßnahme ordnet sich ein in das Gewässerrandstreifenprojekt zur Renaturierung der Unteren Havel. Gegenwärtig handelt es sich dort um Röhrichtflächen, Feuchtgrünland und brach liegende Grünlandstandorte. Gemäß Planung sollen dort genau benannte Baum- und Straucharten verwendet werden, die zu den „autochthonen Gehözen“ zählen. Autochthon könnte man mit einheimisch oder alteingesessen übersetzen. Auenwald, wie er früher war: Die Auenwaldentwicklung an den beiden Standorten soll entweder gruppenweise als „Pfanzenhorst“ mit entsprechenden Lücken vorgenommen werden, oder es können auch forstartige Gestaltungen mindestens 4000 Pflanzen pro Hektar vorgenommen werden. Genannt sind hier unter anderem Stieleiche, Hainbuche, Esche, Schwarzpappel, Silberweide, Schwarzerle und diverse Sträucher. Erwartet wird eine deutliche Verbesserung der Biotop- und Lebensraumfunktion und der lokalklimatischen Bedingungen. Zu allen Neuanpflanzungen gehört stets die Auflage, dass deren Anwachsen über einen Zeitraum von fünf Jahren durch entsprechende Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen begleitet werden muss. Von Bernd Geske

Premnitz - Für die Ortsumgehung auf der B 102 werden 27 Hektar Wald gerodet