Illegale Rodung in Premnitz aufgeklärt

Wenn es um Umweltverschmutzung geht oder die Zerstörung von Natur in und um Premnitz schlägt die Bürgerinitiative „Leben und Arbeiten im Havelland“ Alarm. Das tat sie auch, als Mitte Juli im Bereich einer Energiefreileitung an der Wolprylastraße in Premnitz großflächig Bäume gefällt wurden. Stefan Behrens, einer der Sprecher der Bürgerinitiative hatte auf die unangekündigte Rodung aufmerksam gemacht und wies zudem daraufhin, dass sich in dem betroffenen Gebiet ein Zauneidechsen- und Kreuzotter-Habitat befindet. „Die Rodung geht unter die Grasnarbe. Mehrere hundert Meter wurden hier mit schwerem Gerät abgeholzt. Alles was jemals auf der Fläche kreuchte und fleuchte, kann dieses Desaster nicht überlebt haben“, hatte Behrens erklärt. Der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Havelland (UNB) war diese Maßnahme bis dato nicht bekannt, wie Kreissprecher Norman Giese vor etwa zwei Wochen auf Nachfrage der MAZ erklärte. Inzwischen ist die Behörde aber dem Hinweis nachgegangen. „Der Umfang der angezeigten Rodung konnte inzwischen durch die UNB bestätigt werden“, sagt Norman Giese. Allerdings habe man bei einer Vorortkontrolle keine verletzten oder getöteten Kreuzottern und Zauneidechsen feststellen können. Dennoch bleibt die Rodung nicht ohne Folgen. „Unter fachlicher Begleitung des Landesamtes für Umwelt wurde der Verursacher zu mehrjährigen Maßnahmen verpflichtet, welche der Wiederherstellung und Erhaltung beeinträchtigter Habitate dienen sollen“, erklärt der Pressesprecher weiter. „Die Edis hat einen Fehler begangen“: Sollten die Verantwortlichen den verabredeten Maßnahmen freiwillig nachkommen, sei eine behördliche Anordnung zur Kompensation nicht nötig. Stefan Behrens war inzwischen ebenfalls vor Ort. Er kennt zudem den Verursacher und verurteilt die Maßnahme scharf: „Die Edis hat hier einen Fehler begangen und einen neuen Auftragnehmer nicht hinreichend informiert.“ Zudem weist Behrens daraufhin, dass ein Mitarbeiter der Naturschutzstation Rhinluch vom Landesamt für Umwelt in Brandenburg seit Jahren mit dem Energieversorger in Bezug auf die Behandlung von Wald und Wiesenflächen unter den Trassen und im besonderen bei Habitaten zusammenarbeitet. Schutzwürdigkeit war bekannt: „Der Edis ist die besondere Schutzwürdigkeit dieser Flächen in Premnitz sehr wohl bekannt, stellt diese doch eines der nur zwölf existierenden Kreuzotter-Habitate im Land Brandenburg dar“, macht Behrens deutlich. Der Betreiber der Villa am See zog im Mai für die Grünen in die Premnitzer Stadtverordnetenversammlung ein. Am 1. September will er sich zudem als Direktkandidat für die Grünen einen Sitz im Landesparlament sichern. Bei einem Begehungstermin mit dem Unternehmen wurde bereits ein fünf Jahresplan erarbeitet, der die Zerstörung so weit wie möglich beheben soll. „Dabei wurde auch deutlich, dass das Unternehmen auf keinen Fall in der angefangenen Art und Weise weitermachen kann“, betont der Sprecher der Bürgerinitiative. Erheblicher Eingriff in Lebensraum geschützter Arten: Er verweist zudem auf § 44 des Bundesnaturschutzgesetzes. Danach ist es verboten, „wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören“. „Diese Rodung stellt somit einen groben Verstoß gegen das Gesetz dar, da die Maßnahme offensichtlich ohne Berücksichtigung des Artenschutzes, mitten in der Vegetationsperiode und im Reproduktionszeitraum durchgeführt wurde“, erklärt Behrens. Er ist der Meinung, dass die Maschinen, die in diesem sensiblen Bereich eingesetzt wurden, nicht geeignet sind für „den erheblichen Eingriff in den Lebensraum streng geschützter Tierarten“. Dass die UNB nun dort keine Tiere mehr gefunden hat, wundert ihn nicht. Bürgerinitiative verfolgt Wiederaufbau: Behrens erinnert auch daran, dass Habitate von Reptilienhaltern und Händlern nicht selten aufgesucht werden, um schon kleinste Bestände zu entnehmen und zu vermarkten. Vor einigen Jahren gab es einen solchen Fall auch in Premnitz. Die Mitglieder der Bürgerinitiative sind mit dem Ausgang des Vorfalls vorerst zufrieden. Sie wollen in jedem Fall den weiteren Verlauf und den Wiederaufbau des Habitats beobachten. Zuletzt hatten die Mitglieder im Juni gegen eine beabsichtigte Änderung des Flächennutzungsplanes mobil gemacht. Hintergrund ist die geplante Umwandlung eines Waldstück an der Makarenkostraße in die Nutzungsart Wohnen. Die Bürgerinitiative hatte daraufhin eine Unterschriftensammlung gestartet. Von Christin Schmidt

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