Premnitz: Ruhe vor dem Finale auf der EEW-Baustelle

Eine tiefe Ruhe hat sich über die Baustelle der zweiten Verbrennungslinie für das Müllheizkraftwerk von EEW Premnitz gelegt. Das mit 70 Millionen Euro teuerste Investitionsprojekt in der Region ist schon weit voran gekommen. Baubeginn war vor knapp zwei Jahren. Weihnachten und Neujahr ist Urlaub. Allgemeines Durchatmen für die Bauleute ist angesagt, denn am 4. Januar beginnt das große Finale. Im Mai, spätestens Juni soll die neue Anlage reibungslos laufen. „Kommerzielle Inbetriebnahme“ lautet das Stichwort dafür. Aus bis zu 150.000 Tonnen Müll im Jahr soll die neue zweite Linie dann Strom und Wärme erzeugen. Ihre ältere „Schwester“, die erste Verbrennungslinie, macht das schon seit 2008. „Draußen war zuletzt nicht mehr viel von Bauarbeiten zu sehen“, erklärt Karl-Heinz Plepla, Bauleiter der EEW-Gruppe in Premnitz. Alle großen Teile seien eingebaut. Die meisten Arbeiten würden jetzt innerhalb der Gebäude ablaufen. Für den Kessel und die Rauchgasreinigung sei die „kalte“ Inbetriebnahme in vollem Gange. „Kalt“ bedeutet – noch brennt kein Feuer. Derzeit werden die Stromleitungen verlegt, über die alle Komponenten mit Energie versorgt und gesteuert werden sollen. Bis zu 40 Arbeitskräfte haben damit zu tun. 53 Kilometer Elektrokabel müssen insgesamt verlegt werden. Bis Weihnachten waren rund 28 Kilometer davon platziert, pro Woche kamen durchschnittlich fünf neu verlegte Kabelkilometer hinzu. Der zweite Arbeitsschwerpunkt ist die neue Turbine, die im Oktober geliefert worden ist. Gegenwärtig läuft ihre Montage. Wenn sie fertig eingebaut ist, soll sie die betagte Turbine von 1970 ersetzen. Derzeit werden alle Rohrleitungen an die neue Turbine angeschlossen, es sind welche für Kühlwasser, Hydrauliköl und Schmieröl. Die Vormontage der Leitungen für die Dampfzuführung und für die Kondensatabführung wird vorbereitet. Das Ende aller Bau- und Montagearbeiten ist fast schon zum Greifen nahe. Ende Januar oder Anfang Februar soll das erste Mal ein Feuer im neuen Kessel entfacht werden. Da wird aber noch kein Müll angezündet. Wie Karl-Heinz Plepla erklärt, wird zunächst ein Feuer mit Öl gemacht, das zum Reinigen des Kessels dienen soll. Etwa vier Wochen später soll es das erste Müllfeuer im Kessel geben. Am Anfang werden Ersatzbrennstoffe verwendet, die einen höheren Heizwert als normaler Hausmüll haben. Die volle Inbetriebnahme soll spätestens im Juni sein. Rund drei Monate danach soll die neue Turbine ihre Arbeit aufnehmen. Sie kostet samt Transport und Montage rund zehn Millionen Euro. Von 60 auf 70 Millionen Euro: Die Turbine gehört nicht direkt zur zweiten Verbrennungslinie, sondern ist eine mit dem Bau verknüpfte Maßnahme zur Verbesserung des Wirkungsgrades und der Wirtschaftlichkeit. Weil sie ins Projekt mit hinein kam, wuchs die zu Beginn genannte Investitionssumme von 60 Millionen auf 70 Millionen Euro. Die Verantwortlichen von EEW Premnitz hatten schon in der Planungsphase immer gesagt, dass ihre Wirbelschichtverbrennung außer Betrieb genommen werden soll, wenn die zweite Linie richtig läuft. Karl-Heinz Plepla hat das jetzt noch einmal bestätigt. Spätestens ein halbes Jahr nach der Inbetriebnahme solle die Wirbelschicht abgeschaltet werden. 150 Leute auf dem Bau: Bis Weihnachten waren rund 150 Bauleute bei EEW tätig. Etwa 90 von ihnen sind aus Serbien und Kroatien. Alle Bauleute werden zum großen Fest nach Hause fahren und nach Neujahr wieder zurück kommen. Am 4. Januar soll der Bau weiter gehen. Das klappt indes nicht ohne einen wachen Blick auf Corona. Alle 150 Arbeitskräfte werden nach ihrer Rückkehr ein Überwachungssystem mit zwei Testphasen durchlaufen, erklärt Karl-Heinz Plepla. Zwei Schnelltests in einer Woche. Das Konzept sei mit dem Gesundheitsamt abgestimmt. Angesprochen auf den Virus, sagt er nur: „Bisher hatten wir keine Fälle auf der Baustelle.“ Von Bernd Geske