Premnitz will Katzen kastrieren und kennzeichnen lassen

In Premnitz nimmt ein Vorgang Fahrt auf, der noch für Diskussionen sorgen wird. Die Verwaltung hat den Stadtverordneten einen Beschluss vorgelegt, nach dem die Stadt eine Katzenkastrations- und Kennzeichnungsverordnung bekommen soll. Zum 1. Januar 2021 soll sie in Kraft treten. Zu beschließen wäre sie auf der nächsten Stadtverordnetenversammlung am 10. September. Alle Halter, die ihre Katze oder ihren Kater frei laufen lassen, sollen ihr Tier von einem Tierarzt kastrieren und kennzeichnen lassen. Die Kennzeichnung darf durch eine Tätowierung oder das Einsetzen eines Mikrochips vorgenommen werden. Als Grund nennt die Stadt eine stetig wachsende, wilde Katzenpopulation und einen starken Anstieg der Fundtierkosten. Doppelt so viele wild lebende Tiere: Wie den Unterlagen zu entnehmen ist, soll sich die Zahl der herrenlosen, wild lebenden Katzen in den letzten drei Jahren auf mehr als 200 Tiere verdoppelt haben. Sowohl bei den Tierschutzvereinen als auch im Ordnungsamt nehme die Zahl der Beschwerden aus der Bevölkerung deutlich zu. Das Leiden und Sterben der wild lebenden Katzen beschäftige die Bürger. Während in früheren Jahren die Zahl der Fundkatzen in Premnitz bei durchschnittlich 19 Tieren gelegen habe, teilt die Verwaltung mit, seien bis Ende Juni 2020 bereits 35 Fundkatzen gezählt worden. So sind die Kosten der Stadt in der letzten Zeit enorm gestiegen. Musste Premnitz im vergangenen Jahr für die Aufnahme von Fundtieren in einem Tierheim 2.516 Euro bezahlen, sind bis Ende Juni dieses Jahres schon 7.810 Euro aufgelaufen. Vorschlag fürs Havelland: Das System, das die Stadt Premitz einführen will, ist schon seit vielen Jahren als „Paderborner Modell“ bekannt. Wie der Premnitzer Bürgermeister Ralf Tebling (SPD) sagt, hatte er vor gut drei Jahren bei einer Beratungsrunde aller Bürgermeister und Amtsdirektoren beim Landrat den Vorschlag gemacht, dieses Modell im Havelland flächendeckend einzuführen. Niemand habe seinen Vorschlag aufgegriffen. Jetzt will es das Premnitzer Stadtoberhaupt aber für seinen Wirkungsbereich durchsetzen und damit ein Vorreiter sein. „Wir haben auch einen konkreten Anlass dafür“, teilt Ralf Tebling mit, „im Bereich Waldkolonie sind die über 80 wild lebenden Katzen zu einem echten Problem geworden.“ Linderung im Teilbereich: Er sei sich darüber im Klaren, dass die geplante Kastrations- und Kennzeichnungsverordnung nur bei einem Teilbereich Linderung verschaffen könne, gibt der Bürgermeister zu. Er halte die Verordnung aber für sinnvoll und werde man sehen, welche Erfahrungen mit der neuen Verordnung gemacht werden. Um ihren Katzenhaltern das Kastrieren und Kennzeichnen etwas schmackhafter zu machen, hat die Verwaltung die Vergabe von Zuschüssen vorgeschlagen. Für 2021 sollen dafür 3.000 Euro bereit gestellt werden. Demnach soll es für Kastrieren und Tätowieren eines Katers 25 Euro Zuschuss geben, für eine Katze sind 35 Euro vorgesehen. Zwei Gegenstimmen: In den bislang zwei Ausschussitzungen ist die Verordnung nicht nur auf Zustimmung gestoßen. Jeweils einmal hat es eine Gegenstimme gegeben. „Ich finde, das ist der falsche Ansatz“, hat Christian Peter (DMP/FDP) gesagt. Es wäre besser, das ganze geplante Geld zu verwenden, um so viele Katzen wie möglich kastrieren zu lassen. Von Bernd Geske