Die Rathenower Stadtgeschichte ist um ein Erinnerungsstück reicher. Am Donnerstagvormittag legte Baggerfahrer Rainer Autmaring auf dem Grundstück hinter dem Offizierscasino einen tonnenschweren Gedenkstein frei, der an Generalfeldmarschall Prinz Friedrich Carl von Preußen erinnert.
Der 1885 verstorbene Prinz war oberster Befehlshaber der in Rathenow stationierten Zietenhusaren. In dessen Angedenken wurde der Findling im Jahr 1886 aus dem Hohen Rott nach Rathenow transportiert und auf dem Exerzierplatz der Zietenhusaren am Wolzensee aufgestellt. 1935 dann, da waren die Zietenhusaren längst Geschichte, versetzte man den Stein auf das Grundstück hinter dem Offizierscasino. Nach dem Krieg verliert sich die Spur des Denkmals.
Gerüchte über das Schicksal des Steins
„Wir haben wirklich nicht gewusst, wo der Stein verblieben ist“, sagt der Hobby-Historiker Hans-Jürgen Czeszak, der ein Buch über die Zieten-Husaren verfasst hat und gestern die Bergung des Steines mitverfolgte. Es habe die wildesten Gerüchte über das Schicksal des Steins gegeben. „Eines besagte, dass der Stein irgendwann nach dem Krieg von einem Steinmetzbetrieb abtransportiert, in Stücke geschnitten und weiterverarbeitet worden sei“, so Czeszak.
Gut, dass nicht alles geglaubt wird, was man sich erzählt. Als Josef Rampf, der Eigentümer des Grundstücks, vor einigen Wochen begann, das Gelände zu beräumen, baten ihn Rathenower Geschichtsfans, Vorsicht walten zu lassen. Vielleicht liege der Stein ja doch noch auf dem Gelände, auf dem er vor 83 Jahren aufgestellt worden war.
Rampf nahm die Hinweise ernst. Am Donnerstag war er mit Bauunternehmer Ingo Friese, der die Arbeiten auf dem Grundstück durchführt, und Bauamtsleiter Matthias Remus zum Casino gekommen, um dem Baggerfahrer bei seinen Sondierungen zuzusehen.
Inschrift noch gut erkennbar
Gegen 9.30 Uhr stieß Rainer Autmaring beim Baggern auf etwas Hartes. Vorsichtig schaufelte er die Erde rund um das Objekt weg. Josef Rampf selber fegte den Dreck von der Oberfläche. Und tatsächlich: Zum Vorschein kam die alte Inschrift, die trotz einiger fehlender Buchstaben noch gut erkennbar ist: „Zum Andenken an unseren Chef den Generalfeldmarschall Prinzen Friedrich Carl von Preußen“, steht dort geschrieben. Dann folgt nach den Geburtsdaten eine dreizeilige Würdigung – „Ein echter Hohenzoller, Gefürchtet von seinen Feinden, Verehrt von seinen Husaren“ und das Datum der ersten Aufstellung am Wolzensee: „Errichtet am 15. Juni 1886.“
Bei den Geschichtsfans war die Begeisterung über diesen Fund immens. „Einfach Wahnsinn“, sagte Czeszak. Mario Zimmermann, Mitglied des Fördervereins Heimatmuseum Rathenow, dokumentierte die Freilegung mit der Kamera. Und der Stadtverordnete Corrado Gursch (CDU), der sich seit Jahren für heimatgeschichtliche Belange einsetzt, die Bergung des Steins aber nicht mitverfolgen konnte, verlieh seiner Freude per Mail Ausdruck. „Toll, dass der Stein gefunden wurde“, schrieb er. „Und toll, dass der Eigentümer des Grundstücks unser Anliegen ernst genommen und nach dem Stein gesucht hat.“
Und was passiert nun mit dem Stein? „Wir werden einen Ort finden, wo wir ihn der Öffentlichkeit präsentieren können“, sagt Josef Rampf. Wo genau das sein wird, muss noch festgelegt werden.
Baggerführer Rainer Autmaring, der den Stein freigelegt hatte, kommentierte die Sache mit der Nüchternheit eines Profis. „Klar, das war schon ein besonderer Einsatz“, sagte er. „Und auf jeden Fall besser als ’ne Bombe.“
Von Markus Kniebeler