Debatte zur Kultur in Rathenow: Akteure reden Klartext

Die Kultur soll in Rathenow nicht dem Zufall überlassen, sondern geplant werden. Dabei soll ein Kulturentwicklungsplan helfen, an dem die Verwaltung seit einem Jahr arbeitet. Nach einer Bestandsaufnahme und einem ersten Austausch mit Kulturschaffenden Ende 2019 folgte nun der nächste Schritt. Die Verwaltung lud am Dienstag hauptamtliche Kunst- und Kulturschaffende zu einem Workshop ein, mit dem Ziel, Probleme zu identifizieren und Ideen für die Zukunft zu sammeln. Rund 20 Akteure aus unterschiedlichsten Bereichen nahmen teil, darunter freischaffende Künstler, Veranstalter, Gastronomen, aber auch Vertreter von Vereinen, des Optikparks, der Bibliothek und des Kulturzentrums. Schon die erste Frage: „Was läuft richtig gut in Rathenow?“, sorgte für eine Diskussion. Manfred Rücker, der unter anderem das Stadtfest ausrichtet, lobte die gute Zusammenarbeit: „In Rathenow ist die Verwaltung zum Dialog bereit. Auch Vereine und Unternehmer bringen sich. Auch wenn das Budget gering ist, sucht man gemeinsam nach Lösungen.“ Kritik am Konzept des Stadtfestes: Etwas anders sieht das Sebastian Krakau vom Restaurant Zum Alten Hafen. In seinen Augen gibt es kaum Unternehmer, die bereit sind, etwas aufzubauen. Das wirtschaftliche Interesse stünde im Vordergrund. Kritik richtete Krakau auch direkt an Manfred Rücker. „Sprich doch mal ein anderes Klientel an. Kultur statt Saufen auf dem Märkischen Platz“, forderte er den Veranstalter auf. Der freischaffende Künstler Daniel Schröder warf ein, dass das Stadtfest seit Jahren zeitgleich mit dem Burgfest im nur 30 Kilometer entfernten Tangermünde stattfinde. Damit sprach er ein Thema an, dass bereits beim Treffen im vergangenen Jahr für Kritik sorgte. Die Beteiligten waren sich einig, es gibt ein breites Kulturangebot in Rathenow. Zudem sei die Stadt mit Einrichtungen wie Optikpark, Kulturzentrum, Musik- und Volkshochschule sowie Bibliothek gut aufgestellt ist. Allerdings komme es immer wider zu Terminüberschneidungen. Zudem seien viele Kulturangebote nicht bekannt. Um diese Probleme zu lösen, brauche es einen Koordinator. Wer diese Aufgabe übernehmen könnte, blieb aber offen. Eine Plattform für die Kultur in der Stadt fehlt: „Außerdem fehlt eine Plattform, auf der alle Informationen gebündelt werden und auf der man schnell einen Überblick bekommt, was wann wo los ist. Dabei sollten auch Kanäle wie Instagram, über die man die Jugend erreicht, genutzt werden“, forderte Frederike Timme vom Kinder- und Jugendparlament. Zudem äußerten einige, es gebe zu wenig Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene. Eileen Oswald vom Heimatverein Steckelsdorf wünscht sich für die Zukunft, dass sich die Akteure mit ihren Ideen stärker einbringen können und das kulturelles Engagement entlohnt wird. „Alle wollen Kultur, aber niemand will dafür bezahlen“, bemerkte Sebastian Krakau und berichtete von seinem Versuch, eine offene Bühne für junge Bands zu etablieren. Das Projekt scheiterte. Zum einen weil die Bands Gagen forderten, zum anderen landeten in dem Hut, der für die Musiker rumging am Ende nur 25 Euro. Und das obwohl das Lokal voll war und sechs Bands spielten. „Einige Gäste hatten sogar ihre eigenen Getränke mitgebracht“, ärgerte sich Krakau. Eines wurde in der Runde deutlich: Es gibt sehr viel Redebedarf, aber auch die Bereitschaft zusammenzuarbeiten. Am Mittwoch führte die Verwaltung den Workshop mit ehrenamtlichen Kulturschaffenden durch. In einem nächsten Schritt sollen dann die Nutzer befragt werden, bevor im Sommer eine Planungsgrundlage vorgelegt werden soll. Von Christin Schmidt