Eisflächen rund um Rathenow: Verlockend, aber lebensgefährlich

Der Anblick, der mit Eis bedeckten Wiesen und Seen ist wirklich verlockend. Kein Wunder, dass viele Havelländer das herrliche Wetter am Wochenende nutzten, um sich mit Schlittschuhen, Schlitten, zu Fuß oder beim Eishockeyspiel auf dem Eis auszutoben. Statt überschwemmte Wiesen für das Vergnügen zu nutzen,betreten viele trotz aller Warnungen auch die Seen oder den Rathenower Stadtkanal. Erst am Sonnabend mussten Polizisten Spaziergänger vom Hohennauener See holen, weil diese die Gefahr offenbar unterschätzten. „Es ist nicht so, dass wir den Leuten nicht den Winterspaß gönnen. Aber was sie dort machen, ist lebensgefährlich“, macht Nils Jungius, stellvertretender Vorsitzender der Ortsgruppe Nauen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) deutlich. Beamte müssen Personen vom Eis holen: Niemand könne eine Garantie darüber gehen, ob die Eisfläche auf den Seen sicher trage. Hinzu kommt: „Mich als einzelne Person hält das Eis vielleicht aus. Aber keiner kennt die Höchstbelastung der Eisfläche. Wenn gleichzeitig ’zig Leute drauf sind, das Eis zudem noch arbeitet, den ganzen Tag die Sonne drauf scheint – niemand kann garantieren, dass die Eisfläche nicht bricht.“ Ins gleiche Horn bläst die Polizei – nicht nur im Havelland. Seit Tagen warnen die Behörden verstärkt davor, die Eisflächen zu betreten. Am vergangenen Wochenende waren Beamte im Havelland mehrfach im Einsatz, um Menschen vom Eis zu holen. Eistaucher in Berlin verunglückt: In Berlin verstarb vergangene Woche ein Eistaucher, der verunglückte. Am Sonnabend berichtete die Berliner Wasserschutzpolizei von der Rettung eines Vaters und seines einjährigen Kindes, die ins eiskalte Wasser eingebrochen waren. Auch die Polizeidirektion West appellierte am Sonntag erneut an die Havelländer: „Bitte betreten Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit und der Sicherheit Ihrer Angehörigen keine Eisflächen, wenn diese nicht ausdrücklich behördlich freigegeben wurde.“ Der Leiter der Wasserschutzpolizei in der Polizeidirektion West, Joachim Pötschke betont: „Auch bei starkem Frost ist beim Betreten von Eisflächen äußerste Vorsicht geboten, oftmals trügt der Schein.“ So werde die Stärke des Eises durch viele Faktoren, wie der Fließgeschwindigkeit des Wassers, einfließende Abwässer, die Schifffahrt oder den Schnee beeinflusst. Zudem könnten Strudel vom Gewässergrund wärmeres Wasser nach oben transportieren und dadurch das Eis dünn halten. „Dadurch entstehen verdeckte Gefahren, da diese Stellen nicht zu erkennen sind“, sagt Pötschke und rät grundsätzlich vom Betreten zugefrorener Gewässer ab. Eisangler auf dem Premnitzer See: Die Feuerwehr Premnitz mahnt derweil auf ihrer Facebook-Seite: „Es gibt keine Garantie für eine ausreichende Tragfähigkeit!“ Justin Hellich, Truppführer der Wehr, hat am Wochenende sogar Eisangler auf dem Premnitzer See entdeckt. „Ich beobachte das Ganze nur, spreche die Personen aber nicht an, da stoßen wir ohnehin auf taube Ohren“, so Hellmich. Auch Rayk Sommer, Leiter der Rettungstaucherstaffel Havelland, weiß, Appelle helfen nur bedingt. „Wir rechnen derzeit mit Unfällen auf dem Eis und sind deshalb in erhöhter Alarmbereitschaft“, so Sommer. Während einige Feuerwehren mit Eisschlitten und Überlebensanzügen ausgestattet sind und im Notfall an der Wasseroberfläche agieren, begeben sich die Taucher auch ins Wasser. „Man darf nicht vergessen, die tiefsten Stellen in unseren Seen sind zehn, zwölf Meter tief. Wer hier einbricht, wird mit der schweren Kleidung in die Tiefe gezogen. Das heißt, für die Rettung müssen wir unter die Wasseroberfläche“, macht Sommer deutlich. Mit Spezialanzügen ins eiskalte Wasser: Für solche Einsätze ist die Taucherstaffel mit speziellen Trockentauchanzüge ausgestattet. Bis zu einer Stunde können sich die Retter damit im Wasser aufhalten. „Es ist dennoch eine extreme körperliche Belastung“, so Sommer. Nils Jungius empfiehlt derweil, sich auf überfluteten Wiesen in der Region auszutoben. Hier könne man genauso gut Schlittschuhlaufen oder schlittern. Von Christin Schmidt

Eisflächen rund um Rathenow: Verlockend, aber lebensgefährlich - Polizei warnt