Entwarnung: Havelpegel nach Wehrdefekt in Bahnitz wieder normal

Schnell ist es gekommen, aber genauso schnell war es wieder weg. Die Rede ist von dem Havelwasser, das am vergangenen Wochenende unerwartet hoch gestiegen war und etliche Wochenend-Grundstücke am Mühlendamm unter Wasser gesetzt hatte. Ein Defekt am Bahnitzer Schlauchwehr hatte für die ungewöhnliche Flut gesorgt. Werner Galys ist einer der Grundstücksbesitzer am Mühlendamm. Sein Wochenendhaus ist von Wasser umflossen. Auf das Wochenende blickt der ehemalige Apotheker mit einem Schmunzeln zurück. „Das war schon kurios“, sagt er. „Kein Regen, keine Schneeschmelze und der Pegel steigt trotzdem.“ Pegelanstieg um 35 Zentimeter: Am Samstagmorgen hatte er bemerkt, dass das Wasser an der Rasenkante leckte, die am Tag zuvor noch trocken gelegen hatte. Jede Stunde sei der Pegel um ein, zwei Zentimeter gestiegen. Am Sonntagmittag hätten die Fluten den Boden des Holzschuppens erreicht. Gegen Abend sei der Wasserstand rund 35 Zentimeter höher gewesen als zu Beginn des unerwarteten Hochwassers. Und in der Nacht zum Montag – da hatten Techniker das Bahnitzer Wehr wieder in Ordnung gebracht –sei das Wasser wieder gesunken. „Alles halb so wild, ist ja nichts passiert“, sagt Galys. Das Haus sei trocken geblieben, und auch die Datschen in der Nachbarschaft seien seines Wissens nach nicht geflutet worden. „Wir wohnen nah am Wasser, da ist man schwankende Pegel gewohnt.“ Sorgen habe er sich nicht gemacht, so Galys. Seit 1978 besitze er das Grundstück, noch nie habe das Hochwasser bedrohliche Formen angenommen. Nur einmal, im Sommer 2013, als bei Hohengöhren ein Elbdeich brach und das Wasser in die Havel drückte, habe er eine Überschwemmung befürchtet. Doch so weit ist es auch damals nicht gekommen. Hochwasser wie im Frühjahr: Auch Joachim Karp, Leiter des Rathenower Außenbezirks des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes, ist weit davon entfernt, in Alarmismus zu verfallen. Sicher sei ein Stand von 3,13 Metern am Oberpegel Rathenow zu dieser Jahreszeit außergewöhnlich hoch. Andererseits komme es im Frühjahr immer wieder zu solchen Wasserständen. „Die Leute, die in Wassernähe leben, kennen das“, sagt Karp. „Die werden dann nicht gleich nervös.“ Defekt am Bahnitzer Wehr: Dass die Ursache des temporären Hochwassers ungewöhnlich war, gibt auch Karp zu. Nach einer Stromabschaltung war das Bahnitzer Schlauchwehr ausgefallen und hatte das Havelwasser ungebremst durchlaufen lassen. Im Gegensatz zu früher sei es heute nicht mehr möglich, die automatisierten Wehranlagen auf manuellen Betrieb umzustellen, so Karp. „Wir mussten erst einen Techniker ranholen.“ Der habe am Sonntag den Fehler gefunden und das Wehr provisorisch repariert. Am Montagfrüh seien alle Pegel wieder normal gewesen, so Karp. Tatsächlich ist von dem Hochwasser am Mühlendamm kaum noch etwas zu sehen. Lediglich die dunkle Färbung der untersten Reihe des Holzstapels auf Werner Galys Grundstück deutet darauf hin, dass bis hierhin das Wasser gestanden hat. Und wenn man über den Rasen der Ufergrundstücke geht, dann spürt man, dass mehr Nässe im Boden ist, als üblich. So, wie nach einem lang anhaltenden Regenschauer. Wehre bewusst geschlossen: „Wir wundern uns nur, dass man den Pegel nicht schneller reguliert hat“, so Galys, Etwa durch Öffnen der Rathenower Wehre. „Das haben wir bewusst nicht gemacht“, sagt Karp. Man habe die Rathenower Wehre geschlossen, um den Pegel oberhalb von Rathenow stabil zu halten und die Schifffahrt dort nicht zu gefährden. „Uns war klar, dass ufernahe Grundstücke in Rathenow dadurch feuchter werden als üblich“, so Karp. Aber im Vergleich zu einem dramatischen Pegelabfall zwischen Rathenow und Bahnitz sei dies das weitaus kleinere Übel gewesen. Von Markus Kniebeler