Immer mit dem Rad ab Rathenow an der Havel entlang

Einige Radbegeisterte aus der Region erinnern sich noch an den alten Havel-Radweg. Er führte zwischen Premnitz und Rathenow nicht an der Havel lang sondern an der Bundesstraße 102. In einer neuen Broschüre über den Havel-Radweg, die von Wolfram Bleis herausgegeben wurde, schreiben neben Bleis sieben weitere Autoren unterschiedliche Sichtweisen zu dem Radweg auf. Im Vorwort schreibt Rathenows Bürgermeister Ronald Seeger, wie sehr der Fokus darauf gelegt wurde, dass der Radweg in direkter Nähe zum Fluss verlaufen sollte. Inzwischen führt der Havel-Radweg durch die Ortsteile und immer relativ nah am Fluss entlang. Kontroverse Debatte: Seeger erinnert aber daran, dass das Projekt äußerst kontrovers diskutiert wurde. „Besonderes Augenmerk lag auf dem Naturschutz in diesem sensiblen Lebensraum.“ Die Havelniederung zwischen Rathenow und Böhne sowie Bützer (Milower Land) ist ein Naturschutzgebiet, in dem viele seltene und geschützte Arten heimisch sind. Seeger erinnert an die Gutachten und an die Umweltauflagen. Die Kosten für diesen neuen Abschnitt stiegen deshalb. Im Jahr 2011 gab es einen Zuwendungsbescheid für Fördermittel und in den Jahren 2012 und 2013 wurde gebaut. Die Entscheidung von damals sei richtig gewesen, so Seeger. Der Havel-Radweg gehört zu den beliebtesten Radstrecken Deutschlands und gerade während der Bundesgartenschau im Jahr 2015 sei der Radweg zwischen Brandenburg und Havelberg viel befahren worden. In der Broschüre betrachten die Autoren historische, naturwissenschaftliche und touristische Aspekte. So wird denjenigen, die dieses 92 Seiten starke Heft erwerben, ein Wegweiser an die Hand gegeben, mit dem man auf dem Havel-Radweg Pausen machen kann, um interessante Fakten aus der Region zu erfahren. Hans Jürgen Wodtke beleuchtet in einem ersten Kapitel die Eisenbahn- und Straßenbrücken über die Havel. Die Recherchen dazu stammen von Rathenows Ehrenbürger Günter Thonke. Recherchen von Heike Brett zu Ziegeleien in Rathenow und Umgebung haben Hans-Jürgen Wodtke zu dem Kapiteln über verschiedene Ziegeleien angeregt. Weitere Themen sind die Havelschifffahrt, die Böhner Königsgrabenbrücke, natürlich gibt es ein Kapitel über den Schwedenfeldzug nach Rathenow und das Böhner Schwedenhaus. Zu letzterem gibt es Umbaupläne. Kein Reiseführer: Diesen zufolge soll in einem Teil des Hauses eine Wohnstätte für minderjährige Mütter/Väter entstehen. In den anderen Teil sollen Gästeappartements sowie ein Café eingebaut werden. Finanziert wird das Projekt über eine Förderung aus dem EU-Leader-Zuschusstopf. Interessant wird die Lektüre der Broschüre auch durch viele historische Fotos, die man zum Teil auch noch nicht gesehen hat. Tatsächlich handelt es sich weniger um einen Reiseführer. Wer darauf hofft, Wegbeschreibungen zu finden, der irrt. Es geht um Geschichte und Geschichten rund um die Region, durch die der Havel-Radweg führt. Darum ist das Büchlein auch eine Lektüre für jene, die nicht so gerne auf das Fahrrad steigen. Trotzdem: der Reiz, bestimmte Streckenabschnitte zu erkunden, nachdem man gelesen hat, was abseits des Wegesrandes geschah, ist nicht zu leugnen. Der Havel-Radweg, ist ein am 8. Mai 2009 eröffneter Radfernweg entlang der Havel durch die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt. Seine Länge beträgt 371 Kilometer. Der Radweg beginnt an der Havelquelle 6 Kilometer südlich von Ankershagen und endet in Gnevsdorf an der Havelmündung in die Elbe. Ausgeschildert ist der Weg mit einem quadratischen, dunkelblauen Schild und darauf mit einem orangefarbenen Fahrrad und einem hellblauen, geschwungenen Band sowie dem zweizeiligen Namenszug in Weiß. Von Ankershagen bis Berlin-Spandau verläuft der Havel-Radweg auf dem Radweg Berlin–Kopenhagen. Die Broschüre gibt es in der Buchhandlung Tieke in Rathenow und beim Fremdenverkehrsverein Westhavelland. Von Joachim Wilisch