Integration: Verein lädt in Rathenow ein, miteinander zu reden statt übereinander

Wer in Deutschland leben will, der muss sich auch integrieren. Diese Forderung ist immer wieder zu hören. Fatuma Musa Afrah kennt sie nur all zu gut. Die gebürtige Somalierin unterstützt mit ihrem Verein United Action geflüchtete Frauen und ermutigt diese, sich zu informieren, zu bilden und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Seit zwei Jahren organisiert Fatuma Musa Afrah auch im Westhavelland Projekte. Nach zwei Konferenzen für und mit geflüchteten Frauen hat United Action nun ein neues Projekt gestartet. Einmal im Monat finden im Interkulturellen Familiencafé der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in der Heinrich-von-Rosenberg-Straße 50 ein Sprachcafé sowie Workshops für Mütter und Töchter statt. Integration ist keine Einbahnstraße: „Wir wollen den Frauen die Möglichkeit geben, sich in lockerer Runde zu treffen und auszutauschen“, sagt Fatuma Musa Afrah. Die Idee scheint anzukommen. Die ersten Veranstaltungen waren bereits gut besucht. Was noch fehlt, sind deutsche Frauen, die sich beteiligen. „Die Frauen aus Syrien, Afghanistan oder Somalia sehnen sich nach Kontakt zu Deutschen. Sie wollen sich austauschen, ihre Sprache verbessern und die Kultur hier kennen lernen. Aber das kann nur klappen, wenn die Deutschen uns dabei unterstützen. Integration ist keine Einbahnstraße“, macht die Vereinsvorsitzende deutlich. In den Workshops für Mütter, die jeweils am ersten Donnerstag im Monat von 14 bis 18 Uhr stattfinden, soll es unter anderem um Themen wie Frauenrechte, Kinderschutz, Frauengesundheit, Ausbildung und Schule gehen. „Wir wollen die Frauen zum Beispiel darüber aufklären, dass sie das Recht haben allein zu reisen oder zu arbeiten. Viele Frauen haben die deutsche Kultur noch nicht verstanden und kennen ihre Möglichkeiten und Pflichten nicht, egal ob es um Kinderbetreuung, Gesundheitssystem oder Arbeit geht“, weiß Fatuma Musa Afrah. Die Themen für die Workshops sind nicht vorgegeben, die Frauen sollen selbst mitbestimmen und Vorschläge machen, der Verein lädt dann entsprechende Experten ein. Noch fehlen deutsche Frauen, die mitmachen: Das Sprachcafé findet jeweils am ersten Montag im Monat ebenfalls von 14 bis 18 Uhr statt und soll kein strenger Deutschunterricht sein, sondern vielmehr zum Austausch dienen. „Wir wünschen uns, das sich hier deutsche Frauen und Frauen aus anderen Ländern kennen lernen und locker miteinander ins Gespräch kommen“, erklärt Fatuma Musa Afrah. Beim ersten Treffen ist das noch nicht gelungen. Stattdessen hat Clemence Herding, Projektassistentin bei United Action, mit den Frauen alltägliche Gesprächssituationen geübt. Dabei können auch die Deutschen von diesen Treffen profitieren. Sie können eine andere Sprache lernen, gemeinsam kochen und ganz nebenbei eine andere Kultur kennen lernen. „Viele Deutsche sind verunsichert wenn sie uns sehen oder haben sogar Angst. Ich kann das verstehen, aber wir können diese Angst nur überwinden, wenn wir aufeinander zu gehen. Also rennt nicht vor uns weg. Wir sind eine Gemeinschaft und wir brauchen Euch“, fordert die junge Somalierin ihre Mitmenschen auf. Jeden ersten Freitag im Monat sind von 14 bis 18 Uhr alle Mädchen von acht bis 18 Jahren zu kreativen Workshops eingeladen. Fotografie, Storytelling, Musik oder Theater – das Thema dürfen auch hier die Teilnehmerinnen bestimmen. Der nächste Workshop für Mädchen findet am 6. März statt, der für Frauen am 5. März und das Sprachcafé am 2. März. Fatuma Musa Afrah freut sich über jede neue Teilnehmerin. Das Projekt wird mit Mitteln des Landes Brandenburg finanziell unterstützt. Von Christin Schmidt

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