Jens und Steffen Schmücker bewirtschaften in Spaatz gemeinsam einen bäuerlichen Familienbetrieb mit rund 450 Hektar Land, Mutterkuhhaltung, Milchproduktion und Hofladen zur Direktvermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse.
Es war nie leicht
Die Brüder haben in den Bauernhof investiert. Die Stallungen wurden modernisiert und Melkroboter angeschafft. Sie haben angepackt, damit alles „ rund läuft“ auf dem Hof. Jens und Steffen Schmücker sind gerne Landwirte. „Leicht war es nie gewesen“, sagt Steffen und setzt hinzu: „Aber in letzter Zeit hat die Politik uns Landwirten das Wirtschaften immer schwieriger gemacht“.
Viele schlechte Beispiele
Wie für viele Berufskollegen hat auch für die Gebrüder Schmücker die Bundespolitik mit ihrem Agrar- und Umweltpaket„das Fass zum überlaufen gebracht“. Steffen Schmücker nennt eingeschränktes Bewirtschaften von Flächen, insbesondere in Naturschutzgebieten, Insektenschutz, Düngeverordnung und weitere Beispiele.
Steffen Schmücker sagt, das Agrar- und Umweltpaket der Bundesregierung komme aus seiner Sicht der Enteignung und Entmündigung eines ganzen Berufsstandes gleich. Wie viele Bauern sieht auch Steffen Schmücker die Zukunft stark gefährdet.
In aller Frühe
Und deshalb beteiligt sich der Familienbetrieb am Dienstag mit zwei Traktorenan einer bundesweiten Großdemonstration in Berlin. In aller Frühe fahren sie in Spaatz vom Hof zum ersten Treffpunkt mit weiteren Landwirten aus dem Westhavelland. Das ist am Dienstag um 6 Uhr in Stechow.
Der weitere Verlauf
Von dort geht dann weiter zur Bundesstraße 5, wo die Westhavelländer am Kreisel Friesack weitere Landwirte mit Traktoren treffen. Gemeinsam geht es dann vereint auf der Bundesstraße zum zentralen Treffpunkt in Nauen und von dort im Konvoi nach Berlin.
Bereits am Sonntag hatte Steffen Schmücker an einem Traktor ein Plakat angebracht. „Wir brauchen Verlässlichkeit“, stand darauf zu lesen. Die Agrargenossenschaften Gülpe und Hohennauen kommen mit jeweils fünf Traktoren nach Berlin, zu der von der Initiative „Land schafft Verbindung“ organisierten Großdemonstration.
Düngen mit Verantwortung
Die Landwirte sehen sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. „Wir sind nicht gegen den Naturschutz“, sagt Enrico Voigt, geschäftsführender Vorsitzender der Agrargenossenschaft Gülpe, „Wir Landwirte sorgen mit unserer Arbeit für ordentlich bewirtschaftete Flächen“. Dazu gehöre auch verantwortungsbewusstes Düngen.
Nichts gewonnen
„Eine Unterdüngung von Flächen in Schutzgebieten als Folge einer Umsetzung des Agrar- und Umweltpaketes nutzt niemand, auch dem Naturschutz nicht“, so Enrico Voigt. Er findet es wichtig, dass in Politik und Gesellschaft nicht über die Landwirte diskutiert wird, sondern mit ihnen. Sie seien es, die ihre Flächen bewirtschaften.
Auch die Agrargenossenschaft Strodehne ist mit einem Traktor in Berlin. „Die Großdemonstration wird zeigen, dass wir Landwirte eine starke Gemeinschaft sind“, ist sich Karsten Klingbeil, Geschäftsführer der Strodehner Agrargenossenschaft, sicher.Und es sei gut, dass sie von einer bundesweiten Initiative organisiert wird, die unabhängig ist von Verbänden.
Absolutes Verkehrschaos
Der Kreisbauernverband Havelland warnt indes: Dienstagfrüh droht ein Verkehrschaos, wenn die Landwirte nach Berlin fahren. „Besonders in Nauen rund um den Bahnhof ist ab 5 Uhr mit erheblichen Beeinträchtigungen zu rechnen“, sagt Johannes Funke vom Kreisbauernverband Havelland.
Landwirten aus dem Havelland, die sich mit einem eigenen Traktor beteiligen möchten, empfehlt der Kreisbauernverband folgende Treffpunkte: in Friesack ab 5 Uhr in Höhe der Tankstelle, der Anschluss an den Konvoi aus Richtung Rathenow und Kyritz ist um 6.20 Uhr geplant; in Nauen ab 5 Uhr auf der Fläche zwischen Totaltankstelle und B 5, Anschluss an den Konvoi ab 7.15 Uhr; in Priort ab 6 Uhr auf der Fläche zwischen Priort und B 5, Anschluss an den Konvoi nach Abstimmung mit der Polizei.
Die Demonstration am Brandenburger Tor soll in der Zeit von 12 bis 15 Uhr stattfinden. Danach beginnt die Rückfahrt der Traktoren. Insgesamt rechnet die Polizei mit etwa 5000 Traktoren und Landmaschinen aus dem gesamten Bundesgebiet.
Von Norbert Stein