Leckes Becken: Schwerer Abbruch in der Rathenower Schwimmhalle

In der für den Publikumsverkehr geschlossenen Rathenower Schwimmhalle konnte man im Januar die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören. Kein Planschen, kein Gekreische, keine mahnenden Worte des Aufsichtspersonals. Doch mit der Stille ist es seit Anfang Februar vorbei. Das Rattern von Abbruchhämmern erfüllt den Raum. Mostafa Gholamshahni und Max Driesel, Mitarbeiter der Halle, verrichten einen Knochenjob. Der Whirlpool am Kopfende des großen Beckens wird abgerissen. Was sich einfacher anhört, als es ist. Denn das Becken ruhte in einem massiven Betonbett. Und dieses muss herausgestemmt werden, um Platz für einen neuen Pool zu schaffen. Abriss zur rechten Zeit: So hat die coronabedingte Schließung wenigstens ein Gutes. Denn bei laufendem Betrieb hätte man den Hallengästen den Abriss nicht zumuten können. „Wir machen das Beste aus der Situation und nutzen die unfreiwillige Schließzeit, um den Pool in aller Ruhe abzureißen“, sagt Andreas Lepert, seit langen Jahren Leiter der Rathenower Schwimmhalle. Dass der Whirlpool sein Lebensziel erreicht hat, ist nichts Ungewöhnliches. Denn immerhin hat das Sprudelbecken schon mehr als 25 Jahre auf dem Buckel. Zwar könnte man, wenn man die Betonfundamente betrachtet, vermuten, der Pool sei für die Ewigkeit errichtet worden. Aber so ist es nicht. Im Keller unter dem Pool tropft es seit einiger Zeit. Am Abriss des lecken Beckens geht kein Weg vorbei. Neues Becken ist schon bestellt: Weil der Pool sich Lepert zufolge bei den Badegästen großer Beliebtheit erfreut, soll er erneuert werden. Das Becken mit einem Durchmesser von 3,40 Metern ist bereits bestellt. Wann es installiert wird, steht noch nicht fest. Günstig wäre es, wenn auch der Einbau des neuen Beckens in der coronabedingten Schließzeit erledigt werden könnte. Doch noch weiß niemand so genau, wann die Halle unter welchen Bedingungen wieder öffnen darf. Öffnung ungewiss: Nach der jetzigen Eindämmungsverordnung wäre Kadersportlern und den Kindern und Jugendlichen von Schulen mit einem ausgewiesenen Sportprofil die Hallennutzung erlaubt. Bis Anfang Januar machten die Berechtigten von dieser Regel auch Gebrauch. Für Wasserballer und Schwimmer des Landesstützpunktes Brandenburg/Havel war das Becken ebenso geöffnet wie für Abschlussklässler der sportprofilierten Rathenower Bürgelschule. Doch als Ende des vergangenen Jahres verfügt wurde, dass ab einem Corona-Inzidenzwert von über 200 ein 15-Kilometer-Radius nicht mehr überschritten werden darf, mussten die Sportler aus Brandenburg/Havel auf ihre Trainingseinheiten in Rathenow verzichten. Und weil es sich wirtschaftlich nicht lohnte, die Halle für eine einzige Schulklasse in Betrieb zu halten, ist sie seit Anfang Januar geschlossen. Mittlerweile ist die Sieben-Tage-Inzidenz nicht nur in Brandenburg, sondern im ganzen Land weit unter die 200er-Marke gefallen. Das heißt, die Kadersportler aus Brandenburg dürften wieder in Rathenow trainieren. Und das wollen sie nach Auskunft von Günter Rall, Geschäftsführer der Rathenower Wärmeversorgung GmbH, von der die Halle betrieben wird, auch tun. Ob Rall die Schwimmhalle nun wieder für zwei Tage in der Woche öffnet, hängt von der Bürgelschule ab. Wenn dort der Wunsch geäußert wird, die Abschlussklassen wieder in der Halle trainieren zu lassen, wäre eine Öffnung denkbar. „Wirtschaftlich rechnet sich das zwar auch dann nicht“, so Rall. Aber man habe auch eine gesellschaftliche Verantwortung. „Wenn wir unseren Beitrag leisten können, unter Einhaltung des aktuellen Hygienekonzeptes wieder ein bisschen Normalität in den Alltag zu bringen, dann werden wir das tun“, sagt er. Von Markus Kniebeler