Mit Humor durch die Krise: Rathenower Bäcker bietet Klopapier-Kuchen an

Not macht erfinderisch, das beweist unter anderem Bäcker- und Konditormeister Ingo Möhring dieser Tage. Während trotz aller Appelle Toilettenpapier in Supermärkten und Drogerien aufgrund von Hamsterkäufen Mangelware ist, gibt es in den Filialen der Rathenower Bäckerei das weiße Gold noch und es kann sogar vorbestellt werden. Allerdings sollte man es nicht im Badezimmer verwenden. Möhrings Toilettenpapier ist nämlich aus Sandmasse und Nougatcreme und damit als Hygieneartikel völlig ungeeignet. Wenngleich es den Rollen aus Papier zum Verwechseln ähnlich sieht, die Kreation des Bäckers ist ausdrücklich zum Verzehr bestimmt. Die Idee, der Krise mit Humor zu begegnen, kommt bei den Kunden gut an. „Wir haben schon zahlreiche Bestellungen angenommen. Viele kaufen den Kuchen in Toilettenpapierform auch als alternatives Geburtstagsgeschenk“, berichtet Ingo Möhring. Haltbares Brot wird auf Wunsch auch verschickt: Er hat seine außergewöhnliche Nougattorte mit viel Liebe zum Detail kreiert. Seine Mitarbeiter verzieren den weißen Fondantmantel des Gebäcks sogar originalgetreu mit einem Blütenmuster. Auch wenn der Klopapier-Kuchen gut ankommt, insgesamt wird in der Backstube zur Zeit weniger Süßes produziert als sonst üblich. „Wir verkaufen jetzt mehr Brot, dafür aber viel weniger Torten und Kuchen. Haltbares Gebäck wie Kekse oder Baumkuchenspitzen wird aber noch nachgefragt. Dementsprechend haben wir unsere Produktion umgestellt“, berichtet der Konditormeister. Um den neuen Anforderungen und den Wünschen der Kunden gerecht zu werden, hat sich Ingo Möhring noch etwas einfallen lassen: pasteurisiertes Brot.„Wir verpacken unsere Vollkornbrote in spezielle Tüten, die fest verschlossen für 80 Minuten bei 120 Grad pasteurisiert werden. Das Brot hat dabei 82 Grad im Kern und wird so haltbar gemacht“, erklärt der Bäckermeister. Sechs bis acht Wochen kann das Brot Dank der Prozedur gelagert werden. So können die Kunden, in Zeiten, in denen alle das Haus nur für dringende Erledigungen verlassen sollen, vorsorgen. Für Ingo Möhring ist das Ganze nicht neu. Mit pasteurisiertem Brot hat er auch schon Campingplätze beliefert. Nun steigt die Nachfrage. Der Einkaufsmarkt Edeka hat bereits Bedarf angemeldet. 1000 Facebook-Likes in einer Stunde: Sogar aus Halle und München kommen Bestellungen in der Rathenower Backstube an. „Wir verschicken unser Brot auch auf Nachfrage. Der Bedarf an haltbaren Sachen ist da und ich möchte ja meinen Kunden weiterhin frische Ware anbieten“, sagt Ingo Möhring. Dass er mit seinen Corona-Krisenideen auch im Internet auf positive Resonanz stößt und in nur einer Stunde mehr als 1000 Likes auf Facebook bekommen würde, damit hat er aber nicht gerechnet. Ab sofort pasteurisiertes Vollkornbrot als kleine Reserve fürs Wochenende oder für alle Fälle.😉👍Wird auf Wunsch auch versendet, damit ihr auf uns nicht verzichten müsst...Bleibt gesund mit sehr guten Produkten. Posted by Meister Möhring e.K. - Bäckerei & Konditorei on Thursday, March 26, 2020 Wenngleich Möhring in der Krise Humor beweist, die aktuelle Situation nimmt der Bäckermeister dennoch sehr ernst: „Es ist wichtig, dass wir alle dazu beitragen, dass sich das Virus nicht so schnell ausbreitet. Wir haben unsere Läden unter anderem mit entsprechenden Vorrichtungen wie Scheiben im Tresenbereich und Abstandshalter auf dem Fußboden ausgestattet, um unsere Kunden und unsere Mitarbeiter zu schützen.“ Die Kunden reagieren mit Verständnis: Auf die Veränderungen würden die meisten Kunden verständnisvoll reagieren. „Ich habe bisher keine Meckerei oder ähnliches erlebt. die Leute sind sehr diszipliniert. Es wirkt natürlich ein bisschen wie zu DDR-Zeiten, weil die Menschen jetzt bei uns Schlange stehen“, erklärt Möhring mit einem Lächeln. Für den Monat April hat er vorsorglich Kurzarbeit angemeldet, auch wenn das Unternehmen im Augenblick noch nicht darauf angewiesen ist. Ingo Möhring will schauen, wie es in den nächsten Tagen läuft. Eventuell muss er das Personal im Verkauf reduzieren, noch sei das aber nicht nötig. Alle Filialen weiterhin geöffnet: Alle fünf Filialen der Bäckerei haben nach wie vor geöffnet, da sie die Bevölkerung mit Lebensmitteln versorgen, gehören auch die Bäckereien zur kritischen Infrastruktur. Das gilt aber nur für den Verkaufsbereich. Die Sitzplätze dürfen auch hier nicht genutzt werden. Trotz all der Einschränkungen steckt der Unternehmer den Kopf nicht in den Sand. „Wir kommen damit klar. Mein Großvater und mein Urgroßvater hatten auch mit Problemen zu kämpfen und habe so manche Krise gemeistert. Wir werden das auch schaffen“, ist sich Ingo Möhring sicher. Von Christin Schmidt

Rathenow - Mit Humor durch die Krise: Bäcker verkauft Klopapier-Kuchen