Nabu Westhavelland rettet Jungvögel

Es ist jetzt die wieder die Jahreszeit, in der viele Vogelarten brüten und ihren Nachwuchs großziehen. Darauf macht der Regionalverband Westhavelland vom Naturschutzbund (Nabu) aufmerksam. Vor kurzem sei er an einem Tag kurz nacheinander zu zwei verschiedenen Fällen gerufen worden, berichtet dessen Geschäftsführer René Riep, bei denen die beteiligten Menschen hätten besser informiert sein müssen. Nachbarn eines Wohnhauses im Rathenower Stadtgebiet hatten ihn informiert, teilt er mit, weil dort eine Baufirma begonnen hatte, einen morschen Dachkasten neu zu verschließen. Das könne nicht richtig sein, weil es bekannt sei, dass dort Mauersegler ihre Jungen haben. Man habe die erwachsenen Vögel dort fliegen gesehen. Ohne Genehmigung: Mauersegler dürfen nach der Bundesartenschutzverordnung nicht gestört oder beeinträchtigt werden, erklärt René Riep. Er sei sofort zum angegebenen Ort gefahren und habe die Bauleute gefragt, ob sie für die Arbeiten eine Genehmigung haben. Deren Chef habe geantwortet, es gebe keine Genehmigung, er habe einen Auftrag vom Besitzer des Hauses. In einem sogleich nachfolgenden Telefongespräch mit dem Eigentümer habe sich dieser nach seinen naturschutzrechtlichen Erklärungen einsichtig gezeigt, berichtet René Riep. Er habe die vom ihm beauftragten Bauleute ersucht, den bereits verschlossenen Dachkasten wieder zu öffnen, damit die Mauersegler ihre Jungen weiter füttern können. Behörde informiert: Er habe im Anschluss die Untere Naturschutzbehörde über den Fall informiert, so Riep und er betont: Gerade in der jetzigen Zeit sei bei bestimmten Arbeiten an Haus und Garten darauf zu achten, dass Vögel nicht gestört werden, die gerade brüten oder ihre Jungen aufziehen. Nur eine Stunde später am gleichen Tag habe ein Ehepaar dem Nabu-Regionalverband in einem Karton einen jungen Turmfalken gebracht, der kurz zuvor aus dem Nest gefallen war. Die Greifvögel brüteten in einem ehemaligen Krähennest auf einer hohen Kiefer am Bruno-Baum-Ring in Rathenow. Hebebühne geholt: Es sei ihm zum Glück schnell gelungen, von einer örtlichen Firma eine Hebebühne zu bekommen, berichtet René Riep. Damit und mit dem Jungvögel sei er zum Bruno-Baum-Ring gefahren. In 15 Meter Höhe habe er den etwa faustgroßen Jungvogel wieder in sein Nest zurück setzen können. Darin hätten sich bereits fünf weitere junge Turmfalken befunden. Er hat von allen Tieren ein Foto gemacht. Dann passierte etwas Unerwartetes: Kaum war die Hebebühne wieder eingefahren, da kam der gleiche Jungvogel ein zweites Mal vom Baum gefallen. Da er offenbar nun zum zweiten Mal aus dem Nest gefallen war – oder vermutlich eher von seinen Geschwistern heraus geworden wurde – trug der Jungvogel so schwere Verletzungen davon, dass er kurze Zeit später starb. Alt genug zum Fliegen war er noch nicht. Altvögel oft in der Nähe: René Riep erklärt, dass aus dem Nest gefallene Jungvögel in den meisten Fällen von ihren Eltern weiter gefüttert werden. Auch wenn diese für den Menschen nicht zu sehen seien, befänden sie sich doch meist in der Nähe. Es sei also besser, die vermeintlich hilflosen Jungvögel am Fundort zu belassen. Und falls der junge Vogel vielleicht von einem Beutegreifer gefressen werde, dann könne so etwas vorkommen im Kreislauf der Natur. Von Bernd Geske