Optikpark Rathenow: Reparaturkommando am Karpfenteich

Die Steganlage, die über den Karpfenteich im Optikpark führt, ist eine der Attraktionen des Geländes. Denn es handelt sich nicht nur um einen schnöden Plankenweg, der von a nach b führt. Sondern um eine kunstvolle Form, auf der man die unterschiedlichsten Richtungen einschlagen kann. Außerdem ist die Anlage einem weltberühmten Wahrzeichen nachempfunden. Dazu später mehr. Bau zur Laga 2006: Gebaut wurde der Steg im Winter 2005/2006 in Vorbereitung auf die Landesgartenschau, die Leben auf das bis dahin brach liegende Gelände am Schwedendamm brachte. Nach der Laga wurde auf dem Areal der Optikpark etabliert. Der Steg ist also seit der ersten Stunde in Betrieb. Und das sieht man ihm an. Vor allem die hölzernen Teile der Konstruktion haben im Lauf der vergangenen 15 Jahre gelitten. Man sieht es nicht nur, man spürt es auch, wenn man die Planken betritt. Sie sitzen nicht mehr so fest wie in den Anfangsjahren. Und wenn man ganz außen langläuft, kann es passieren, dass sich die Holzbohle auf der anderen Seite leicht in die Luft hebt. Um dem ganzen System wieder mehr Stabilität zu verleihen, ist dieser Tage ein Reparaturteam des Optikparks an der Steganlage zugange. Die Außenseiten der einzelnen Bohlen verbinden die Mitarbeiter mit einem stählernen Band und verhindern so, dass der Holzbelag noch weiter ins Schwimmen gerät. Arbeiten von der Eisfläche: Der strenge Frost der vergangenen Tage kommt ihnen bei dieser Reparatur zugute. Weil der Karpfenteich noch zugefroren ist, kommen sie von der Eisfläche bequem an die Bohlen heran. Zwar sitzt derjenige, der das Band annagelt, sicherheitshalber auf einem Boot. Aber die Schwankungen, die bei der Arbeit vom Wasser aus unvermeidbar wären, gehen nun gegen Null. Und einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Vorteil hat die Eisdecke auch. Fällt dem Handwerker ein Nagel aus der Hand, verschwindet der nicht gleich in den Fluten des Teichs, sondern landet praktischerweise auf dem Eis, von wo er bequem wieder aufgenommen werden kann. „Wir hoffen, dass wir die Steganlage durch die Reparatur für die kommenden zwei, drei Jahre stabilisieren können“, sagt Sven Kolberg, seit der Landesgartenschau Mitarbeiter im Laga- und Optikparkteam. Allerdings werde irgendwann eine größere Reparatur unvermeidlich. Denn die schweren Vierkanthölzer, auf der die gesamte Stegkonstruktion ruht, sind nicht mehr im besten Zustand. Nach 15 Jahren mit den unterschiedlichsten Witterungseinflüssen kann mit punktuellen Ausbesserungen nichts mehr erreicht werden. „Um die Fundamentbalken auszutauschen, müsste die gesamte Steganlage demontiert werden“, sagt Kolberg. „Und das wird sehr teuer.“ Auch Kathrin Fredrich, Geschäftsführerin des Optikparks, weiß, was da auf sie zukommt. „Wir müssen sehen, was möglich ist“, sagt sie. Mit der Reparatur habe man ein wenig Zeit gewonnen. Anspielung auf die Weltzeituhr: Dass es sich bei der Steganlage nicht nur um eine Konstruktion handelt, die einen über den Karpfenteich führt, sondern auch um ein Bauwerk, das auf ein anderes anspielt, würde man am ehesten erkennen, wenn man aus der Luft auf den Karpfenteich blickt. Denn erst dann tritt die elliptische Form der Stege klar zutage, die nichts Geringeres zitiert als die Krone der Weltzeituhr auf dem Berliner Alexanderplatz. „Und wo ist der Bezug zu Rathenow?“, mag mancher nun fragen. Nun, entworfen wurde die Uhr im Jahr 1968 von Professor Erich John, damals Dozent an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Berlin. Aber weil es in Rathenow findige Maschinenbauer gab, mit denen der Professor in regem Austausch stand, wurde der Auftrag zum Bau der Uhr nach Rathenow vergeben. Rund 120 Fachleute der Rathenower Optischen Werke und der Kesselschmiede (heute MAP) sollen an dem Vorzeigeprojekt mitgearbeitet haben. Daran wollten die Planer erinnern, als sie zur Landesgartenschau 2006 eine Steganlage für den Karpfenteich konzipierten. Von Markus Kniebeler