Rathenow: Abiturientinnen gestalten Museumsführer für Kinder

Der Regenbogen, Lückentexte zum Ausfüllen, das Mi-kroskop, ein Sehtest, ein Labyrinth, optische Täuschungen, ein Kreuzworträtsel, viele Fotos, Fakten – und jede Menge zum Ausmalen. Das und noch viel mehr bietet der neue Kindermuseumsführer, den zwei Abiturientinnen des Jahngymnasiums als gemeinsames Projekt mit dem Kulturzentrum Rathenow entworfen und ausgeführt haben. Im Rahmen ihres Seminarkurses „Unternehmensberatung“ haben Mathilde Heintke (17 Jahre) aus Molkenberg und Skadi Wittstock (18) aus Rathenow einen alten „Herzenswunsch“ der Verantwortlichen des Kulturzentrums Wirklichkeit werden lassen, wie es ihre Projektbetreuerin Sylvia Wetzel beschrieben hat. Geschaffen werden sollte ein Mitmachheft für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren, die auf diese Weise zwanglos mit dem Optik-Industrie-Museum im Dachgeschoss des Hauses vertraut gemacht werden sollten. Im Frühjahr 2020 hatten sich Mathilde und Skadi entschieden, im Rahmen einer Unternehmensberatung – wie es der Seminarkurs verlangt – für das Kulturzentrum erste Ideen zu entwickeln, wie ein Museumsführer für Kinder aussehen sollte. Sie haben drei Figuren entwickelt, von denen die Kinder durch den Museumsführer begleitet werden sollten. Das Mädchen Luca und ihr Bruder Charlie sollten sowohl vom Namen her als auch durch ihr Aussehen möglichst geschlechtsneutral gestaltet sein. Ihr treuer Gefährte, der Hund Strubbel, ist immer mit dabei. Weil Mathilde das entsprechende Talent besitzt, hat sie alle Figuren und Bilder gezeichnet. Alle Figuren sind überall bewusst nur als Strichvorlagen anzutreffen. Das ist natürlich eine Aufforderung zum Ausmalen an die Kinder. Und diese können dabei selbst entscheiden, wie genau Luca, Charlie und Strubbel aussehen sollen. „Früher hatte ich mit der Optik nicht viel am Hut“, gibt Skadi Wittstock zu. „Doch ich habe ich mich reingearbeitet, um den Kindern dieses Fachgebiet so gut wie möglich näherzubringen.“ – „Die Arbeit hat uns total viel Spaß gemacht“, blickt Mathilde Heintke zurück. „Es war schön, immer wieder neue Ideen einbringen zu können. Wir haben sehr gut als Team agiert.“ Die Projektbetreuerin Sylvia Wetzel hat ihren beiden Abiturientinnen, die nun bald mit den Abschlussprüfungen beginnen, viel Raum gelassen, damit sie sich richtig entfalten konnten. Jetzt wird es nicht mehr lange dauern, bis die fertige Broschüre vorgestellt werden kann. Der Plan ist bislang, das Produkt Lehrkräften des Gymnasiums und Verantwortlichen der Grundschulen im Raum Rathenow Anfang März im Kulturzentrum zu präsentieren. In welcher Form genau das unter Corona erlaubt werden kann, muss noch geklärt werden. Für die gesamte interessierte Öffentlichkeit geht es wegen der Eindämmungsmaßnahmen leider nicht. „Ich bin begeistert und sehr stolz darauf, was die beiden Mädchen geleistet haben“, teilt Sylvia Wetzel mit. Sie hätten etwas Schönes und Bleibendes geschaffen. Die Zusammenarbeit sei wirklich toll gewesen. Trotz des Abstandsgebotes in der Corona-Zeit seien sie sich sinnbildlich immer sehr nahe gewesen. Der Austausch habe viel per Telefon, WhatsApp und E-Mail stattfinden müssen. In ihrem Museumsführer sei es den beiden Mädchen gelungen, die teils komplexen Zusammenhänge der Exponate aus der Stadt der Optik in einer kindgerechten Sprache verständlich zu vermitteln, betont Sylvia Wetzel. Das Kulturzentrum habe dem Gymnasium bereits seine Einschätzung zugestellt. Sie sei des Lobes voll und die entsprechende Punktzahl gehe dann auch in das Gesamtergebnis ihrer Abiturzeugnisse mit ein. „Wir möchten erreichen, dass nach dem Lockdown mehr Besucher in unser Haus kommen“, erklärt Bettina Götze, Geschäftsführerin des Kulturzentrums. Dazu werde der neue Kindermuseumsführer einen wichtigen Beitrag leisten. Eine sehr gelungene Arbeit sei hier vorgelegt worden. Viel cooler als andere Aufgaben: „Ich finde, dass unser Projekt viel cooler ist als die anderen Aufgaben des Seminarkurses“, sagt Skadi Wittstock. „Wir konnten hier wirklich kreativ sein, unsere Ideen umsetzen und ausleben.“ Am Ende habe man richtig was in der Hand. Ihre Broschüre wird nun noch gedruckt, bevor sie in die ersten Kinderhände kommt. Vor dem Projekt habe sie sich nicht viel mit dieser Materie beschäftigt, blickt Mathilde Heintke zurück. Die Frage „Museum ist laaangweilig?“ könne sie jetzt nur so beantworten: „Denkste!“ Das haben dann auch ihre Figuren Luca und Charlie in der Einleitung des Kindermuseumsführers festgestellt. Von Bernd Geske