Rathenow: Autogrammsammler hofft auf Olympische Spiele

Heute ist die Lage genauso ernst wie vor einem Jahr. Dabei hatte er sich eine deutliche Entspannung erhofft. Der Rathenower Peter Schwarzlose (62 Jahre) bangt schon sehr lange darum, dass er zu den Olympischen Spielen nach Tokio fliegen kann. Die Reise nach Japan hat er bereits gebucht, als von einer Corona-Pandemie noch gar keine Rede war. Relativ kurzfristig war dann im Olympiajahr 2020 von den Organisatoren die Entscheidung gekommen, dass die Spiele wegen Corona ein Jahr verschoben werden. Jetzt ist diese Verschiebung schon wieder fast ein Jahr her, doch die grundsätzliche Frage ist noch immer die alte. „Mein Reiseveranstalter hat alles ein Jahr verschoben“, nennt Peter Schwarzlose den aktuellen Stand. „Bis jetzt ist von einer neuerlichen Verschiebung keine Rede.“ Spätestens im April wollten das IOC und das Organisationskomitee entscheiden, was mit den Spielen in Tokio wird. Finden sie 2021 statt oder nicht? Und wenn sie stattfinden, dann mit oder ohne Zuschauer? Oder wird die Zahl der Zuschauer möglicherweise wegen Corona stark reduziert? Alle Termine und Abläufe würden in diesem Jahr annähernd genauso sein wie vor einem Jahr, teilt Peter Schwarzlose mit. Die Eröffnungsfeier war für den 24. Juli vorgesehen. Mit welchen Gefühlen blickt der Rathenower der immer noch unsicheren Lage entgegen? „Ich freue mich darauf, dass die Olympischen Spiele in Tokio stattfinden“, lässt er ganz klar wissen und fügt hinzu: Er sei sehr zwiegespalten. Werden die Spiele tatsächlich abgesagt, dann muss ihm der Reiseveranstalter sein Geld zurück überweisen, das er bereits in nicht geringer Höhe gezahlt hat, erklärt er. Trete er jetzt aus eigenem Wunsch zurück, sehe das für ihn mit den Finanzen viel ungünstiger aus. Außerdem stehe es für ihn doch absolut fest, dass er hinfliegen wird, wenn das größte Ereignis der Welt auch im Corona-Umfeld durchgezogen wird und Zuschauer zugelassen sind. Kurz gesagt: Die Entscheidung liegt nicht in seiner Hand. Er hatte es sich so schön vorgestellt. Seit 1980 sammelt Peter Schwarzlose Autogramme und ist von Anfang an der Vorsitzende des Rathenower Autogrammsammlerclubs, der jedes Jahr im Frühling hier eine große Tauschbörse organisiert. Er hat sich spezialisiert auf die Medaillengewinner von Olympischen Spielen bis zurück ins Jahr 1896, als die ersten Spiele der Neuzeit ausgetragen wurden. Allein von Medaillengewinnern hat er mittlerweile sagenhafte 27 000 Autogramme zusammengetragen. 1996 hat er sich in Atlanta erstmals für drei Tage seine persönliche Olympia-Visite gegönnt. 2016 in Rio ist er die ganze Zeit dabei gewesen. 16 Tage lang, einen Tag vor der Eröffnung bis einen Tag nach der Abschlussfeier. Was das Wichtigste ist: Er hat von dort rund 2 500 Autogramme der Olympioniken mitgebracht – was für ein Schatz! So ähnlich hat er es sich auch für Tokio gewünscht. Zusammen mit einem Sammlerkollegen aus Warnemünde will er dort hinfliegen. Über Japan geht indes gegenwärtig gerade die dritte Welle der Pandemie hinweg, teilt er mit. Wenn er reisen dürfte, dann wäre da die Frage, ob er eine Corona-Impfung braucht. Vermutlich ja. Das wäre für ihn kein Problem. Als er 2016 zu den Spielen nach Rio reiste, hat er sich eine Impfung gegen Gelbfieber geben lassen, weil die für Brasilien vorgeschrieben war. Das angespannte Warten auf die verschobenen Spiele hat sich Peter Schwarzlose mit der Anschaffung von weiteren Exponaten für seine persönliche Olympia-Sammlung verkürzt. Sein liebstes Stück davon ist eine von rund 6 000 Fackeln der Spiele 1972 in München, gasbetrieben und gelaufen. Er hat sie sich zu Weihnachten schenken lassen. Seinen Fundus bereichern nun drei Repliken von Olympiamedaillen, ein Poststempel und ein Briefbeschwerer der Spiele von 1936, eine Spardose der Spiele 1972, eine Startnummer der Potsdamer Fünfkämpferin Burglinde Pollak, eine Startnummer von London 2012 und eine Teilnehmermedaille für Sportler der Spiele 1988 in Seoul. All das ist auf dem Foto zu sehen. Diese Stücke hat er fürs Bild auf seiner Deutschlandfahne platziert, die er zu den Spielen mitnehmen will. Falls er bei einer Fernsehübertragung zu sehen sein sollte, hat er sie mit seiner Heimatstadt Rathenow in Großbuchstaben beschriftet. Von Bernd Geske