Rathenow: Blindenverband fast kaltgestellt

Nach dem zweiten Corona-Lockdown im November ist die Arbeit der Bezirksgruppe Westhavelland des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Brandenburg fast zum Erliegen gekommen. „Es dürfen keine Zusammenkünfte stattfinden“, sagt der Vorsitzende Rainer Wolter. „Wir dürfen uns nicht treffen, um uns auszutauschen. Das ist eine schwere Zeit.“ Zum Beginn des vergangenen Jahres hatte dabei alles noch so wie immer ausgesehen, blickt der zurück. Die erste Leitungssitzung der Bezirksgruppe habe Anfang Januar stattgefunden. Die monatlichen Treffen der beiden Selbsthilfegruppen in Rathenow und Premnitz konnten wie geplant bis einschließlich März durchgeführt werden. Zweimal hatten sich die Mitglieder und ihre Begleitpersonen auch noch wie üblich zum Kegeln auf der Bahn in Großwudicke getroffen. Sogar das Frühlingsfest am 7. März, das wie immer mit der Jahresmitgliederversammlung verbunden wurde, konnte im Havelrestaurant Schwedendamm noch stattfinden. Doch dann kam durch den ersten Lockdown alles für mehrere Wochen zum Erliegen. „Der Landesverband hat uns aufgefordert, ab April wegen der Corona-Infektionsgefahr keine Aktivitäten mehr zu entwickeln“, berichtet Rainer Wolter. Daran habe die Bezirksgruppe sich natürlich gehalten. Das monatliche Kegeln und die Selbsthilfegruppen mussten ausfallen. Das große gemeinsame Spargelessen und die geplante Wanderung mit dem Revierförster im Mai wurden schweren Herzens abgesagt. Die Veranstaltung zum Tag der Sehbehinderung im Optikpark, die wie immer am 6. Juni stattfinden sollte, konnte auch nicht stattfinden. Sommerfest schön gefeiert: Im Sommer wurde die Lage nach dem Ende des ersten Lockdowns dann zwischenzeitlich wieder besser. „Unser Sommerfest auf dem Landgut Groß Behnitz konnten wir wie geplant feiern“, berichtet Rainer Wolter voller Freude. Es sei eine sehr schöne Veranstaltung gewesen – auch mit großen Sicherheitsabständen. Über 40 Mitglieder, Begleitpersonen und fördernde Mitglieder der Bezirksgruppe Westhavelland seien gemeinsam mit einem Bus nach Groß Behnitz gefahren. Sogar Bodo Rinas, der Vorsitzende des Landesverbandes Brandenburg, habe teilgenommen. Am 8. September konnte im Havelrestaurant Schwedendamm mit der Ausstellung von Hilfsmitteln für Blinde und Sehbehinderte auch noch eine zweite wichtige Veranstaltung der Bezirksgruppe stattfinden. Wie geplant kamen zwei Expertinnen aus Dresden, die Hilfsmittel zur Bewältigung des Alltags vorstellten. Der Augenoptiker André Schwolow aus Rathenow hat spezielle Sehhilfen vorgestellt. Ein Fachmann aus Berlin hat eine neuartige Ohr-Kamera vorgestellt, die auf einem Brillenbügel befestigt ist und sehbehinderten Menschen Texte vorlesen kann. Ab Oktober alles gestrichen: Angesichts der sich wieder verschärfenden Corona-Lage sind dann aber alle weiteren Veranstaltungen nach dem 8. September wieder abgesagt worden. Kegeln, Selbsthilfegruppen und die Fahrt zum Kürbisfest nach Klaistow fielen aus. Der Landesverband hat sein zentrales Treffen zur Woche des Sehens im Oktober gestrichen. Nach dem zweiten Corona-Lockdown von Anfang November ist die Verbandsarbeit der Bezirksgruppe Westhavelland nunmehr fast zum Erliegen gekommen. Zunächst habe man noch Hoffnung gehabt, dass die Weihnachtsfeier am 12. Dezember würde stattfinden können, berichtet Rainer Wolter. Doch nach der Lockdown-Verlängerung habe man sie absagen müssen. „Ohrwurm“ hält stand: Einzig und allein der „Ohrwurm“ hat dem Corona-Virus standgehalten. Das ist ein Hörmagazin, das seit 1991 von Günther Peschl herausgegeben wird. Alles, was für sehbehinderte Menschen wichtig ist, brennt er alle zwei Monate auf eine CD, die er zu den Verbandsmitgliedern heraus schickt. Der Jahresplan 2021 für die Bezirksgruppe Westhavelland ist nun auch schon fertig. Ab Januar stehen schon alle regelmäßigen Treffen und besondere Veranstaltungen darin verzeichnet. „Das ist ein schöner Plan“, stellt Rainer Wolter fest, „aber leider haben wir momentan einen Lockdown.“ So wie die anderen Mitglieder der Gruppe hoffe er, dass die Einschränkungen wieder gelockert werden. So bald wie möglich soll das gewohnte Gemeinschaftsleben wieder beginnen können. Von Bernd Geske