Rathenow: Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

„Das Gedenken ist Teil unserer Aufgabe, das gemeinsame Erinnern an die Verbrechen des Nationalsozialismus weiterzuführen. In wenigen Jahren wird es keine Zeitzeugen mehr geben, die die Konzentrationslager überlebt haben und über ihren Leidensweg berichten können“, sagte Corrado Gursch am Mittwochnachmittag am Denkmal für die Opfer des Faschismus. Und fügte hinzu: „Die Verharmlosung dieses dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte muss unbedingt verhindert werden.“ Der Stadtverordneten-Vorsitzende hielt die Rede in Vertretung des Bürgermeisters Ronald Seeger, der am Dienstag nach seiner langen Reha-Zeit auf eine Gehhilfe gestützt seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte. „Auch in Corona-Zeiten wollen wir, in kurzem aber angemessenem Rahmen, hier der Opfer des Holocaust gedenken“, hatte Seeger die Vertreter aller Stadtfraktionen und der städtischen Gesellschaften begrüßt. Der durch den damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog 1996 initiierte Holocaust-Gedenktag erinnert an die Opfer des Nationalsozialismus. „Der Holocaust kostete insgesamt rund sechs Millionen Juden das Leben. Allein im Konzentrationslager Auschwitz brachten die Nationalsozialisten mehr als eine Million Menschen um“, so Gursch in seiner Rede weiter. „Darüber hinaus gab es viele Millionen Kriegsopfer – Soldaten und Zivilisten – und Menschen, die aus religiösen, politischen und ethnischen Gründen verfolgt wurden. Wir erinnern heute an all diese Opfer des Nationalsozialismus.“ Am 27. Januar 1945 erreichte die Rote Armee das 1940 bis 1945 bestehende deutsche Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im heute polnischen Oswiecim und befreite die bis dahin Überlebenden. In Rathenow wurden in den damaligen Arado-Flugzeugwerken, aber auch in anderen damals ortsansässigen Betrieben, zahlreiche Zwangsarbeiter eingesetzt – Schätzungen zufolge insgesamt fast 5.000 Menschen. Beim Bau des Denkmals am Kreishaus im Jahr 1950 wurde in dessen Fundament eine Kartusche mit der Liste der Namen der damals bekannten Opfern eingelassen. Die Steinstele wurde auf dem heutigen Platz der Freiheit auf dem Stufenunterbau des eingeschmolzenen Kaiserdenkmals errichtet. Von Uwe Hoffmann