Rathenow: Günter Hübner zeigt neue Tiere im Westhavelland

Der Silberreiher ist eine der schönsten zugereisten Arten, die in letzter Zeit ins Westhavelland gekommen sind. Strahlend weiß, sehr elegant und oft gut zu sehen ist er, da werden selbst Laien bei seinem Anblick in Freude geraten. „Nein, das ist kein Albino vom Graureiher“, erklärt Günter Hübner vom Regionalverband des Naturschutzbundes. Das hätten manche Leute schon vermutet, die den Silberreiher nicht kannten. Vor einigen Jahren noch selten, sei er nun das ganze Jahr über hier zu sehen. Jetzt im Winter nicht so oft, aber zu Spitzenzeiten im Herbst auf dem Gülper See mit über 100 Tieren. Es werde vermutet, dass es klimabedingt sei, dass der Silberreiher, der sonst in Südeuropa heimisch ist, jetzt mehr und mehr ins Havelland kommt. Die Kanadagans sei im Winter auch hier zu sehen, teilt Günter Hübner mit. Größer als die allgegenwärtige Graugans, sei sie gut zu erkennen an ihrem schwarzen Hals mit dem weißen Kehlfleck. Von Menschen sei sie in den 1930-er Jahren in Großbritannien und Schweden eingeführt worden. Nun habe sie sich bis ins Havelland ausgebreitet. Die Nilgans, auffällig mit viel Braun und schwarzen Augenringen, ist von Günter Hübner und seiner Frau Gudrun erstmals 1980 am Gülper See gesichtet worden. Ihre angestammte Heimat ist Afrika. Mittlerweile bleibt sie sogar im Winter im Westhavelland. Als ungewöhnlich fällt an ihrem Verhalten auf, dass sie im Unterschied zu anderen Gänsen ein Baumbrüter ist. Wohl schon als Einheimischer angesehen wird von den meisten Beobachtern vermutlich das Nutria. Gerade im Westhavelland, und hier besonders in der Großen Grabenniederung, kann man ihm jetzt ständig begegnen. Zu Hause in Südamerika, sei das Nutria 1926 zur Produktion von Fellen nach Deutschland gebracht worden, berichtet Günter Hübner. 1983 wurden in der DDR fast 220 000 Tiere in Farmen gehalten. Da seien welche freigekommen und hätten sich in wasserreichen Gegenden wie dem Westhavelland angesiedelt. Das Nutria sei vom sehr ähnlich aussehenden Biber zu unterscheiden, weil es einen weißen Schnauzbart habe, erklärt er. Außerhalb des Wassers sieht man beim Biber natürlich den flachen breiten Schwanz, beim Nutria sei er rund. Nur kurz erwähnt werden sollen, weil sie wichtige Neubürger-Arten sind, Waschbär, Marderhund und Mink, der amerikanische Nerz. Alle wurden im vergangenen Jahrhundert vom Menschen eingeführt, um Felle zu produzieren. Sie sind dann auf unterschiedliche Weise aus der Gefangenschaft frei gekommen und haben heute stabile Bestände im Westhavelland. Der Fasan sei schon im Mittelalter vom Menschen aus Asien her hier eingeführt worden, teilt Günter Hübner mit. Er sei für Jäger eine interessante Art. Einen bislang letzten Glanzpunkt in der Galerie der zugereisten Tiere hat im Westhavelland vor gar nicht langer Zeit ein Halsbandsittich gesetzt. Im Juni konnten Gudrun und Günter Hübner den leuchtend grünen Vogel mit knallrotem Schnabel und schwarzem „Halsband“ wiederholt im Essigbaum ihres Gartens am Haus beobachten. Richtig zu Hause in Afrika und Asien, sind in der Rheinebene kürzlich auch schon 40 000 Tiere dieser Art gezählt worden. Als Ornithologe fragt sich Günter Hübner nun, ob „sein“ Halsbandsittich vom Rhein her herüberkam oder aus der Gefangenschaft floh. Sicher ist nur, dass er auch noch zwei Wochen lang im Juni regelmäßig auf einem Innenhof nahe am Krankenhaus gesehen worden ist. Von Bernd Geske