Der Name hat sich geändert, das Konzept aber wurde beibehalten: Am Dienstagvormittag haben Jahngrundschüler in der Rathenower Stadtbibliothek den Brandenburger Lesesommer eröffnet.
Mit einer Schere durchtrennten Lara und Constantin aus der 4a das rote Band, das vor ein Regal mit funkelnagelneuen Kinderbüchern gespannt war und gaben damit ihren Mitschülern das Signal, die Bücher auszuleihen.
Neuer Name, bewährtes Konzept
Neun Jahre lang firmierte die Ferienveranstaltung unter dem Namen Sommerleseclub. In diesem Jahr haben neun märkische Büchereien sich aus der bundesweiten Initiative herausgelöst, weil diese das Konzept grundlegend verändert hat.
„Der Leseclub in seiner ursprünglichen Form hat in Rathenow viele Freunde gehabt“, sagt Ulrike Wünsch, Leiterin der Stadtbücherei. Deshalb habe man sich gemeinsam mit acht Büchereien und mit Unterstützung der Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken entschlossen, dieses Erfolgskonzept beizubehalten.
Exklusiver Zugriff auf neue Bücher
Der Brandenburger Lesesommer funktioniert wie der Sommerleseclub. Schüler ab der 3. Klasse können kostenlos Mitglied in dem Leseclub der Stadtbibliothek werden. Damit verbunden ist das Recht, über 300 exklusiv für diesen Zweck angeschaffte Kinder- und Jugendbücher als erste auszuleihen.
Wer ein Buch gelesen hat, trägt den Titel in ein „Lese-Logbuch“ ein. Eine kleine Befragung durch die Mitarbeiter der Bibliothek stellt sicher, dass das Buch auch tatsächlich gelesen wurde.
Wer im Laufe der Sommerferien mindestens drei Bücher gelesen hat, bekommt eine Urkunde. Und hinter dem Fach Deutsch wird auf dem Schulzeugnis eine 1 vermerkt. Mit einer großen Party im September endet der Lesesommer.
Besonderer Ansporn
Das Besondere an der Aktion sind die Exklusivität und das Gemeinschaftserlebnis. Das Gefühl, einem ausgewählten Kreis anzugehören und den ersten Zugriff auf begehrte Bücher zu haben, sei für die Kinder und Jugendlichen ein besonderer Ansporn, sagt Ulrike Wünsch.
„Das Ziel ist es, die Kinder auf spielerische Art an das Lesen heranzuführen“, sagt die langjährige Leiterin der Stadtbibliothek. Und die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass das Konzept funktioniert. Von Jahr zu Jahr habe es eine größere Beteiligung gegeben. Im vergangenen Jahr sei mit 152 Teilnehmern sogar ein Rekord erzielt worden.
Und was lesen sie am liebsten, die Kinder, die sich im Club zusammentun? „Spannende Bücher mit Action“, sagt Constantin. Auch Werke des Genres Fantasy stehen nach Auskunft von Ulrike Wünsch hoch im Kurs.
Bücher für Jungs
Und dann gibt es noch jene Buchreihen, die von Computerspielen inspiriert sind. „Minecraft“ heißt eines der beliebtesten Kinderspiele. Vor allem Jungs seien Fans der Reihe, so Wünsch. Sie fänden in den Büchern wieder, was ihnen von den Spielen bekannt sei. Dieser Wiedererkennungseffekt lasse sie zum Buch greifen. Und öffne ihnen möglicherweise die Tür in das große Reich der Literatur.
„Wir freuen uns über jedes Kind, das die Konzentration und die Geduld aufbringt, ein Buch zu lesen“, sagt Ulrike Wünsch. In den kommenden Wochen, so viel kann man jetzt schon sagen, wird sie viel Grund zur Freude haben.
Von Markus Kniebeler