Rathenower Autogrammsammler darf nicht nach Tokio

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat dem Drängen der japanischen Regierung nachgegeben und festgelegt, dass zu den Olympischen Spielen in Tokio wegen der Corona-Pandemie keine ausländischen Zuschauer zugelassen werden. Für den Rathenower Autogrammsammler Peter Schwarzlose (62 Jahre) ist damit der schlimmste anzunehmende Fall eingetreten: Die Spiele finden statt, doch er darf nicht hin. Genauso wie bei den Spielen 2016 in Rio, wollte er zusammen mit einem Sammlerfreund aus Warnemünde, von Anfang bis Ende bei der größten Veranstaltung der Welt auch in Tokio dabei sein. Sein Ziel ist gewesen, möglichst viele Autogramme und andere Erinnerungsstücke aus dem Land der aufgehenden Sonne mitzubringen. Seit 1980 ist er Autogrammsammler und von der Gründung an der Vorsitzende des Rathenower Autogrammsammlerclubs. Er hat sich spezialisiert auf die Gewinner von olympischen Medaillen und allein auf diesem Gebiet rund bislang 27.000 Autogramme zusammengetragen. Von den Spielen in Rio hatte er 2700 Autogramme und jede Menge andere Stücke mit nach Hause gebracht. Ähnlich ergiebig sollten für ihn auch die gut zwei Wochen in der japanischen Hauptstadt werden. Die Enttäuschung ist natürlich groß, aber irgend eine Art von Niedergeschlagenheit sieht man ihm nicht an. „Ich hatte schon längere Zeit lang befürchtet, dass das passiert“, teilt Peter Schwarzlose mit, „ich hätte es gut gefunden, wenn geimpfte Zuschauer zugelassen worden wären.“ Er habe sich sehr darauf gefreut und lange Zeit dafür gespart, blickt er zurück und antwortet dann auf die Frage, wie denn nun seine Gemütslage sei: „Ich bin traurig.“ Nachdem am letzten Wochenende bekannt geworden war, dass zu den Spielen in Tokio keine ausländischen Zuschauer anreisen dürfen, hat er zusammen mit seinem Sammlerfreund beim Reiseveranstalter den Vertrag für Tokio storniert und auch alle bestellten Eintrittskarten streichen lassen. Er habe darum gebeten, das in nicht unbeträchtlicher Höhe bereits gezahlte Geld zurück zu überweisen, berichtet er. Nun geht er davon aus, dass der Veranstalter das auch macht und wartet erst einmal einen angemessenen Zeitraum lang ab. Peter Schwarzlose hat die Olympischen Spiele in Tokio aber immer noch im Fokus. Da er nun selbst nicht hinreisen darf, denkt er verstärkt darüber nach, wie er an Sammlerstücke heran kommen könnte. In einigen Sportarten hat er in seinen vielen Jahren als Autogrammsammler Sportler und Betreuer kennen gelernt, die er bitten könnte, ihm Postkarten, Briefmarken, Maskottchen und anderes mitzubringen. Er würde seinen Vertrauten dann auch möglicherweise Briefe mitgeben, die sie dort in einem olympischen Postamt aufgeben sollen. Dann würden diese mit einem sehr geschätzten Sonderstempel in Rathenow eintreffen. Das Problem an diesen Vorstellungen ist aber momentan noch, dass oft wegen der Corona-Krise noch gar nicht klar ist, wer überhaupt für die Spiele nominiert wird. Vorteilhaft für Sammler und sonstige Interessierte ist übrigens, dass die Olympischen Spiele auch in diesem Jahr als „Tokio 2020“ veranstaltet werden. Das erspart allen Beteiligten, die bereits hergestellten Souvenirs noch einmal neu mit 2021 produzieren zu lassen. Mehr Zeit fürs Buchprojekt: Da er die Reise zu den Spielen in Tokio nun abschreiben muss, hat Peter Schwarzlose den Kopf jetzt schon frei für ein besonderes Buchprojekt. Die Freunde vom Verein der Autographensammler in Sinntal im Bundesland Hessen, mit dem die Rathenower Autogrammsammler schon seit vielen Jahren kooperieren, haben ihn gefragt, ob er mit ihnen bei der Gestaltung eines Buches zusammenwirken würde, das dem Jubiläum „50 Jahre Olympische Spiele in München 1972“ gewidmet ist. Einer von fünf Autoren: 2022 soll es erscheinen und der Rathenower wird einer der fünf Autoren sein. Alle deutschen Medaillengewinner sollen in dem Buch mit ihren Autogrammen vorgestellt werden. Auch kleine Geschichten sollen erzählt werden. Peter Schwarzlose sucht bereits nach Menschen aus der DDR, die damals als Touristen nach München reisen durften. Er hat es aber nicht aufgegeben, doch einmal zu Olympischen Spielen nach Asien zu reisen. Schon für Februar 2022 sind die Olympischen Winterspiele in Peking geplant. Dort würde der Rathenower gern hinfliegen. Die Reise will er aber lieber erst kurz davor buchen. Von Bernd Geske