Schülerküche ist das Geheimnis hinter dem Bundespreis

2020 wird (neben Corona) in die Geschichte der Dunckeroberschule Rathenow als das Jahr eingehen, in dem sie zwei Bundespreise gewonnen hat. Am Donnerstagabend hat Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, in Berlin die Preisgewinner des Wettbewerbs „Zu gut für die Tonne!“ verkündet. Dabei kam heraus, dass die Oberschule Johann Heinrich August Duncker in der Kategorie „Gesellschaft und Bildung“ alle anderen Bewerber hinter sich gelassen hat. Erst im Februar dieses Jahres hatte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht in Berlin die Dunckeroberschule mit dem Titel „Hervorragende Verbraucherschule“ in der höchstmöglichen Stufe Gold geehrt. Diese Auszeichnung wird vom Bundesverband der Verbraucherzentralen vergeben an Schulen, die ihre Schülerinnen und Schüler besonders gut auf das Leben vorbereiten. 131 Ideen vorgeschlagen: Beim bundesweiten Wettbewerb „Zu gut für die Tonne!“ können Schulen, Vereine, Unternehmen und weitere Träger Projekte dazu einreichen, wie die Verschwendung von Lebensmitteln vermindert werden kann. 131 Ideen waren diesmal vorgeschlagen worden. 14 Projekte kamen ins Finale. In der Endauswahl ist die Dunckeroberschule dann mit ihrem Projekt „Lebensmittel mit Sinn und Verstand einkaufen, verarbeiten und konsumieren“ vor den Projekten von zwei Vereinen in München und Berlin siegreich gewesen. Und was am Donnerstagabend noch nicht sofort klar war: Die Rathenower Schule hat außerdem einen der beiden ausgelobten Förderpreise bekommen, von denen jeder mit 7.500 Euro dotiert ist. „Seit 2007, als wir unsere Schülerküche eröffnet haben“, sagt Schulleiter Thomas Winterfeldt, „lernen unsere Schülerinnen und Schüler dort sehr praxisnah etwas über den Umgang mit Nahrungsmitteln.“ Die Küche sei nun zwar schon 13 Jahre alt, aber da alle Beteiligten sehr sorgsam mit ihr umgehen, befinde sie sich immer noch in einem sehr guten Zustand. Alle 7. Klassen lernen an jedem Montag fünf Unterrichtsstunden lang etwas über Hauswirtschaft. Sie werden in fünf verschiedene Gruppen geteilt, die sich nacheinander jeweils eine Stunde mit fünf verschiedenen Themenbereichen widmen. Einer davon ist das Arbeiten in der Küche. AG Kochen und Backen: Im Mittwoch gibt es im Ganztagsmodell für die 9. und 10. Klassen eine Arbeitsgemeinschaft Kochen und Backen. Sie werde sehr gern angewählt, berichtet die für das Projekt verantwortliche Lehrerin Jana Brandstäter. Oft sei es so, dass ausgesucht werden müsse, weil nicht mehr als zwölf Mädchen und Jungen gleichzeitig in der Küche arbeiten können. Am Donnerstag haben die 7. und 8. Klassen ihre AG Kochen und Backen. Eine anspruchsvolle Aufgabe haben in dieser Beziehung stets die zwei 10. Klassen. Ein Viertel dieser Schülerinnen und Schüler ist an jedem Freitag verantwortlich für die Pausenversorgung der Schule. Sie fragen im Vorfeld ab, was gewünscht wird, kaufen ein, bereiten zu und verkaufen dann ihre selbstgemachten Speisen. Die Preise müssen sie so kalkulieren, dass sie gut kostendeckend sind. Am nächsten Freitag muss man ja wieder einkaufen können. Zu einem großen Teilgebiet hat sich in den letzten fünf Jahren die Kooperation mit dem Gut Herrenhölzer bei Bensdorf entwickelt. Von diesem Landwirtschaftsbetrieb bekommt die Schule jedes Jahr in der Saison rund acht Wochen lang reichlich Spargel, Erdbeeren und Heidelbeeren, die nicht verkauft werden konnten. Die Schüler lernen, den Spargel zu schälen und auf verschiedenste Weise zuzubereiten. Die Erdbeeren werden gleich so für den Verzehr angerichtet, in Quarkspeise verarbeitet oder auf Torteletts und Tortenböden dargeboten. Was nicht sofort verbraucht werden kann, wird als Marmelade eingekocht – und muss nicht weggeworfen werden. Die Marmelade wird bei verschiedenen Veranstaltungen der Schule in hübsch gestalteten Gläsern zum Verkauf angeboten und hat immer ihre Abnehmer gefunden. Echte Höhepunkte der Lebensmittelkunde sind stets die großen Veranstaltungen der Dunckerschule wie das Schulhoffest und die Dankveranstaltung für die mittlerweile 210 Partnerbetriebe beim Praxislernen. Schülerinnen und Schüler bereiten dann ganze Buffets und andere Speisenangebote zu. Jana Brandstäter sagt, sie habe niemals Probleme, genug Schüler für die Küchenarbeit zu finden. „Wir können stolz sein auf diese Auszeichnung“, resümiert Schulleiter Thomas Winterfeldt. Dann verweist er auf Jana Brandstäter, die das Zugpferd all dieser Dinge sei. Sie bekomme auch Unterstützung von den Kollegen, aber ohne sie wären solche Erfolge nicht zu erringen gewesen. „Es ist überwältigend“, kommentiert Jana Brandstäter die Menge der Glückwünsche zum Bundespreis, die mittlerweile eingegangen sind. Förderpreis von 7.500 Euro: Fast überwältigend wegen der Höhe ist auch der Förderpreis von 7.500 Euro, den die Dunckerschule nun bald zugestellt bekommt. Wofür genau das Geld dort verwendet werden soll, das will man sich in der Schule erst noch einmal in Ruhe überlegen. Denn über eine so hohe Summe aus heiterem Himmel hatte dort noch keiner so richtig nachgedacht. Sicher ist aber, dass damit etwas gemacht werden soll, das mit Lebensmitteln zu tun haben wird. Von Bernd Geske

Rathenow - Schülerküche ist das Geheimnis hinter dem Bundespreis